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Der Blaumilchkanal

Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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der Arzt ist organisiert. Während ein neuer Ringrichter herbeigeschafft wird, bricht von allen Seiten ein Pfeifkonzert über dich herein. Du machst wieder eine obszöne Gebärde und streckst die Zunge heraus.«
    »Ist das notwendig?«
    »Es ist üblich. Mittlerweile hat die Polizei Verstärkung bekommen und umstellt den Ring.« 
    »Ist auch die Polizei. ..«
    »Selbstverständlich. Unser Kampf geht weiter und wird bestialisch. Du steckst die Finger in meine Augenhöhlen und drückst mir die Augenbälle heraus.«
    »Mir ist übel. Könnte nicht ein anderer ...«
    »Weißberger, sei ein Mann. Catch-as-catch-can ist hart. Arbeitslosigkeit ist härter.«
    »Aber ich bin kein brutaler Mensch. Ich bin nur dick.«
    »Wie kannst du hoffen, ohne Brutalität zu gewinnen?«
    »Heißt das, daß ich den Kampf gewinne?«
    »Ich sagte >hoffen<. Von Gewinnen ist keine Rede. Samson ben Porat, der >Stolz des Negev<, kann gegen den >Schrecken von Tanger< unmöglich verlieren, das muß dir doch klar sein. Ja, schön, du wirst eine Weile auf mir sitzen und meinen Fuß so fürchterlich verdrehen, daß ich mich vor Schmerz krümme. Plötzlich liege ich auf beiden Schultern. Der Ringrichter beginnt mich auszuzählen. Aber gerade wenn er bei neun hält, trete ich dich mit dem anderen Fuß kräftig in den Bauch.«
    »Nein! Nein!«
    »Der Tritt ist vorgesehen, Weißberger. Er schleudert dich ungefähr drei Meter weit, du taumelst gegen die Seile, ich springe dich an, reiße dich nieder und mache dich unter dem begeisterten Jubel der Zuschauer fertig - Während mich der Ringrichter zum Sieger erklärt, schleuderst du einen Stuhl nach ihm.«
    »Einen Stuhl?«
    »Ja. Er steht eigens zu diesem Zweck in der Ecke. Du triffst aber nicht den Ringrichter, sondern einen alten Herrn in der dritten Reihe, der wimmernd zu Boden sinkt. Die erboste Menge stürmt in den Ring und will dich lynchen.«
    »Um Himmels willen.«
    »Es wird dir nichts geschehen, Weißberger, das verspreche ich dir. Hast du noch immer nicht kapiert? Auch die Zuschauer sind eingeweiht. Sie wissen, daß sie dich lynchen sollen, wenn der alte Herr zusammensinkt.«
    »Ja, aber, vielleicht könnte dann jemand entdecken, daß alles geschoben ist.«
    »Was heißt hier >vielleicht    »Eine einzige. Wenn die Leute ohnehin wissen, daß sie belogen werden, warum kommen sie dann überhaupt?«
    »Weil sie Sportfans sind, Weißberger. Leidenschaftliche Sportfans.«

    Seit der jüdische Wissenschaftler mit der weißen Mähne die Relativitätstheorie erfunden hat, sind die Spielregeln in der Justiz völlig andere. Heute entscheidet nicht der Allmächtige, was falsches Zeugnis ist und was nicht, sondern jemand, der mit der Organisation des Universums nicht so überlastet ist. Ich meine den Staatsanwalt.
    Diese hohe juristische Autorität ist in manchen Fällen sogar bereit, mit dem Delinquenten nach dem jeweiligen Tageskurs der Gesetzesbörse zu verhandeln. Der Grundsatz lautet: »Wenn sie sich in einer bestimmten Angelegenheit schuldig bekennen, dürfen sie in einer anderen lügen wie der Baron Münchhausen.«
    Gar keine schlechte Idee. Schade, daß Moses nicht rechtzeitig darauf gekommen ist.

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ZEUGEN LÜGEN GUT, KRONZEUGEN LÜGEN BESSER
    Es war kurz nach 23 Uhr, als ich von einer wilden Orgie nach Hause fuhr. Plötzlich tauchte dicht vor meiner Kühlerhaube eine Katze auf. Ich riß den Wagen nach links, fuhr auf den Gehsteig und von dort in einen Obst- und Gemüseladen, schlitterte zwischen sorgfältig angeordneten Zitrusfrüchten und Tomaten hindurch bis an die Rückwand, die ich krachend durchbrach, und landete auf der anderen Seite in einer ruhigen Wohngegend. Ein Laternenpfahl brachte mich zum Stehen und fiel dann der Länge nach hin.
    Nach erstaunlich kurzer Zeit erschien ein Hüter des Gesetzes, zog sein Notizbuch hervor und begann in den Trümmern meines Wagens nach mir zu fahnden. Er fand mich schließlich im weit geöffneten Kofferraum zwischen dem Ersatzreifen und der gebrochenen Achse.
    »Was ist los?« fragte er.
    »Nichts Besonderes. Ich versuche hier zu parken.«
    »Machen Sie keine dummen Witze, Mann. Sie sind vorschriftswidrig gefahren, und das wird Sie viel Geld kosten.«
    Ich

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