Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der bleiche König: Roman (German Edition)

Der bleiche König: Roman (German Edition)

Titel: Der bleiche König: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
Vom Netzwerk:
Welt geheim gehalten, seit er in der vierten Klasse gewusst hatte, wie die Katze in der Kindheit der ersten große Liebe des Ehemanns seiner Klassenlehrerin geheißen hatte, die (also die Katze jetzt) bei einem Malheur in der Nähe des Kohleofens in Ashtabula, Ohio, auf der einen Seite die Schnurrhaare verloren hatte, was nur verifiziert wurde, weil er ein kleines Büchlein illustriert hatte und der Mann der Lehrerin den Namen und die schnurrhaarlose Buntstiftzeichnung von Scrapper sah, elfenbeinweiß wurde und drei Nächte lang schwere Träume hatte, wovon niemand erfuhr.
    Der Faktenseher führt ein Teilzeitleben in einer Welt widerspenstiger, schwärender Details, die niemand kennt oder kennen wollen würde, wenn er sich entscheiden könnte. Die Bevölkerung von Brunei. Der Unterschied zwischen Schleim und Auswurf. Wie lange ein Kaugummibatzen an der Unterseite des vierten Stuhls von links in der dritten Reihe vom Virginia Theater in Cranston, Rhode Island, geklebt hat, aber nicht, wer es da hingeklebt hat und warum. Unmöglich vorherzusagen, welche Fakten auf ihn eindringen werden. Ständige Kopfschmerzen. Die Daten manchmal sichtbar und wie von einem unendlich hellen Licht in unendlicher Ferne wunderlich hinterleuchtet. Die Menge unverdauten roten Fleischs im Dickdarm des durchschnittlichen dreiundvierzigjährigen männlichen Einwohners von Ghent, Belgien, in Gramm. Der Wechselkurs zwischen der türkischen Lira und dem jugoslawischen Dinar. Das Todesjahr des Meeresforschers William Beebe.
    Beißt in ein Hostess-Cupcake. Weiß, wo es gebacken wurde; weiß, wer die Maschine bediente, die es mit einer dünnen Schokoladenglasur überzog; kennt dessen Gewicht, Schuhgröße, Bowling- und Trefferdurchschnitt während der Baseballkarriere in der American Legion; kennt die Dimensionen des Zimmers, in dem sich dieser Mensch jetzt gerade aufhält. Überwältigend.

§ 16
    Lane Dean jr. und zwei ältere Prüfer aus einem anderen Block stehen draußen an einem der nicht alarmgesicherten Ausgänge zwischen zwei Blöcken auf einem von gepflegtem Rasen umgebenen Betonhexagramm und schauen in die Sonne über den Brachfeldern südlich des RPZ . Niemand raucht; sie sind einfach nur ein bisschen draußen. Lane Dean ist nicht mit den beiden anderen herausgekommen; er wollte in seiner Pause nur zufällig gleichzeitig ein bisschen frische Luft schnappen. Er sucht noch nach einem wirklich schönen und ablenkenden Ort für die Pause; die ist ihm sehr wichtig. Die beiden anderen Männer kennen sich oder arbeiten im selben Team; sie sind zusammen rausgekommen; man merkt, dass das eine langjährige Gewohnheit ist.
    Der eine Mann gähnt und streckt sich, was irgendwie gekünstelt wirkt. »Puh«, sagt er. »Also, Midge und ich waren am Samstag drüben bei den Bodnars. Hank Bodnar kennst du ja, vom K-Team drüben in der Kapitalprüfung, der mit der Brille, deren Gläser sich in der Sonne automatisch verdunkeln, wie heißen die noch gleich?« Der Mann hat die Hände hinter dem Rücken verschränkt und wippt auf den Zehen rasch auf und ab wie jemand, der auf den Bus wartet.
    »Hm.« Der andere Mann, der vielleicht fünf Jahre jünger ist als der, der zu den Bodnars gegangen ist, begutachtet eine gutartige Zyste oder Geschwulst innen am Handgelenk. Die Vormittagshitze nimmt zu, und die elektrischen Surrgeräusche der Heuschrecken in den Wildgräsern schwellen auf den in der Sonne liegenden Feldabschnitten an und ab. Beide Männer haben sich Lane Dean nicht vorgestellt, der weiter von ihnen wegsteht als sie voneinander, wenn auch nicht so weit, dass er mit ihrem Gespräch überhaupt nichts zu tun hätte. Vielleicht wollen sie ihn nicht in seiner Ruhe stören, weil sie sehen, dass er neu ist und sich noch auf die unglaubliche Einförmigkeit der Steuerprüferei einstellen muss. Vielleicht sind sie schüchtern und befangen und wissen nicht recht, wie sie sich vorstellen sollen. Lane Dean, dessen Hosenbeine so weit hochgerutscht sind, dass er sie in einer Toilettenkabine wieder runterziehen müsste, würde in der Hitze am liebsten auf die Felder hinauslaufen, im Kreis herumrennen und die Arme schwenken.
    »Wir wollten eigentlich schon am Wochenende vorher rüber, das müsste dann also, was, am siebten gewesen sein«, sagt der erste Mann und widmet sich einem Ausblick, der dem Auge eigentlich nichts Besonderes zu bieten hat, »aber unsere Jüngste hatte Temperatur und ein bisschen Halsweh, und Midge wollte sie nicht mit dem Babysitter allein lassen,

Weitere Kostenlose Bücher