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Der Blaumilchkanal

Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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treffen.« »Welches Präsidium?«
    »Nach Ottomanischem Gesetz, das bekanntlich noch nicht in allen Bereichen aufgehoben wurde, muß jeder Verein ein dreiköpfiges Präsidium haben.«
    »Zu dumm«, scherzte Uri. »Wir sind vier.«
    »Dann ist einer überflüssig«, konstatierte trocken der Anwalt.
    Wir lachten herzlich. Es war aber auch zu komisch.
    »Na schön«, schlug Chaim vor, »dann wird halt Ephraim dem Präsidium nicht angehören.« Abermals brachen wir in stürmisches Gelächter aus, obwohl wir eigentlich wütend waren, unsere kostbare Zeit mit derartigen Bagatellen verschwenden zu müssen. Besonders wütend war ich. Wie kam Chaim dazu, mich aus dem Präsidium zu werfen? Warum gerade mich? Das würde ich ihm nicht so bald vergessen.
    »Die Frage des Präsidiums wäre also geklärt.« Dr. Shay-Sonnenschein war zufrieden. »Jetzt müssen wir noch festlegen, unter welchen Umständen der Ausschluß «ines Mitglieds stattfinden soll.«
    »Das ist doch nicht aktuell«, unterbrach Jakob.
    »Natürlich ist das heute noch nicht aktuell. Aber in Zehn Jahren könnte es sein, daß Sie mit irgendeinem Mitglied nicht mehr auskommen, daß der Mann kriminell wird oder daß Sie ihn aus persönlichen Gründen draußen haben wollen.«
    Ich merkte deutlich, daß alle mich ansahen. Mich und nur mich.
    Dr. Shay-Sonnenschein fuhr fort: »Ich halte es für ratsam, den Ausschluß eines Mitglieds vom einstimmigen Beschluß des Präsidiums abhängig zu machen.«
    »Kommt nicht in Frage!« rief ich. »Ich habe kein Vertrauen zum Präsidium. Über einen Ausschluß kann nur die Generalversammlung entscheiden.«
    »Es wäre viel zu kompliziert, wegen eines einzigen Mitglieds eine Generalversammlung einzuberufen«, protestierte Jakob. »Auf diese Weise könnten wir praktisch niemanden loswerden.«
    Ich wollte nicht so schnell klein beigeben und stellte eine Frage:
    »Nehmen wir an, daß zum Beispiel Jakob ausgeschlossen werden soll. Mußten wir ihm dann etwas zahlen, Herr Doktor?«
    »Auch darüber muß das Präsidium entscheiden.« »Unmöglich!« Jetzt war Uri dagegen. »Wenn man mich hinausekeln wollte, ich würde mir von den Präsidialidioten gar nichts sagen lassen. Die Höhe meiner Entschädigung müßte ja in den Statuten nachzulesen sein.«
    »Kein Problem«, entschied Dr. Shay-Sonnenschein. »In den Statuten ist Platz für alles. Vielleicht sollten wir zur Erleichterung der Steuererklärung festhalten, daß einem ausscheidenden Mitglied statt einer Abfindung das Gehalt für sechs Monate ausbezahlt wird.« »Welches Gehalt?«
    »Das Sie festsetzen. Schließlich handelt es sich um einen gemeinnützigen Verein. Das heißt, daß Sie alle Gewinne unter sich aufteilen müssen.«
    »Diese paar Schekel sind doch nicht der Rede wert.«
    »Heute sind es nur ein paar Schekel, in zehn Jahren können es Hunderte oder Tausende sein. Sie müssen sich immer die Entwicklungsmöglichkeiten eines solchen Unternehmens vor Augen halten. Sie können in Ihren Räumen eine Snackbar einrichten. Sie können die größeren Säle für Hochzeiten und Jubiläen vermieten. Seit kurzem sind Tanzkurse am Wochenende sehr beliebt. Wenn Sie geschickt sind, können Sie mit dem Hinweis, daß Sie nicht für Gewinn arbeiten, Steuerbefreiung erreichen. Der dennoch erzielte Gewinn muß dann eben unter der Bezeichnung >Gehalt< an die Mitglieder verteilt werden.«
    »Aber nicht an alle«, wehrte sich Uri. »Nur an die vier Gründungsmitglieder, die hier anwesend sind.«
    Dieser Vorschlag wurde einstimmig angenommen. Jakob hakte nach: »Was die Mitgliedschaft betrifft, müssen wir sehr wählerisch sein. Ich bin für strenge Prüfung und hohe Mitgliedsbeiträge. Da sind wir sicher, daß wirklich nur Leute von Kultur und Niveau zu uns kommen.«
    Dr. Shay-Sonnenschein servierte Mineralwasser. Jakob war inzwischen von mir weggerückt. Ich behielt den schäbigen Opportunisten scharf im Auge.
    Chaim und Uri flüsterten miteinander und zeigten abwechselnd auf Jakob und mich. Ich nahm mir vor, den Kontakt mit diesen beiden hinterhältigen Typen so rasch wie möglich abzubrechen.
    »Wie, Herr Doktor, ist die Rechtslage«, fragte ich, »wenn sich herausstellt, daß einer von uns sich heimlich in der Vereinskasse bedient hat?«
    »Es müßte, im Falle eines Diebstahls, entweder ein Schiedsgericht zusammentreten oder eine außerordentliche Vollversammlung einberufen werden.«
    »Und wenn die betreffende Person sich als Spitzel in unsern Kreis eingeschlichen hat?« fragte Uri und warf

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