Der Blaumilchkanal
waren nicht zu überhören. »Hallo, Liebling... altes Gerät auftreiben ... Uri will 400 ... ich möchte 300... also gut, 200... wir müssen auch Mama ... und natürlich deinen Mann ... alles klar.«
Daraufhin gab mir Friedländer die Telefonnummer des Gatten seiner Braut, der, wie sich herausstellte, Platzanweiser in einem Kino in Beersheba war. Friedländer erklärte mir, daß der Preis des Gerätes ein wenig gestiegen sei, Inflation und so, das müßte ich verstehen, und ihm personlich bringe die Sache keinen roten Heller.
Nachts telefonierte ich mit Beersheba.
»Da Sie mit dem Bräutigam meiner Frau befreundet sind«, sagte der Platzanweiser, »bekommen Sie dieses hervorragende Gerät um 5700 Schekel.«
Ich kalkulierte rasch durch: Felix - 500. Uri - 300. Kleinerer Bruder - 100. Friedländer - 200. Mama - 50. Braut - 250. Platzanweiser - 100. Rechnete man das Gerät hinzu, das ja auch etwas kostete, so ergab sich eine Gesamtsumme von 5500 Schekel, nicht 5700. Auf die Differenz aufmerksam gemacht, führte mein neuer Geschäftspartner die Anwaltskosten seiner Scheidung von Friedländers Braut ins Treffen und meinte, für ein fabrikneues CD-Gerät seien selbst 5700 Schekel ein lächerlich geringer Preis.
Meine geringe Begeisterung veranlaßte den Platzanweiser, am nächsten Tag eigens aus Beersheba herüberzukommen, um den Kontakt zwischen mir und dem in Tel Aviv wohnhaften Besitzer des Gerätes persönlich herzustellen.
»Der Idiot hat keine Ahnung von den Preisen, die jetzt gezahlt werden«, informierte er mich unterwegs. »Lassen Sie mich unter vier Augen mit ihm reden, und der Fall ist erledigt.«
An dieser Stelle erwachte mein Geschäftssinn. Ich erklärte, daß auch ich eine kleine Beteiligung haben möchte.
»Aber Sie sind doch der Käufer?« wunderte sich der Mann aus Beersheba.
»Macht nichts«, beharrte ich. »Schlagen Sie zum Preis noch 325 Schekel dazu, und die geben Sie mir dann unterm Tisch. Wenn alle beteiligt sind, will auch ich beteiligt sein.«
Wir hatten unser Ziel erreicht. Meine Frau öffnete die Tür und führte uns zu dem Apparat, den wir, vielleicht erinnert man sich noch, loswerden wollten.
»Ein wunderbares Gerät«, flüsterte mir der Platzanweiser zu. »Warten Sie, bis ich mit der Dame gesprochen habe.«
»Sie können auch mit mir sprechen«, sagte ich. »Das Gerät gehört mir.«
»Schön. Was wollen Sie haben?«
»4000 netto.«
Nach einer kurzen Pause, die er für seine Kopfrechnung brauchte, erklärte sich der Platzanweiser einverstanden: »In Ordnung. Mit Freunden handle ich nicht. Ziehen Sie den Preis des Gerätes, also 4000 Schekel, von der Gesamtsumme 6025 ab, zahlen Sie mir 2025 Schekel, und ich gebe Ihnen Ihre 325 Schekel zurück.«
Das war eine faire Lösung. Außerdem halte ich nichts davon, ein Geschäft scheitern zu lassen, an dem so viele Leute, noch dazu lauter gute Freunde, beteiligt sind. Es gelang mir, noch 25 Schekel für mich herauszuholen und Anteil auf 350 Schekel aufzurunden. Dann besiegelten wir den Abschluß der Transaktion mit einem gemütlichen Umtrunk.
So seltsam es klingt, man kann vielen Leuten viel Geld aus der Tasche stehlen, ganz unauffällig und auf elegante Weise.
Man braucht dazu lediglich einen weißen Arztkittel, ein paar wacklige Stühle und eine geschlossene Tür mit einem kleinen Emailschild.
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DER UNHEILBARE ARZT ODER MAGENBITTER AUF REZEPT
Es war ausnahmsweise kein Andrang im Wartezimmer. Also klopfte ich an und ging hinein. Hinter dem Schreibtisch saß der Arzt und füllte irgendwelche Formulare aus. »Guten Morgen«, sagte ich.
»Privat oder Kasse«, fragte er.
»Kasse.«
»Haben Sie eine Nummer?« fragte er.
»Ja, bitte«, sagte ich und reichte ihm meine Nummer.
»Wo fehlt's?« fragte der Arzt, während er meine Nummer mißtrauisch betrachtete. Ehe ich etwas sagen konnte, erkundigte er sich nach meinen Daten und trug sie sorgfältig in einen Fragebogen ein. Dann endlich sah er mich an.
»Also.«
Ich begann ihm zu erklären, daß ich seit einigen Tagen starke Schmerzen im Hinterkopf hätte. »Im Hinterkopf?« fragte der Arzt.
»Im Hinterkopf«, sagte ich.
»Waren Sie schon einmal hier?«
»Schon öfter.«
Der Arzt betrachtete nochmals eingehend die Nummer, die ich ihm gegeben hatte. Dann wollte er Näheres über uns, die Nummer und mich, erfahren. Dafür zog er seine Kartei und den Fragebogen zu Rate. Nach einer Weile drehte er sich zu mir um:
»Steht da 083?« fragte er.
»Ja«,
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