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Der bleiche König: Roman (German Edition)

Der bleiche König: Roman (German Edition)

Titel: Der bleiche König: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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Feldtelefon des Jahres beantragen konnte, oder aber er bekam davon stechende Schmerzen irgendwo am Schulterblatt. Er hielt mit der einen Hand ein normales Tonwahltelefon und knabberte ein abgestorbenes Hautfitzelchen am Daumennagel ab, während er die Seiten an seinem Klemmbrett umblätterte.
    »Chaney hat ein Foto von Glendenning und sich an ihrer Bürowand; muss man sich mal vorstellen.«
    »Chaney.«
    »Julia Drutt Chaney, vierundvierzig, GS-10, 952678315, Verwaltungsbeauftragte für 047B im ganzen Komplex. Große, sehr große Frau. Üppig. Stantonmäßig, falls du dich aus Philly an die erinnerst. Wie in Möööse. Wie in, wenn du die durch den Hof kommen siehst, sieht das aus, als würden sich mehrere Frauen ein Kleid teilen. Große rote Wangen. Lässt sich aber nicht für dumm verkaufen, Mitarbeiterbeurteilung –«
    »Wir interessieren uns in 047B nur für Revisionen, da ist das Nebensache.« Sylvanshine versuchte, sich an den Namen seines Lehrers in der zweiten Klasse zu erinnern, was den Endpunkt einer langen Kette unnützer Gedanken bildete, deren Zwischenschritte er schon wieder vergessen hatte, aber angefangen hatte es mit den Manövern, dank deren Reynolds es geschafft hatte, mehrere Wochen in Washington, D. C. und Martinsburg zu bleiben und sich Mehrls Ohr geneigt zu halten, indem er anbot, Sylvanshines erste Außendienstberichte zu analysieren und auf die für Lehrl relevanten Faktenmuster einzudampfen, bevor er sich schließlich, nachdem alle seine üblichen Strategien erschöpft waren, Claude an diesem trostlosen Ort angeschlossen hatte. »Konzentrieren wir uns hier mal auf das Steak und nicht auf die Erbsen, was Claudie? Findest du nicht auch?« Den scherzhaften Ton schlug Reynolds oft Untergebenen oder Kollegen mit niedrigerem GS -Rang gegenüber an, und er wusste ebenso gut wie Claude, dass Sylvanshine krampfhaft überlegte, wie er ihm die Beleidigung heimzahlen konnte. »Das Steak ist die Prüfabteilung.«
    » ADD für die Prüfabteilung ist Rosebury, Eugene E., vierzig, GS-13, 907313433, sandgelbes Haar, groß, ein bisschen krumm, Brille passt nicht ganz, oder aber seine Ohren sind nicht ganz symmetrisch, sieht irgendwie gelehrt aus, aber das kann auch an der Pfeife liegen, er raucht nämlich Pfeife, Glendennings Junge vom Scheitel bis zur Sohle. Mag sein Haar nicht, irgendwas ist mit seinem Haar. Macher. Wendehals. Hilft nicht und hindert nicht.«
    »Zweiter AD ist Yeagle? Yagle?«
    »Ist Gary Yeagle. Kein zweiter Vorname. Der Einfach-nur-Gary-Typ. Komischer Typ. Großes schweres Schwabbelgesicht, aber eine lange Kinnlade, dabei weich, diese Kinnlade, das Fett lappt so runter, und wenn man ihn ansieht, hat man zusammen mit den hohlen Wangen den Eindruck, man wird von einer schmelzenden Faust geboxt. Neun-, nein, ’tschuldigung, achtunddreißig, überschwänglicher Begrüßer, aber anders als Sheehan, denn Sheehans Dauerhändeschütteln ist professionell und strategisch, während man Yeagle anmerkt, dass er unsicher ist und überall beliebt sein will, weil sonst die Welt untergeht oder so.«
    »Was ihn zu einem potenziell schwachen Glied in der Kette machen würde.«
    »Die Sorte, die im Umgang total schüchtern und nervös ist, aber derb und herzhaft und kontaktfreudig auftritt, das wiederum nicht durchhält, sodass es für alle nur quälend ist. Ein Kiefer, den man als Schneepflug einsetzen kann.«
    »Yeagle könnte also einer von unseren Jungs werden, wenn wir für Mels Bemühungen in der Anfangsphase die Zielgruppe bilden.«
    »Und Augenbrauen bis zum Gehtnichtmehr. Ohne Scheiß jetzt. Tolkienmäßige Augenbrauen bei einem Achtunddreißigjährigen. Sehr intensives Lächeln, das er immer zu einem verschlagenen Grinsen oder einer Grimasse verziehen will, indem er diese unglaublichen Augenbrauen runterzieht. Der Menschenschlag, der einem mit beiden Händen die Hand schüttelt. GS-13, aber schon seit dem zweiten Quartal ’78 Gruppenmanager, also hat er wohl was auf der Pfanne, auch wenn er das mir gegenüber noch nicht gezeigt hat. Nicht gerade der Leuteschinder, den man in einer Prüfungsdienststelle als Gruppenmanager erwarten würde.«
    »Hat Glendenning ihn befördert?«
    »Yeagles Unterlagen sind lückenhaft. Du könntest dir da drüben Yeagles gesamte Akte raussuchen lassen; die Akte, die ich hier von ihm finden konnte, ist lückenhaft.« Sylvanshines Daumen blutete leicht, und er sah sich nach etwas Unwichtigem um, woran er ihn abtupfen konnte. Reynolds und er wussten beide, dass sich

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