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Der bleiche König: Roman (German Edition)

Der bleiche König: Roman (German Edition)

Titel: Der bleiche König: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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des Regionalen Prüfkommissars Mittlerer Westen und haufenweise Esoterika über Wohnmöbelbau und -reparatur sowie Elektrowerkzeuge, die jäh in einer SDI
Anmerkung
von Spezifikationen hinsichtlich des abgetrennten Daumens eines erwachsenen Mannes resultierten. Bei Systems verleitete das manch einen zu dem Schluss, der gegenwärtige RPZ -Direktor und Regionalschleimer Mittlerer Westen DeWitt »der Wicht« Glendenning hätte bei irgendeinem privaten Schreinerunfall einen Daumen verloren oder würde ihn bald verlieren, und ließ ihn Pläne und Erwartungen um diese Tatsache herumstricken.
    Die Wahrheit – die Claude Sylvanshine trotz der mehrmals auftauchenden Zahlenkolonnen zur Aerodynamik arteriellen Bluts und den Geschwindigkeiten, mit denen das Sägeblatt einer Standbandsäge mit 1420 U/min Kegelschnitte durch eine menschliche Hand mit gegebener Masse und Winkel vornehmen kann, nie erfahren wird und kann – ist, dass der abgetrennte Männerdaumen faktisch relevant war für das Leben und die Psyche von Leonard Stecyk, StPC von Dienststelle 047, der in der Praxis nicht nur seine eigene Arbeit, sondern auch einen Großteil der Arbeit seines Vorgesetzten machte. Der Vorfall mit dem abgetrennten Daumen spielt eine große Rolle in der psychischen Entwicklung, die L. M. Stecyk zu einem der genialsten und fähigsten Service-Verwaltungsbeamten der Region gemacht hatte, obwohl er heute tief in Stecyks Unbewusstem vergraben liegt und sein bewusstes Leben von der Personalabteilung des RPZ und den Problemen im Zusammenhang mit den aufziehenden Stürmen in den Abteilungen Systems und Compliance beherrscht wird.
    Der Vorfall selbst ist nicht unmittelbar relevant und lässt sich daher recht schnell wiedergeben. Aus Gründen, die heute im Verwaltungsnebel versunken sind, gab es für Jungen in den zehnten Klassen im ganzen oberen Mittleren Westen obligatorischen Werkunterricht, was für die Berufsschüler die letzte Chance war, die Gymnasiasten, von denen sie (in Michigan) ein Jahr zuvor getrennt worden waren, zu schikanieren und zu quälen. Und Leonard Stecyk machte in Mr Ingles Werkunterricht in der dritten Stunde der Charles E. Potter Highschool im Herbst 1969 eine besonders schwere Zeit durch. Das lag nicht nur daran, dass Stecyk mit fast sechzehn Jahren 1,55 groß war und klitschnass siebenundvierzig Kilo wog, denn das war er (klitschnass), nachdem die Jungen ihn in den Duschen nach dem Sportunterricht auf den Kachelboden gestoßen und vollgepinkelt hatten, ein Ritual, das sie das Stecyk-Spezial nannten – er sollte dann der einzige Junge in der Geschichte von Grand Rapids werden, der mit einem Regenschirm duschen ging. Es lag auch nicht an der vom Bundesamt für Sicherheit am Arbeitsplatz zugelassenen Schutzbrille und dem selbst genähten Tischlerschurz mit der Aufschrift LENS GANZER STOLZ: BAUEN MIT HOLZ in Palmer-Kursivschrift, mit dem er zum Werkunterricht kam. Auch nicht daran, dass am Werken in der dritten Stunde auch zwei verschiedene künftige Straftäter teilnahmen, von denen der eine schon eine Woche Schulverbot aufgebrummt bekommen hatte, weil er einen Eisenbarren mit dem Schweißbrenner bis zum Rotglühen erhitzt und gewartet hatte, bis er nicht mehr rot war, bevor er beiläufig zu Stecyk gesagt hatte, er solle ihm doch grad mal schnell den Eisenbarren holen, der da neben der Laubsäge lag. Das eigentliche Problem war praktischer Natur: Wie sich zeigte, brachte Leonard keinerlei Begabung oder Neigung fürs Werken mit, ob es nun um Grundlagen, Schweißen, Elementarbauweise oder Maßschreinerei ging. Gut, Mr Ingle musste zugeben, dass die technischen Skizzen und Maßangaben des Jungen außergewöhnlich (fast schon verweichlicht, fand er) sauber und präzis waren. Nein, einfach furchtbar war Stecyk bei konkreten Projekten und der Maschinenbedienung, ob er nun etwas auf Winkel schneiden, sich an eine vorgezeichnete Bohrschablone halten oder auch nur die Grundfläche des Zigarrenkistchens aus Kiefernholz schmirgeln sollte, die Mr Ingle (der gern Zigarren rauchte) alle Schüler für ihre Väter hatte anfertigen lassen, aber bei Stecyks offenbar schlaffem oder jedenfalls nicht ausreichend männlichem Griff hatte der Bandschleifer das Kistchen wie ein Geschoss durch den Werkraum schießen lassen, und keine drei Meter von Mr Ingles Kopf entfernt war es an der Betonwand explodiert, und Ingle (der Stecyk vorbehaltlos und ohne schlechtes Gewissen verachtete) sagte, der einzige Grund, aus dem er ihn mit seinem Schurz nicht

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