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Der Blaumilchkanal

Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Weise beeinträchtigt... das heißt... ich meine, im Gegenteil... hehe ...
    Mann: Es gibt ja schließlich Hotels.
    Frau: Wir treffen uns manchmal im Kino.
    Mann: Oder man winkt sich auf der Straße freundlich zu. Hallo Clarissa!
    Frau: Ja, Liebling. Hauptsache, daß es zwischen uns keine Spannungen oder Diskussionen mehr gibt.
    Mann: Diese Phase haben wir ein für allemal hinter uns gelassen.
    Frau: Es blieb nur noch ein mögliches Reibungspünktchen.
    Mann: Die Kinder.
    Frau: Ja, sie hätten unsere neugeschaffene Harmonie möglicherweise beeinträchtigen können. Mann: Clarissa nahm also den Sohn mit, als sie ans andere Ende der Stadt umzog.
    Frau: Und die Tochter blieb bei ihm.
    Mann: Und was soll ich Ihnen sagen, es klappt wunderbar.
    Frau: Ich bin sehr zufrieden. Sehr entspannt. Weißt du, Manfred, die Karte, die du mir diesen Sommer aus Grönland geschickt hast, war wirklich rührend.
    Mann: Das freut mich, Clarissa.
    Frau: Heute sehen wir uns zum ersten Mal seit drei Jahren. Aber es ist so, als wären wir nie getrennt gewesen.
    Mann: Das sichere Zeichen für eine glückliche Ehe.
    Frau: Wir sind sehr stolz darauf, daß es uns nur durch Intellekt, gemeinsamen Willen und gegenseitiges Verständnis gelungen ist, eine prachtvolle Lösung für die quälenden Probleme des Ehealltags zu finden.
    Mann: Kurz und gut, die ideale Form des Zusammenlebens. Und deshalb, meine Herrschaften, bevor Sie mit dem Gedanken an Scheidung, Flucht oder andere moderne Lösungen spielen, sollten Sie sich gemeinsam darum bemühen, die kleinen Fallen, die das Leben stellt, auf faire und anständige Art zu beseitigen.
    Frau: Und Sie werden, wie wir, das wahre Glück der Ehe finden. Auf Wiedersehen. Manfred. Mann: Auf Wiedersehen, Liebling. Ruf mich doch Ende '96 an.

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Dieses Gebot enthält eine sehr pragmatische Forderung, auch wenn die Neigung, es zu umgehen, nicht geringer ist als beim populären Ehebruch. Sehen wir der Wahrheit ins Gesicht, der Mensch stiehlt recht gerne. Weniger gern wird er erwischt.
    Auch die Bibel ist voll von Diebstählen, manchmal ganz überraschenden. Josef zum Beispiel, den seine Brüder auf dem ägyptischen Sklavenmarkt für eine erkleckliche Summe versteigerten, wurde zuvor »aus dem Land der Hebräer heimlich gestohlen«.
    König Davids langhaariger Sohn Abschalom hingegen stahl »das Herz der Männer Israels« während seines Aufstandes gegen den Vater.
    Seither ist viel Wasser den Fluß Kishon hinabgeflossen, und Gottes wachsames Auge wurde in den Kaufhäusern durch den elektronischen Sensor ersetzt. Moses hat aber auch hier wieder recht gehabt. Das Auge im Himmel funktionierte besser.

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ÜBUNG MACHT DEN MEISTER ODER BRIEFE AUF UMWEGEN
    Vor etwa einer Woche bemerkte ich, daß ich keine Briefe mehr bekam. Ich glaubte zuerst, es handle sich um einen neuen Briefträger. Gestern entdeckte ich durch Zufall den wahren Grund. Als ich zu ungewohnter Stunde das Haus verließ, sah ich den kleinen Riegler aus dem Nebenhaus, wie er mit zwei zarten Fingern in den Schlitz meines Briefkastens fuhr und gleich auf den ersten Griff drei oder vier Briefe herausfischte. Als er mich sah, flitzte er davon.
    Ich begab mich ebenso schnurstracks wie wutschnaubend zu Herrn Riegler, der bereits an der Haustür stand.
    »Was los?« fragte er.
    »Allerdings«, schleuderte ich ihm entgegen, »Ihr Sohn stiehlt meine Briefe.«
    »Er stiehlt keine Briefe. Das Kind sammelt Briefmarken.«
    »Wie bitte?«
    »Hören Sie«, holte Herr Riegler aus. »Ich lebe mit Gottes Hilfe seit 33 Jahren in diesem Land und habe einiges geleistet, wovon nur sehr wenige Menschen wissen, darunter ein paar Minister. Ich spreche aus Erfahrung. Und ich sage Ihnen, heutzutage ist es nicht mehr der Mühe wert, Briefe zu bekommen.«
    »Und wenn einmal ein wichtiger Brief dabei ist?«
    »Wichtig? Was ist schon wichtig? Ist der Steuerbescheid wichtig? Ist eine Gerichtsvorladung wichtig? Ist es wichtig, was Ihre geldgierigen Verwandten in ihren Bettelbriefen schreiben? Glauben Sie mir, es gibt keine wichtigen Briefe.«
    »Oh, doch.«
    »Seien Sie nicht kleinlich. Mein Bruder war Karatetrainer in der Armee und bekam plötzlich einen Brief f mit der Nachricht, daß er als Gesandter nach Sansibar zu gehen hätte. Er gab ein Vermögen für eine neue Garderobe aus und las eine Menge Bücher, um sich über seinen neuen Wirkungsbereich zu informieren. Nach einer Woche stellte sich heraus, daß es sich um einen

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