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Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus

Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus

Titel: Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
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»Lebensformtypen«, das den landbewohnenden Tieren nun offenstand. Das Vakuum wurde in Millionen von Jahren der Evolution hauptsächlich mit Säugetieren gefüllt. Das Interessante für uns daran ist, daß es drei unabhängige Vakuen gab, die unabhängig voneinander mit Säugetieren gefüllt wurden - in Australien, Südamerika und in der Alten Welt.
    Die ursprünglichen Säugetiere, die zufällig in den drei Gebieten vorhanden waren, als die Dinosaurier mehr oder weniger gleichzeitig große Lebensräume freigaben, waren alle recht klein und unbedeutend, wahrscheinlich Nachttiere, die zuvor im Schatten und unter der Vorherrschaft der Dinosaurier gelebt hatten. Sie hätten sich in den drei Gebieten in radikal verschiedene Richtungen entwickeln können. Und in gewissem Maße ist das auch geschehen. Es gibt z. B. nichts in der Alten Welt, das dem riesigen südamerikanischen Bodenfaultier ähnelt, das übrigens ausgestorben ist. Die große Skala südamerikanischer Säugetiere enthielt auch ein heute ausgestorbenes Riesenmeerschwein von der Größe eines rezenten Rhinozeros, das aber ein Nager war (ich muß sagen »rezentes« Rhinozeros, denn in der Fauna der Alten Welt gab es ein
    Riesenrhinozeros von der Höhe eines zweistöckigen Hauses). Obgleich aber jeder der getrennten Kontinente seine eigenen einzigartigen Säugetiere hervorbrachte, war das allgemeine Evolutionsmuster in allen drei Gegenden dasselbe. In allen drei Gegenden breiteten sich die Säugetiere, die zu Beginn zufällig vorhanden waren, im Laufe der Evolution aus und brachten einen Spezialisten für jede Lebensweise hervor, der in vielen Fällen eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit dem entsprechenden Spezialisten in den anderen zwei Gebieten an den Tag legen sollte. Jede dieser »Lebensformen«, das Graben, das Jagen großer Tiere, das Grasen auf Ebenen usw., war Gegenstand unabhängiger konvergenter Evolution in zwei oder drei getrennten Kontinenten. Zusätzlich zu diesen drei Hauptschauplätzen der unabhängigen Evolution besitzen kleinere Inseln wie Madagaskar ihre eigenen interessanten Parallelgeschichten, mit denen ich mich aber nicht befassen will.
    Wenn wir einmal von den seltsamen eierlegenden Säugetieren Australiens absehen - den Schnabeltieren und Ameisenigeln -, gehören alle rezenten Säugetiere zu einer von zwei großen Gruppen: die Beuteltiere (deren Junge sehr klein geboren und dann in einem Beutel gehalten werden) und die plazentalen Säugetiere (alle anderen). Die Beuteltiere entwickelten sich zu den Beherrschern der australischen Tierwelt und die plazentalen Säugetiere zu denen der Alten Welt, während beide Gruppen nebeneinander eine wichtige Rolle in Südamerika spielten. Das Kapitel Südamerika wird durch die Tatsache kompliziert, daß Südamerika sporadischen Invasionen von Säugetieren aus Nordamerika ausgesetzt war.
    Nachdem wir sozusagen die Bühne vorbereitet haben, können wir nun einen Blick auf einige der Lebensweisen und Konvergenzen selbst werfen. Eine wichtige Lebensweise hat mit der Ausbeutung der großen Grasflächen zu tun, die als Prärie, Pampas, Savanne usw. bekannt sind. Zu den Tieren, die diese Lebensweise praktizieren, gehören Pferde (deren afrikanische Arten als Zebras und deren Wüstenmodelle als Esel bezeichnet werden) und Rinder, etwa der nordamerikanische Büffel, der inzwischen fast bis zum Aussterben gejagt worden ist. Für Pflanzenfresser ist es typisch, daß sie sehr lange Därme mit verschiedenen Sorten von Gärungsbakterien haben, da Gras Nahrung von geringer Qualität und schwer verdaulich ist. Statt die Nahrungsaufnahme in getrennte Mahlzeiten zu unterteilen, essen sie mehr oder weniger ununterbrochen. Den ganzen Tag lang fließen riesige Mengen von Pflanzenmaterial durch sie hindurch wie ein Fluß.
    Die Tiere sind häufig sehr groß, und oft ziehen sie in vielköpfigen Herden herum. Jeder dieser enormen Pflanzenfresser ist ein Berg an wertvoller Nahrung für jeden Räuber, der ihn ausbeuten kann. Infolgedessen gibt es, wie wir sehen werden, eine eigene Lebensweise, die sich der schwierigen Aufgabe widmet, sie zu fangen und zu töten. Dies tun die Räuber. Eigentlich meine ich, wenn ich »eine« Lebensweise sage, eher eine ganze Menge von »Unterlebensweisen«: Löwen, Leoparden, Geparde, Wildhunde und Hyänen; sie alle jagen auf ihre eigene spezialisierte Weise. Dieselbe Art der Unterteilung findet sich bei den Pflanzenfressern und bei allen übrigen »Lebensweisen«.
    Die Pflanzenfresser haben

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