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Der Blaumilchkanal

Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Bodenschätze, wir kämpfen hart um unsere wirtschaftliche Unabhängigkeit. 300 000 Schekel im Jahr. Woher, Ziegler, woher?
    Ziegler: Ich weiß nicht.
    Direktor: Da haben Sie's. Auf der andern Seite kosten uns, wie Sie soeben gehört haben, alle Veruntreuungen zusammen nicht mehr als eine viertel Million, also 50 000 Schekel weniger als 300 000 Schekel Jahresbestechung. Wollen Sie die Staatskasse um diese 50 000 Schekel berauben?
    Ziegler: Gott behüte.
    Direktor: Dann tun Sie mir den Gefallen und hören Sie endlich auf, eine Gehaltserhöhung zu verlangen.
    Ziegler: Jawohl, Herr Direktor. Sie haben recht.
    Direktor: Ich freue mich, daß Sie vernünftig geworden sind, Ziegler. Vielleicht in ein paar Jahren, wenn die Staatsfinanzen sich konsolidiert haben, vielleicht dann...
    Ziegler: In ein paar Jahren bin ich Millionär.
    Direktor: Dann kann ich Ihnen leider nicht helfen, Ziegler. Auf Wiedersehen.
    Ziegler: Auf Wiedersehen, Herr Direktor.

    Trotz aller Bemühungen ist es dem Dieb Ziegler also nicht geglückt, erwischt zu werden, und der arme Kerl war sehr frustriert darüber.
    Es wäre aber falsch, daraus zu schließen, daß für die Diebe, denen es gelungen ist, im Knast zu landen, sich das Leben als reines Honiglecken darstellt.

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HÄFTUNGSDRAMA VOR DEN KERKERMAUERN
    Schon einige Abende lang hatte die beste Ehefrau von allen den Eindruck, daß sich jemand in unserer Wohnung versteckt. Wir dachten zuerst an den Steuerprüfer und wollten ihn nicht provozieren, aber schließlich gingen uns die Geräusche im Vorzimmer so sehr auf die Nerven, daß ich beschloß, etwas zu unternehmen. Ich ging ins Vorzimmer hinaus, und da saß ein Mann mit Brille in unserem Lehnstuhl und schlief. Als ich ihn geweckt hatte, stand er auf und stellte sich vor:
    »Mein Name ist Blitz.«
    »Sehr erfreut.«
    Vor mir stand einer unserer prominentesten Taschendiebe, der erst vor zwei Wochen zu 15 Monaten Kerker verurteilt worden war.
    Wir plauderten ein wenig, und ich erfuhr, daß Blitz mit dem Ergebnis der jüngsten Wahlen nicht einverstanden war. Er hatte einen Sieg der Liberalen bevorzugt, hauptsächlich deren vorgesehene Änderungen im Strafvollzug.
    Nach einiger Zeit hielt ich es nicht länger aus:
    »Entschuldigen Sie«, sagte ich. »Wie sind Sie eigentlich aus dem Gefängnis herausgekommen?«
    Mein Gast lehnte sich zurück, sichtlich überwältigt von jüngsten Erinnerungen:
    »Wir hatten das von langer Hand vorbereitet, Farkas und ich. Ich hielt mit Farkas von Anfang an Kontakt durch einen speziell ausgearbeiteten Klopfzeichencode.«
    »Ausgearbeitet? Wie?«
    »Nun, wir trafen uns ja täglich im Speisesaal, wo wir die Sache ausführlich diskutieren konnten. Die Wärter beschwerten sich, daß unser ewiges Klopfen sie verrückt mache. Unser Antrag auf Telefon wurde jedoch abgelehnt. >Die Gefangenen<, sagten sie, >dürfen nicht miteinander telefonieren< Sie waren sehr streng in diesem Gefängnis.«
    »Sie werden dafür büßen.«
    »Hoffentlich. Aber es hat uns doch sehr verbittert. Wir arbeiteten also einen detaillierten Fluchtplan aus, Farkas und ich. Als erstes wollten wir einen Tunnel zum Gefängnisfriseur graben und uns dort rasieren. Dann ging der Weg weiter zur Kanalisationsanlage und in die Kleiderkammer, um uns Anzüge zu besorgen. Von dort in die Küche zu einem kleinen Imbiß, dann ins Büro des Direktors, um uns die nötigen Papiere zu verschaffen. Dann wollten wir uns an einem Strick zum Gefängniskino hinunterlassen und noch einmal einen guten Film sehen. Die eigentliche Flucht war erst nach Vorstellungsschluß geplant.«
    »Beeindruckend.«
    »Warten Sie. Das Ganze war nicht so einfach, wie es klingt. Wir mußten ja einen genauen Plan des Gefängnisgebäudes anlegen, um richtig vorgehen zu können. Dazu brauchten wir Schreibmaterial. Aber das wurde uns von der Gefängnisverwaltung nicht bewilligt. Die mißtrauischen Kerle denken an alles. Sie trachten nur danach, uns das Leben schwerzumachen. So blieb uns nichts übrig, als den Lageplan mit unseren Taschenmessern in die Wand des Baderaums zu ritzen.«
    »Wie lästig.«
    »Eben. Andauernd fehlte uns irgend etwas. Besonders schwierig war die Beschaffung eines Spatens. Kleine nützliche Geräte wie Zangen, Schraubenzieher und elektrische Drillbohrer kann man sich im Gefängnis verhältnismäßig mühelos besorgen. Aber ein Spaten erregt Aufsehen. Deshalb beschlossen wir, ihn in Eigenproduktion herzustellen, und wollten in die Gefängnistischlerei

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