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Der Blaumilchkanal

Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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eine Dichterin. Wir trafen einander ein paarmal und sprachen über ihre Pläne. Das war alles. Sie hatte eine Art Leibwächter, einen Jugoslawen. Ich saß nächtelang auf der Treppe vor ihrer Wohnungstür und beneidete ihn. Wenn sie mich am Morgen um ein Schinken-Käse-Sandwich schickte, war ich der glücklichste Mensch auf Erden.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Sie nahm kleine Geschenke von mir entgegen, manchmal auch etwas Bargeld, aber dadurch wurde ihre Leidenschaft nicht geweckt. Ich litt wie ein Hund. Eines Nachts hatte ich eine fürchterliche Vision: Ich sah den Jugoslawen, wie er ihr in der Badewanne den Rücken einseifte. Damals faßte ich den Entschluß, mich von allem zu befreien. Ich rannte die ganze Nacht durch die Straßen. Wohin, war mir gleichgültig. Nur weg von ihr. Am Morgen fand ich mich vor ihrer Türschwelle mit drei Schinken-Käse-Sandwiches. Sie warf mich hinaus. Meine Freunde sahen mich zugrunde gehen und kamen mir zu Hilfe. Sie fesselten mich an einen Schaukelstuhl. Aber selbst dann erschien vor meinem geistigen Auge immer wieder ihr geheimnisvoll lockendes Lächeln. Ich schaukelte zum Telefon und wählte mit der Nase den Polizeinotruf. Die Polizei kam und band mich los. Ich ließ mich zu ihrer Wohnung führen, um ihr einen Heiratsantrag zu machen. Ich wollte die Verbindung unbedingt legalisieren, ich bin ein tiefreligiöser Mensch.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Sie war nicht zu Hause. Wahrscheinlich ausgegangen, mit ihrem Leibwächter. Ich ging zu einem Psychoanalytiker und sagte ihm alles. Er erklärte mir, daß ich als kleines Kind meine Mutter gehaßt hätte und mich jetzt dafür rächen wollte, oder es wäre auch möglich, daß ich als kleines Kind meine Mutter geliebt hätte und daß ich jene Frau mit ihr identifiziere. Was immer davon zutraf, ich brach jedesmal in Tränen aus, wenn ich ihren Namen nannte. Der Analytiker schrie mich an, Ich sollte mich nicht wie ein kleines Kind benehmen. Ich sprang von der Couch und ging zu ihr. Ich war entschlossen, ihr meinen gesamten Besitz zu vermachen.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Sie war im Prinzip einverstanden und ließ mich zum erstenmal in ihre Wohnung. Eine elegant möblierte Wohnung, voll kultivierter Atmosphäre. Wir lasen Lyrik. Als sie zu Bett ging, durfte ich die Kerze halten. Das Wachs tropfte auf meine Finger, und ich fühlte mich wie im Himmel. Dann kam der Jugoslawe. Er hatte Schlüssel in der Hand. Sie schlössen mich in die Speisekammer ein. Ich begann zu trinken. Whisky, Rum, Himbeersaft, &Ues, was ich fand. Aber es half nichts. Ich konnte nicht leben ohne sie, ohne ihre Stimme zu hören, ohne die vibrierende Ausstrahlung ihrer Persönlichkeit zu spüren. "Ich bat sie, mich unter ihrem Bett schlafen zu lassen. Sie lehnte ab. Ich sprang aus dem Fenster.« T- »Was du nicht sagst.« »Ich hatte sterben wollen, aber ich brach mir nur das Bein. Drei Monate lag ich im Gipsverband und lernte Serbokroatisch. Alle zehn Minuten rief ich sie an, bis sie den Stecker herauszog. Ich verfiel immer mehr. Aus dem Spie-gel glotzte mir das Wrack meines Schattens entgegen. Eines Tages hielt ich es nicht mehr aus, schwindelte mich im Pyjama aus dem Krankenhaus und schleppte mich zu ihr. Sie öfihete die Türe, und seither habe ich jedes Interesse an ihr verloren. Der Jugoslawe kann sie haben.« »Um Gottes willen, was ist denn geschehen?«
    »Sie ist dick geworden.«

    Alles schön und gut, aber es ist einfach nicht wahr, daß es keine glücklichen Ehen mehr gibt. Es ist höchste Zeit, dieses Vorurteil zu revidieren. Nicht unkeusches Benehmen und übereilte Trennung, nicht Eheberater und Scheidungsanwalt bringen die Lösung für Ehekrisen, sondern gegenseitiges Verständnis und ein klärendes Gespräch zwischen den beiden Märtyrern.

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CLARISSA UND MANFRED ODER DIE FERNGESTEUERTE EHE
    Mann: Guten Tag, liebe Leser. Ich möchte mich vorstellen. Ich bin der Ehemann dieser Dame.
    Frau: Und ich bin die Frau dieses Ehemannes. Guten Tag.
    Mann: Wir wollen uns mit einem der größten Mißer- der Menschheit befassen.
    Frau: Gemeint ist die Ehe.
    Mann: Letzte Umfragen ergaben folgendes: 80 Prozent finden die Ehe schlechterdings furchtbar.
    Frau: Elf Prozent unerträglich, jedoch gut.
    Mann: Drei Prozent so-so-la-la.
    Frau: Ein Prozent der Befragten weiß es nicht.
    Mann: Es kann sein, daß wir, die Männer, für diese bedauerlichen Ergebnisse verantwortlich sind.
    Frau: Vielleicht liegt die Schuld bei uns Frauen.
    Mann: Man

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