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Der Blaumilchkanal

Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Ihrem Anwalt deponieren.«
    »Der Architekt«, schluchzte Felix, »wollte den Chauffeur überfahren ... mit seinem Chevrolet ... weil er wußte, daß die geschiedene Frau des Ministers ... mit der Siamkatze, die eigentlich dem Schwulen gehört...«
    Ich hielt mir beide Ohren zu und wandte mich ab:
    »Hören Sie auf! Kein Wort weiter! Ich erzähle alles, was Sie sagen, der nächsten Zeitungsredaktion. Die Journalisten werden jedes Detail recherchieren. Morgen weiß es die ganze Stadt.«
    »Sie sind ein Schuft«, brüllte Felix. »Sie tun, als wäre
    es Ihnen gleichgültig, mit wem die Freundin des Architekten ein Verhältnis hat.«
    »Mit Benzion Ziegler«, antwortete ich trocken.
    Felix glotzte:
    »Wer, wieso wissen Sie das?«
    »Weil ich es Ihnen vor ein paar Wochen selbst erzählt habe, Sie Idiot. Und damals haben Sie mir bei allem, was Ihnen heilig ist, geschworen, daß kein Wort davon jemals über Ihre Lippen kommen würde.«
    Es dauerte ungefähr eine Minute, bis Felix sich gefangen hatte.
    »Richtig«, murmelte er verlegen. »Ich habe diese Geschichte schon so oft erzählt, daß ich die Quelle vergessenhabe.« Plötzlich erhellte ein glückliches Lächeln sein Gesicht. »Aber dann breche ich ja gar kein Versprechen, wenn ich es Ihnen erzähle. Also hören Sie ...«
    Arm in Arm setzten wir unseren Weg fort, und Felix sprudelte ungehemmt drauflos:
    »Es begann damit, daß Frau Ziegler bei der bewußten Dame anrief und daß eine männliche Stimme antwortete. Frau Ziegler legte auf, ergriff ihre Kamera und ihre Reitpeitsche und nahm sofort ein Taxi...«
    Begierig hörte ich ihm zu. Wir gingen die ganze Geschichte nochmals durch, bis zum Ende. Was in unserer Stadt vorgeht, ist wirklich skandalös, das muß ich schon sagen. Ich würde es nicht glauben, wenn ich die skandalöse Geschichte nicht selber erfunden hätte.

    Also gut. Bei Tratsch und Klatsch handelt es sich um eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Widmen wir uns jetzt den echten Profis im Lügengewerbe.

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DIE DRESSUR DES »ANGSTHASEN VON TANGER«
    Also paß gut auf, Weißberger. Du steigst nicht in den Ring wie jeder andere, sondern du springst mit einem Panthersatz über die Seile.«
    »Warum?«
    »Weil du der >Schrecken von Tanger< bist, Weißberger. Wie oft soll ich dir das noch sagen? Also weiter. Die Zuschauer werden dich natürlich auspfeifen. Daraufhin machst du eine obszöne Geste ins Publikum und trittst einen Herrn mit Brille, der dicht am Rang sitzt, in die Nase. Und zwar so stark, daß er blutet.«
    »Muß das sein?«
    »Frag nicht so dumm. Dafür wird er ja bezahlt. Als der Rowdy, der du bist, packst du auch noch den Schiedsrichter und wirfst ihn aus dem Ring.«
    »Armer Kerl.«
    »Arm? Er bekommt drei Prozent von den Bruttoeinnahmen. Wenn er wieder im Ring ist, wird er dich verwarnen, aber du lachst ihm nur ins Gesicht und schüttelst die Fäuste. Im nächsten Augenblick bekommst du von einem empörten Zuschauer eine Bierflasche an den Kopf geworfen.«
    »Oiweh.«
    »Keine Angst, Weißberger. Er verfehlt dich. Es ist nicht das erste Mal, daß er für mich wirft. Und die Polizei wird ihn sofort abführen.«
    »Kann man sich auf sie verlassen?«
    »Wir haben die Szene gestern noch einmal mit den Polizisten geprobt. Das ist in Ordnung. Und jetzt sprechen wir über unsern brutalen Kampf. Du darfst von Anfang an keinen Zweifel daran lassen, daß die Regeln der Fairneß für dich nicht existieren.«
    »Warum?«
    »Weißberger, es ist zum Verzweifeln mit dir. Willst du ein echter Profiringer werden oder willst du ewig Kellner bleiben? Also. Du reißt mir die Ohren aus, schleuderst mich zu Boden, trampelst auf mir herum und verfluchst mich auf arabisch.«
    »Jiddisch wäre mir lieber.«
    »Geht nicht. Du vergißt, Weißberger, daß du der »Schrecken von Tanger< bist. Wenn du mich lang genug mißhandelt hast, wird eine Frau in der zweiten Runde aufspringen und schreien: >Ich kann das nicht länger mitansehen! Pfui! Ringrichter hinaus! Der »Schrecken von Tanger« hat den Ringrichter bestochen!<«
    »Sie lügt!«
    »Sei nicht albern. Sie ist die Frau des Ringrichters. Man muß das alles im voraus organisieren. Der Ringrichter wird versuchen, uns zu trennen, aber du drückst seinen Kopf zwischen die Seile, und wenn er nur noch röchelt, ziehst du ihm die Hosen herunter. Er wird vor Scham ohnmächtig. Der anwesende Arzt stellt eine Herzattacke fest.«
    »Großer Gott!«
    »Hör endlich auf zu jammern, Weißberger. Auch

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