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Der bleiche König: Roman (German Edition)

Der bleiche König: Roman (German Edition)

Titel: Der bleiche König: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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des Unternehmens wurden in ein hochrentables Geldmarktkonto investiert, und die Zinsen waren damals hoch, während bei Studentendarlehen überhaupt erst nach Abschluss des Studiums Zinsen anfallen. Die Gesamtstrategie war sowohl finanziell als auch akademisch konservativ. Es war nicht so, dass ich jede Woche mehrere solche fiktionalen Auftragstexte geschrieben hätte. Ich hatte schließlich noch jede Menge eigene Arbeit.
    Um eine erwartbare Frage vorwegzunehmen, gebe ich gern sofort zu, dass ich mich bestenfalls in einer ethischen Grauzone bewegte. Deshalb habe ich oben auch gleich wahrheitsgemäß gesagt, dass ich nicht bettelarm war und die Zusatzeinkünfte gebraucht hätte, um mir etwas zu essen zu kaufen oder so. Ich war nicht verzweifelt. Ich versuchte nur, Ersparnisse zu bilden, um nach dem Abschluss nicht vor dem erwarteten
Anmerkung
Schuldenberg zu stehen. Mir ist klar, dass das streng genommen keine Entschuldigung ist, ich glaube aber, es ist zumindest eine Erklärung; und es gab andere, allgemeinere Umstände und Kontexte, die mein Verhalten in einem milderen Licht erscheinen lassen. Zum einen stellte sich heraus, dass auch die Universität selbst von großer moralischer Heuchelei war und sich der Vielfalt ihrer linken politischen Korrektheit rühmte, während sie in Wahrheit die Kinder der Elite auf Eliteberufe vorbereitete, in denen sie sich dumm und dusselig verdienen würden, womit die Uni das Reservoir an Alumni erweiterte, die zu gut betuchten Sponsoren werden konnten. Ohne dass das je zur Sprache gekommen wäre oder dass es sich jemand auch nur eingestanden hätte, war die Uni ein wahrhaftiger Tempel des Mammons. Echt jetzt. Das beliebteste Hauptfach war beispielsweise Wirtschaftswissenschaften, und meine besten und hellsten Kommilitonen waren alle besessen von der Idee einer Karriere an der Wall Street, deren offen vertretenes Credo damals »Gier ist gut« lautete. Von den Kokaindealern auf dem Campus, die weit mehr verdienten als ich, reden wir lieber gar nicht. Und das sind erst einige der mildernden Umstände, die ich, wenn ich wollte, anführen könnte. Meine eigene Herangehensweise war unvoreingenommen und professionell, der eines Anwalts nicht unähnlich. Im Grunde genommen war ich der Ansicht, dass mein Unternehmen zwar Elemente enthielt, die bei Lichte besehen als Anstiftung oder Beihilfe zur Entscheidung eines Klienten verstanden werden konnten, gegen den universitären Ehrenkodex zu verstoßen, dass diese Entscheidung aber ebenso wie ihre praktische und moralische Rechtfertigung aufseiten des Klienten lag. Ich übernahm gegen Honorar gewisse freiberufliche Schreibaufgaben; warum bestimmte Studenten bestimmte Essays von bestimmter Länge zu bestimmten Themen brauchten und was sie mit ihnen anfingen, nachdem ich sie ihnen ausgehändigt hatte, das ging mich nichts an.
    Der Hinweis möge genügen, dass diese Sicht vom Rechtsausschuss der Universität Ende 1984 nicht geteilt wurde. An diesem Punkt wird die Geschichte etwas komplex und reißerisch, und eine Standardautobiografie würde wahrscheinlich bei den Einzelheiten, der krassen Ungerechtigkeit und Heuchelei des Ganzen verweilen. Diese wird das aber nicht tun. Ich erwähne das alles schließlich überhaupt nur, um etwas Kontext für die auf den ersten Blick »fiktional« anmutenden formalen Elemente dieser vom Standard abweichenden Autobiografie bereitzustellen, die Sie (hoffentlich) gekauft haben und jetzt genießen. Außerdem möchte ich natürlich erläutern, warum ich zu einer Zeit, in der ich an einer Eliteuniversität mein Grundstudium hätte absolvieren sollen
Anmerkung
, einem der ödesten und drohnenmäßigsten Bürojobs von ganz Amerika nachging, damit diese auf der Hand liegende Frage nicht vom Rest des Buchs ablenkt (eine Ablenkung, die ich persönlich als Leser hasse). Angesichts dieser beschränkten Zielsetzung wird das ganze Akad.-Ehr.-Fiasko am besten in groben Umrissen skizziert, und zwar so:
    (1a) Naive Menschen sind sich mehr oder weniger per definitionem nicht bewusst, dass sie naiv sind. (1b) Im Rückblick muss ich sagen, ich war naiv. (2) Aus verschiedenen persönlichen Gründen gehörte ich keiner Studentenverbindung an und war daher nicht vertraut mit den vielen bizarren Stammesriten und -praktiken in der sogenannten »griechischen« Gemeinschaft der Universität. (3a) Eine dieser Verbindungen hatte die selten dämliche und kurzsichtige Praxis eingerichtet, hinter dem Bartresen ihres Billardsalons in einem

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