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Der bleiche König: Roman (German Edition)

Der bleiche König: Roman (German Edition)

Titel: Der bleiche König: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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erledigt. Wissen Sie.«

§ 18
    »Und es gibt wieder Schreibtischnamen. Das ist auch so ein Plus unter Glendenning. Nichts gegen den Bleichen König, aber Konsens ist, dass Glendenning mehr an der Arbeitsmoral der Beamten gelegen ist, und Schreibtischnamen sind ein Beispiel dafür.«
    [Stichwort aus dem Off.]
    »Na ja, wie der Name schon sagt. Statt des eigenen Namens. Man hat auf dem Schreibtisch ein Schild mit seinem Schreibtischnamen stehen. Dem Nom de Plüm, wie das so schön heißt. Man muss sich keine Sorgen mehr machen, der Mann von der Straße, dem man ein bisschen die Daumenschrauben anlegen muss, könnte den Namen von einem kennen, womöglich rausfinden, und wo man mit der Familie wohnt – da macht man sich als Beamter doch so seine Gedanken.«
    [Stichwort aus dem Off.]
    »Es ist aber nicht ganz so wie vor dem Bleichen König. Damals ist es aus dem Ruder gelaufen, da beißt die Maus keinen Faden ab. Offensichtliche Witznamen gibt es nicht mehr. Die ja auch, ehrlich gesagt, schnell einen Bart bekamen; keiner will doch vom Steuerzahler für blöd gehalten werden. Wir sind hier alles andere als blöd. Also gibt es keinen Rainer Lös, keine Randa den Sevilla und keinen Fiek van Hinten mehr. Obwohl keiner sagt, und Mr Glendenning wäre da sogar der Letzte, dass man den Schreibtischnamen nicht als Hilfsmittel einsetzen kann. In der großen Schlacht um die Herzen und die Köpfe. Wenn man schlau ist, benutzt man den als Hilfsmittel. Wir rotieren; Dienstalter hat bei der Schildchenwahl Vorrang. Mein Schreibtischname ist in diesem Quartal Eugene Fusz – sehen Sie ja da auf dem Namensschildchen. Die sehen jetzt richtig gut aus. Eine Methode ist, man wählt einen Schreibtischnamen, wo das Gegenüber nicht sicher ist, wie man ihn ausspricht. Sagt man jetzt Fusch , oder heißt das Futz oder Fuß? Der Mann von der Straße will einen schließlich nicht beleidigen. Gut sind auch Samenstrøm, Oubé, Machslochow, Jürgenwürger, Bügler, Ferdy Katz, Schoewder oder Fakowski. Es gibt mehr als dreiundvierzig Schildchen. Will Pinke, Deearoe. Umlaute kommen immer gut; Umlaute treiben sie ganz besonders die Wände hoch. Das ist einfach eine zusätzliche Taktik, um sie ein bisschen ins Schleudern zu bringen. Und außerdem ein kleines Lächeln an einem grauen Tag usw. usf. Hanratty hat für das dritte Quartal ein Peanys-Schildchen beantragt – das wird noch geprüft, sagt Mr Rosebury. Auch unter Glendenning gibt es schließlich Grenzen. Es geht hier um Staatseinkünfte, und wir betreiben hier kein Lachkabinett.«

§ 19
    »Es gibt da interessante Zusammenhänge zwischen Bürgersinn und Egoismus, und auf der Welle müssen wir mitschwimmen. Hier in den USA erwarten wir, dass der Staat und das Recht unser Gewissen sind. Unser Über-Ich, könnte man sagen. Das hängt teils mit dem liberalen Individualismus zusammen, teils mit dem Kapitalismus, aber von den theoretischen Aspekten versteh ich nicht viel – ich glaube an das, was ich sehe. In gewisser Weise sind Amerikaner verrückt. Wir infantilisieren uns selbst. Wir sehen uns nicht als Bürger – als Teil von etwas Größerem, für das wir eine große Verantwortung tragen. Wir sehen uns als Bürger, wenn es um unsere Rechte und Privilegien geht, aber nicht in puncto Verantwortung. Unsere Verantwortung als Bürger treten wir an den Staat ab und erwarten letztlich, dass der Staat die Moral in Rechtsform bringt. Wobei ich hauptsächlich von Ökonomie und Wirtschaft rede, weil ich mich da auskenne.«
    »Was tun wir, um den Niedergang aufzuhalten?«
    »Ich habe keine Ahnung, was wir tun. Als Bürger verzichten wir immer mehr auf unsere Autonomie, aber wenn wir als Staat den Bürgern die Freiheit nehmen, auf ihre Autonomie verzichten zu dürfen, dann nehmen wir ihnen schon die Autonomie. Das ist paradox. Die Verfassung gibt den Bürgern ein Recht auf Politikabstinenz, sie dürfen die Entscheidungen den Unternehmen und einem Staat überlassen, der jene unserer Meinung nach kontrolliert. Die Unternehmen stellen es immer geschickter an, uns zu einem Denken in ihrem Sinne zu verführen – Gewinnstreben als telos und Verantwortung als etwas, was man symbolisch verehrt und real vermeidet. Gerissenheit im Gegensatz zu Weisheit. Wollen und Haben statt Denken und Handeln. Das können wir nicht aufhalten. Ich geh mal davon aus, es wird zu einer Art Katastrophe kommen – Depression, Hyperinflation –, und dann heißt es, Hosen runter: Entweder wachen wir auf und erobern unsere Freiheit zurück,

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