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Der Blaumilchkanal

Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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bedauerlichen Irrtum handelte, jetzt arbeitet er als Rausschmeißer in der >Sansi-Bar<. Nur damit Sie wissen, was ein wichtiger Brief ist.«
    »Wichtig oder nicht, ich möchte meine Briefe ganz gerne lesen. Okay?«
    »Okay. Ich versuche meinen Sohn dazu zu bringen, daß er nur die Marken behält und Ihnen die wichtigsten Briefe zurückgibt.«
    »Vielen herzlichen Dank. Darf ich Ihrem Herrn Sohn einen Schlüssel zu meinem Briefkasten überreichen?«
    »Wozu? Der Bub soll nur schön lernen, wie man Marken sammelt.«
    Damit war der philatelistische Privatdienst zwischen mir und Biegler junior offiziell eröffnet. Nach Gebot Nummer Sieben bin ich also ein Komplize.

    Die Zehn Gebote sind durchaus in Ordnung, aber sie machen es sich zu leicht. Alles, was schön ist im Leben, wird mir nichts, dir nichts verboten.
    Warum, um Himmels willen, konnte Moses seine Gebote nicht freundlicher formulieren. Klingt es nicht viel hübscher, wenn man sagt »Stiehl geschickter, Dummkopf.«

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FREUNDE IN DER NOT ODER KEIN ROTER HELLER

    Allmählich mußten wir einsehen, daß unser alter CD-Player, den wir für bare 3000 Schekel gekauft hatten, nicht mehr der beste war. Genauer gesagt, er war unbrauchbar geworden. Zum Beispiel schnellte die Drehzahl nach wenigen Takten so hoch, daß Ghiaurov sich in einen strahlenden Sopran verwandelte und die ausdrücklich als »solemnis« bezeichnete Missa in ein zirpendes Kinderlied. Meine Versuche, der Automatik auf den Leib zu rücken, erwiesen sich als unfruchtbar. Erfolgreicher waren die Mahnungen der besten Ehefrau von allen, das Wrack zu verkaufen. Ich gab also folgenden Text in die Zeitung: »Erstklassiger CD-Player, in hervorragendem Zustand, wie neu, familiärer Umstände halber um 4000,- abzugeben. Einmaliger Gelegenheitskauf.«
    Da wir jedoch auf unseren gewohnten musikalischen Streßabbau nicht verzichten wollten, begannen wir uns nach einem Ersatz umzusehen, nach etwas ganz Modernem auf dem CD-Markt. Wir wollten uns aber keinesfalls an Zeitungsanzeigen orientieren, denn da wird ja unverschämt gelogen. Ich bat also Freunde und Bekannte, die Augen offenzuhalten und anzurufen, falls sie etwas entdeckten.
    Schon bald meldete sich Nachbar Felix Selig mit froher Botschaft: »Ich hab's!« verkündete er jauchzend. »Ein phantastisches CD-Gerät, höchste Qualität, aus erster Hand. Allerdings nicht ganz billig. Der Besitzer verlangt 4000 Schekel. Selbstverständlich bin ich mit keinem roten Heller beteiligt.«
    »Lassen Sie es gut sein, Felix«, antwortete ich. »Wer ist der Besitzer?«
    Felix ließ es gut sein und gab den Namen des Besitzers mit Uri an, und ich sollte nur ja nicht vergessen, ihm, Uri, zu sagen, daß er, Felix, mich geschickt hatte, vielleicht ginge Uri dann ein wenig mit dem Preis herunter. Außerdem sollte ich unbedingt die Worte »Felix fünf« hinzufügen. Nichts weiter, nur »Felix fünf«. Uri wüßte Bescheid, es ist ein Geheimcode zwischen den beiden.
    Uri war, als ich kam, leider nicht zu Hause, aber sein kleiner Bruder versprach mir, ihm alles auszurichten. Wirklich besuchte mich Uri am nächsten Tag und kam schnell zur Sache. Da ich mit seinem Freund Felix befreundet sei, würde er selbst keinen roten Heller für sich beanspruchen, und das CD-Gerät koste nur 4300 Schekel.
    »Felix fünf«, sagte ich vereinbarungsgemäß. »Felix fünf.«
    »Das braucht Sie nicht zu kümmern«, beruhigte mich Uri. »Das macht keinen Unterschied. Es bleibt bei 4800.«
    Er gab mir einen verschlossenen Briefumschlag für einen gewissen Friedländer in Jaffa und wünschte mir Glück.
    Jetzt griff das Schicksal ein. Die Nagelfeile der besten Ehefrau von allen rutschte ihr am Abend zufällig aus, der Briefumschlag lag gerade daneben, sie schlitzte ihn, und so mußte ich gegen meinen Willen den Inhalt des Briefs kennenlernen. Es waren nur wenige Zeilen, von Uri an Friedländer.
    »Der Kerl ist ein Freund von Felix. Sucht ein CD-Gerät. Felix verlangt 500 Schekel. Ich bekomme 300 und eine Draufgabe fiir meinen kleinen Bruder, der die Sache vermittelt hat.« Ich verschloß den versehentlich geöffneten Brief und trug ihn am folgenden Morgen zu Friedländer nach Jaffa.
    »Einem Freund von Uri bin ich immer gern gefällig«, sagte Friedländer. »Das Gerät, das ich für Sie im Auge habe, ist ein echter Fund. Ich werde sofort meine Braut anrufen. Ihr Mann kennt den Besitzer.«
    Friedländer ging ins Nebenzimmer und versperrte die Tür, aber einige Gesprächsfetzen

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