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Der Blaumilchkanal

Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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fetten Gauner hinaus ... Der Fahrer hat vollkommen recht... Allah ist groß ... Fahren wir...
    Dr. Partzuf: Aber bitte, ich wollte ja ...
    Polizist (wirft ihn hinaus): Ich werde Sie lehren, den Verkehr aufzuhalten. Marsch. Stehen Sie sofort vom Pflaster auf. Ihren Ausweis, bitte!
    Fahrer (läßt den Motor an) : Vielen Dank, liebe Zeugen. Das habt ihr gut gemacht.

    Es gibt eine einflußreiche Mafia, die das Achte Gebot im Umkreis von Kilometern meidet. Diese Olympioniken der Halbwahrheiten und echten Lügen bevölkern die Arena des gewaltigen Medienzirkus'.
    All jene, die in diesem Zirkus mitspielen, ob als Christen oder als Löwen, wissen aus Erfahrung, daß Widerstand gegen die Medien zwecklos ist. Seitdem sich nämlich der erste Mensch in den Finger gestochen und mit seinem Blut das erste Bild an die Wände seiner Höhle gemalt hat, ist es zur lieben Gewohnheit geworden, daß die Menschheit jedes gedruckte oder gesendete Wort für bare Münze nimmt, und das besonders gerne, wenn ehrenwerte Leute durch den Schmutz gezogen werden.
    Kurz gesagt, wir alle lieben die öffentliche Verleumdung, je mehr Schmutz, desto besser. Womit beileibe nichts gegen privaten Klatsch und Tratsch gesagt sei, ist er doch ein wahres Lebenselixier für Partys oder auch für Telefonate an pornofilmfreien Abenden. Das echte Vergnügen aber, der unübertroffene kollektive Orgasmus, ist und bleibt ein saftiger öffentlicher Skandal in den Medien, vor allem wenn er professionell inszeniert wird. Natürlich muß man sich fragen, warum selbst kluge Leute auf Verleumdungen hereinfallen. Die Antwort lautet, sie fallen gar nicht darauf herein. Sie tun nur so, genau so, als säßen sie im Theater oder im Kino. Es ist dies, man muß es einmal offen aussprechen, ein bewährtes Abkommen zwischen Fernsehsendern und Zuschauern oder zwischen der Zeitung und ihren Lesern. Es sieht vor, daß Partei A zum Vergnügen von Partei B den täglichen Skandal liefert, wobei Partei B so tut, als wisse sie nicht, daß es sich um lupenreine Lügenmärchen handelt. Dieses hübsche Gesellschaftsspiel erfreut sich weltweiter Beliebtheit. Denn würden die Medien nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit verbreiten, hätten nur ein paar Tugendbolde ihre Freude daran, während eine ordentliche Verleumdung eine ganze Nation samt Nachbarn glücklich macht. Ja, die öffentliche Verleumdung macht alle froh, und zwar ganz im Sinne des biblischen Gesetzes von Moses: »Du sollst dem Ochsen, der drischt, nicht das Maul verbinden.«

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EIN PRAKTISCHER RATGEBER ZUR PROFESSIONELLEN VERLEUMDUNG
    Die entscheidende Voraussetzung ist, daß man dem Opfer keinerlei Chance läßt. Das ist gar nicht schwer, denn theoretisch gibt es zwar die Möglichkeit von Leserbriefen oder einer gerichtlichen Klage, und auch die Einstweilige Verfügung hat Justitia im Köcher, aber mit all diesen läppischen Versuchen macht man sich nur lächerlich.
    Leserbriefe bringen deshalb nichts, weil sie von betroffenen, also von befangenen Personen verfaßt sind, und deren subjektive Aussage wirkt natürlich unglaubwürdig. Damit sind sie praktisch machtlos gegen die hohe moralische Autorität des mit dem Skandal befaßten Zeitungsvolontärs in Sankt Pauli.
    Prozesse hingegen ziehen sich zumeist über mehrere Generationen hin. Zwischenzeitlich stirbt das Opfer und auch die Zeitung, und die Urenkel haben später keine Ahnung mehr, worum es eigentlich ging.
    Man muß also in diesem internationalen Gesellschaftsspiel entweder sehr geschickt mitmischen oder ganz still die Finger davon lassen.
    Für Anfänger und Fortgeschrittene biete ich nachfolgend ein paar leicht faßbare Tips zur Perfektion in der anspruchsvollen Disziplin der professionellen Verleumdung.
    *
    Die Wirkung der Gesetzestafeln vom Berg Sinai lehrt, daß Menschen am sichersten von Dokumenten überzeugt werden.
    Ich nenne zum besseren Verständnis ein Beispiel.
    Es ist Saure-Gurken-Zeit, die Lokalzeitung sucht verzweifelt nach einer Titelgeschichte. Da erzählt der Lokalredakteur, der neben dem Abgeordneten Meierhofer wohnt, daß er am Morgen Frau Meierhofer beim Teppichklopfen gesehen hätte.
    Die Zeitung macht also die Titelseite mit folgender Headline auf: »Abgeordneter Meierhofer kauft heimlich Teppiche bei persischen Asylanten«. Das ist der Augenblick, das Dokument einzusetzen, denn die Öffentlichkeit wird sich um so lieber empören, wenn die Schlagzeile mit einem Schnappschuß des verstorbenen Ajatollah Khomeni

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