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Der blinde Passagier

Der blinde Passagier

Titel: Der blinde Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Mister Goldwater“, sagte Peter Schimmelpfennig. „Und noch viel Vergnügen heute.“
    Waikiki hieß die Bucht mit dem Badestrand. Die drei wanderten dicht am Meer entlang, wo der Sand hart und nicht so heiß war. Dicht hinter ihnen trabte ein Hotelboy in seiner schneeweißen Jacke. Er hieß Coco und schleppte die zwei Metallkoffer mit den Fotoapparaten und die Schimmelpfennig-sche Segeltuchtasche.
    Man badete oder lag in der Sonne. Viele Europäer. Aber auch Touristen aus Japan und natürlich aus Amerika. Segelboote mit polynesischen Götterbildern auf den weißen oder roten Segeln. Palmen. Und überall steckten bunte schmale Bretter im Sand. In langen Reihen ausgerichtet wie Soldaten bei einer Parade. Sie waren etwa drei Meter lang und sahen aus wie farbige Bügelbretter oder sehr schmale Paddelboote. Eine ganze Weile wußte Peter Schimmelpfennig nicht so recht, was das bedeutete. Aber dann sah er, wie ein paar polynesische Jungen diese farbigen Bügelbretter ins Wasser stießen und auf ihnen ins Meer hinauspaddelten.
    „So etwas wie Wasserski?“ fragte er.
    „Eigentlich Wellenreiter“, antwortete Rodrigo. „Hier heißen sie ,Surfriders’ , und viele von ihnen sind regelrechte Artisten.“
    „Und jetzt zurück zu den BABALU-Limonaden.“ Der rothaarige Alain grinste. Er hatte bereits seine Kameras ausgepackt und blinzelte in die Sonne. „Sie steht noch ein bißchen hoch und müßte mehr von rechts kommen, damit das Meer im Hintergrund nicht ganz so dunkel ist.“
    Der kaffeebraune Hotelboy Coco lehnte an einer Palme.
    „Das trifft sich ausgezeichnet“, bemerkte Peter Schimmelpfennig und setzte sich in den Sand. „Dann haben wir ja Zeit und können uns in aller Ruhe unterhalten.“ Er zog die Beine an und blickte zum Meer hinaus. „Wenn ich mich richtig erinnere, hatten wir abgemacht, daß Senhor Tavares nach vier Tagen einen Vertrag schickt. Die vier Tage sind um.“
    „Und jetzt kommt dein angedrohter Streik?“ fragte der junge Brasilianer Rodrigo. Er angelte sich eine Zigarette aus der Tasche.
    „Vielleicht“, meinte Peter Schimmelpfennig.
    Die Surfriders hatten draußen die Brandung erreicht. Sie wendeten ihre Bretter, richteten sich auf und warteten auf möglichst hohe Wellen. Dann standen sie plötzlich aufrecht und ließen sich zum Ufer zurücktragen, breitbeinig und mit ausgestreckten Armen.
    „Fabelhaft“, sagte Peter Schimmelpfennig.
    „Ich habe heute morgen mit Senhor Tavares telefoniert“, verkündete Herr Sola und setzte sich gleichfalls in den Sand. „Honolulu ist so etwas wie eine Endstation. Die BABALU-Leute jedenfalls sind nur noch an Hawaii-Aufnahmen interessiert, wie sie sagen. Was hinterher passieren soll, liegt vorerst noch im Mond.“
    Rodrigo Sola pustete seinen Zigarettenrauch nachdenklich vor sich hin. „Pünktlich um drei Uhr ruft Senhor Tavares heute nachmittag an. Dann sagt er uns, wie es weitergeht. Ich schlage vor, du wartest mit deinem Streik noch, bis wir telefoniert haben.“
    „Einverstanden“, sagte Peter Schimmelpfennig, „aber ich möchte bei dem Gespräch dabeisein.“
    „Einverstanden“, sagte jetzt auch Rodrigo. Anschließend übersetzte er für den rothaarigen Alain, was gerade besprochen worden war.
    Wenig später hatte Peter Schimmelpfennig wieder einmal sein BABALU-Glas in der Hand. Der schwarzhaarige Hotelboy Coco mußte aus einem Restaurant Eiswürfel besorgen, und der dicke Alain schoß mit seinen Kameras wie mit Maschinengewehren.
    Inzwischen waren immer mehr Surfriders zu der Brandung hinausgepaddelt. Peter Schimmelpfennig mußte sich mit seiner knallroten BABALU-Limonade ganz dicht ans Wasser stellen, damit die Wellenreiter im Hintergrund möglichst nah und groß zu sehen waren. Jetzt warf ein hoher Brecher gleich ein ganzes Rudel Surfriders zum Strand. Sie balancierten auf ihren Brettern mit ausgebreiteten Armen wie Seiltänzer.
    „Attention!“ rief der dicke Alain. Peter Schimmelpfennig hob sein BABALU-Glas in die Höhe und ging mit seinem Lächeln an den Start.
    „Jetzt!“ kommandierte Rodrigo. Peter Schimmelpfennig strahlte wie ein Eskimo im Hochsommer. Dicht hinter ihm schossen die Surfriders durch die Brandung.
    „Excellent“, schnaufte der dicke Alain und transportierte seinen Film weiter. Gleichzeitig sagte eine sehr helle Stimme: „Das schlägt dem Faß den Boden aus!“
    Die Stimme gehörte einem etwa vierzehnjährigen Mädchen, das lange, schlanke Beine hatte und einen hellblonden Pferdeschwanz.
    „Ich glaube, wir

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