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Der blinde Passagier

Der blinde Passagier

Titel: Der blinde Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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kennen uns“, sagte das Mädchen.
    „Von den Tennisstunden bei Herrn Pohmann“, antwortete Peter Schimmelpfennig.
    „Wie kommst du hierher?“ wollte das Mädchen wissen. „Und was machst du da?“
    „Werbefotos für eine Limonade“, grinste Peter Schimmelpfennig. „Und wie ich hierherkomme, das ist eigentlich eine abendfüllende Geschichte.“
    „Ich wohne mit meiner Mutter im Royal Hawaiian, Zimmer 412“, bemerkte das Mädchen.
    „Dann wohnen wir im gleichen Stockwerk“, meinte Peter, „ich habe 492.“
    „Da kann ja nichts schiefgehen“, lachte das Mädchen mit dem hellblonden Pferdeschwanz. „Deine Geschichte interessiert mich nämlich. Im übrigen heiße ich Manuela.“
    „Mein Name ist Peter Schimmelpfennig.“
    „Die Welt ist klein“, stellte das Mädchen Manuela fest. Zwei Minuten später paddelte es auf einem blau-weiß gestreiften Bügelbrett zur Brandung hinaus.
    „Ob sie eine Ahnung hat?“ fragte Sola.
    „Es sieht nicht so aus“, meinte Peter Schimmelpfennig, „sonst hätte sie etwas gesagt.“
    „Das stimmt“, gab der junge Brasilianer beruhigt zu. „Und
    vielleicht können wir noch heute mit dem Versteckspielen aufhören. Es hängt von dem Telefonat ab.“
    Später ging es mit einem Taxi bis zum Diamond Head, einem felsigen Berg, der ins Meer hineinragte. Peter Schimmelpfennig mußte aus seiner Segeltuchtasche immer wieder ein anderes Hemd herausholen, weil Alain für jede Aufnahme andere Farben wollte. Dann ging es weiter in die Insel hinein.
    Schneeweiße Tauben schwebten von den hohen Koabäu-men, und überall gab es tropische Blumen in allen Farben. Die Feigenbäume blühten gerade, und das Gras war hoch und ganz hellgrün. Immer wieder standen aus tiefschwarzem Harpoholz geschnitzte Götterbilder im Schatten der Palmen.
    Kurz vor zwei Uhr hatte der dicke Alain mindestens fünfzehn Filme verknipst, darunter zwei mit der Kamera von Peter Schimmelpfennig. Einen dritten spannte er ihm ein, als sie im Taxi wieder zum Hotel fuhren.
    Auf die Minute pünktlich klingelte um drei Uhr im Zimmer von Herrn Rodrigo Sola das Telefon. Er nahm den Hörer ab und mußte eine Weile warten.
    Peter Schimmelpfennig saß neben der geöffneten Tür auf dem Balkon und ließ die Beine baumeln. Alain lag breit und lang in einem Sessel.
    Das Gespräch dauerte fast eine Viertelstunde. Sola hörte die meiste Zeit nur zu. Und wenn er überhaupt etwas sagte, war kein Wort zu verstehen, weil er nur Brasileiro sprach. Überraschend legte er schließlich auf. Er zündete sich eine Zigarette an und spazierte über den Teppich. „Die Sache ist die“, meinte er endlich.
    „Na, dann wissen wir ja Bescheid“, grinste Peter Schimmelpfennig und kam vom Balkon ins Zimmer zurück.
    Aber Rodrigo blieb mit seinen Gedanken trotzdem noch weit weg. „Das ist wirklich ein tolles Ei“, meinte er schließlich. Aber er sagte es eigentlich nur zu sich selbst.
    „Guten Morgen“, ließ sich Peter Schimmelpfennig wieder hören, und der dicke Alain schnalzte mit den Lippen.
    Der junge Brasilianer lachte und war wieder hellwach. Plötzlich sprudelte es nur so aus ihm heraus: Senhor Tavares lasse herzlich grüßen. Das zuerst. Und zweitens sei in Rio die Hölle los. Und nicht nur in Rio. Alle Welt sei auf der Suche nach dem verschwundenen „blinden Passagier“. Und haarge-nau jetzt sei es an der Zeit, daß dieser „blinde Passagier“ wieder auftauche. Das gebe eine Sensation wie ein Erdbeben. „Und wo soll das Erdbeben stattfinden?“
    „Du solltest dich hinsetzen“, schlug Rodrigo vor, „oder du fällst glatt in Ohnmacht.“
    „Ich sitze“, sagte Peter Schimmelpfennig und ließ sich in einen Sessel fallen.
    „In New York oder in Tokio“, gab der junge Brasilianer bekannt. Er blickte in das Zimmer, als hätte er gerade eine Bombe geworfen und warte auf die Explosion. Aber es gab keinen Knall. Dafür blieb es eine ganze Weile still. Man hörte nur vom Strand her Stimmengewirr und die Brandung.
    „Der Auftrag für BABALU ist mit den heutigen Aufnahmen erledigt“, stellte Rodrigo endlich fest. „Alain soll mit seinen Filmen auf dem schnellsten Wege nach Rio zurück. Die Limonadenleute brennen auf die Fotos.“ Der junge Brasilianer übersetzte das, was er gerade gesagt hatte, für den Fotografen. Daraufhin schraubte sich der rothaarige Alain aus seinem Sessel und ging zum Telefon.
    „Und was uns zwei betrifft...“ sagte Herr Rodrigo Sola. „Es gibt da ein riesiges Warenhaus in New York und ein riesiges

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