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Der bleiche König: Roman (German Edition)

Der bleiche König: Roman (German Edition)

Titel: Der bleiche König: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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das, was sie zum Brüllen brachte, war ja auch das, was das Brüllen dämpfte.«
    »Ein Fettwanstarsch senkte sich und bedeckte ihr Gesicht.«
    »Tempo und Stille waren bei der Operation das A und O, weil es sich genau genommen ja um Einbruch und Körperverletzung handelte, und Fat Marcus war schon mindestens einmal relegiert worden, und keiner von uns stand auf der Liste des Dekans, könnte man sagen, und nicht vergessen: Das war 1971, und die Einberufungsbehörde stand praktisch draußen vor dem Tor und wartete nur darauf, dass man rausflog.«
    »Deswegen war Bondurant doch in Vietnam. An der Front.«
    »Ich war G2-Buchhalter in Saigon, du Knallkopf. Das war nicht die Front.«
    »Aber heißt das, du bist wegen so was eingezogen worden? Weil du Erstsemester mit einem fetten Judenarsch überfallen hast?«
    »Ich sag doch, das war etwas, das sich einfach so ergeben hatte, und die Nr. haben wir in allen Erstsemesterwohnheimen total oft abgezogen, und zwar mit hundert Prozent operativem Erfolg, bis dann eines Tages die Tür von Diablo offen stand, den alle Diablo den linkshändigen Surrealisten nannten, das war ein puerto-ricanischer Mauermaler, der ein Stipendium aus Indianapolis und einen Sockenschuss hatte, z. B. hatte er seinen Studentenjob in der Fakultätsmensa verloren, weil er eines Tages wohl unter Acid zur Arbeit kam und alle Plätze nur mit Messern eindeckte und Visionen hatte und so dornige fluoreszierende katholische Wandbilder an die Wände von Lagerhäusern unten am Fluss malte, der hatte einen Sockenschuss – Diablo der linkshändige Surrealist.«
    »Gab’s an deiner Uni eigentlich auch Leute, die Joe oder Bill hießen?«
    »Mit dem legte sich nie einer an, weil er voll den Sockenschuss hatte, so ein kleiner Fünfundvierzig-Kilo-Dago aus dem Barrio von Indianapolis, aber zu der Zeit war die Operation ein ausgefuchster Mechanismus, wo es aufs Tempo ankam, und außerdem schnallte nie einer, wer das war, wenn wir alle reinplatzten und uns ums Bett rum formierten. Ich weiß noch, ich hatte immer den linken Knöchel, und Fat Marcus war auf dem Bett und löste den Gürtel und stellte die Füße meistens auf das Kissen von dem Typ, nur schlief dieser Junge ohne Kissen und sogar ohne Decke; der lag einfach nur auf der kahlen gestreiften Wohnheimmatratze.«
    Der einzige wirklich fette Mensch, den Gestine Hurd je gekannt hatte, war ein GS -9-Sonderprüfer in der Dienststelle Oneida gewesen, und der hatte die gesamten zwei Jahre über, in denen Hurd ihn gekannt hatte, an der nachträglichen Buchprüfung einer Firma aus Oneida gesessen, die so winzig und so spezialisiert war, dass sie ausschließlich die Trennpappen herstellte, die in die Pappkartons kamen, in denen eine ganz bestimmte Sorte winziger Glühbirnen transportiert wurde, die in winzigen Messinglampen Verwendung fanden, die oben an die Rahmen von Gemälden geklemmt wurden, die man oft in denkmalgeschützten Häusern und ländlichen Restaurants sieht.
    »Was uns schon mal hätte warnen sollen, außerdem schien Diablo der linkshändige Surrealist schon wach zu sein, als wir die Tür aufschmetterten, denn er setzte sich nicht auf, jaulte nicht, rieb sich nicht die Augen und schlug nicht um sich, als wir reinplatzten, uns seine Gliedmaßen schnappten, Fat Marcus der Geldverleiher aufs Bett stieg und anhob, seinen gargantuanischen weißen Arsch auf Diablos Gesicht runterzulassen; er lag einfach nur ganz still da, und in seinen Augen glänzten die lateinamerikanische Verschlagenheit und der allumfassende Sockenschuss. Die Raumausstattung wollte man gar nicht näher kennenlernen, also was da alles an den Wänden hing; wenn das surreale Tempo der ganzen Operation es zugelassen hätte, wenn wir nur ein bisschen mehr auf das Zimmer oder die Miene des Typen auf der Matratze geachtet hätten, dann hätten wir aufgehört oder erst mal einen Aufklärungstrupp vorgeschickt, uns jede Menge Scherereien erspart, wären nicht von der Uni geflogen und hätten nicht ein Scheißjahr in Saigon verbracht und Materialbuchhaltung gelernt. Was ich meinem ärgsten Feind nicht wünschen würde.«
    Die Bandspulen drehten sich mit einem leisen Dreifachzischen. Die Mienen der IRS -Agenten glichen denen von Wölflingen, wenn am Lagerfeuer Geschichten erzählt werden. Ein kurzes Eiern des Bandes für das Mikrofon am Eingang blieb unbemerkt.
    »Er wartete, bis der Arsch von Fat Marcus dem Geldverleiher direkt über ihm war und sein Gesicht berührte, aber noch nicht mit dem vollen

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