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Der blonde Vampir

Der blonde Vampir

Titel: Der blonde Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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ist ein Haus eben ein Haus. Ich verliebe mich nicht in ein Gebäude, so wie es Sterbliche tun. Das Haus liegt auf einem zwanzig Morgen großen Grundstück, oberhalb eines riesigen Gartens mit altem Baumbestand, der sich von der Veranda bis hinunter zur felsigen Küste erstreckt. Die Auffahrt ist schmal, gewunden und für den Besucher nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Das Haus selbst besteht hauptsächlich aus Backstein und ist im Tudorstil erbaut, was für diese Gegend eher ungewöhnlich ist. Es ist dreigeschossig, von der obersten Etage hat man einen wundervollen Blick über die Küste und das Meer. Das Haus hat unzählige Räume und ein paar Kamine, aber ich halte mich meistens im Wohnzimmer auf, obwohl es mehrere riesige Oberlichter hat, die ich bis jetzt noch nicht zugenagelt habe. Ich brauche nicht viel Platz, um mich wohl zu fühlen, obwohl ich seit dem Mittelalter stets in Herrenhäusern und Schlössern gelebt habe. Wahrscheinlich könnte ich sogar in einer Schachtel leben, sage ich mir selbst oft im Scherz.
    Mein Geschmack, was Möbel angeht, verändert sich von Zeit zu Zeit. Im Augenblick habe ich eine Vorliebe für Holz, und fast alles im Haus ist aus diesem Naturmaterial: die Stühle, die Tische, die Schränke und Anrichten. Ich schlafe in einem Bett – nicht in einem Sarg –, einer beeindruckenden Konstruktion aus Mahagoni mit einem Baldachin aus schwarzer Spitze. Über die Jahrhunderte hinweg habe ich Kunst gesammelt und besitze mittlerweile eine große und wertvolle Sammlung von Bildern und Skulpturen, die sich jedoch nicht in Amerika, sondern in Europa befindet. Ich habe Phasen erlebt, in denen Kunst mir sehr viel bedeutet hat, aber zur Zeit ist es nicht so. Trotzdem sorge ich dafür, daß immer ein Klavier in dem Haus steht, in dem ich gerade lebe. Ich spiele fast jeden Tag, und das so fingerfertig und ausdrucksstark, daß ich jedem Konzertpianisten der Welt überlegen bin. Allerdings komponiere ich selten selbst. Nicht daß es mir an Kreativität fehlt, aber meine Melodien und Lieder haben alle eines gemeinsam: Sie sind traurig. Ich weiß nicht, warum das so ist – ich bin keineswegs ein besonders trauriger Vampir.
    Heute nacht jedoch beherrscht mich ein anderes Gefühl: Ich bin ängstlich, und das zum erstenmal seit mehreren hundert Jahren. Dieser Zustand gefällt mir ganz und gar nicht. Ich renne schnell ins Haus, wechsle die Kleidung und beeile mich dann, zum Auto zurückzukehren. Es ist Ray, um den ich mich sorge. Wenn wirklich Yaksha hinter mir her ist, und mittlerweile bin ich mir dessen fast sicher, dann wird er versuchen, mich über Ray aufzuspüren. Diese Vorgehensweise scheint nur logisch, denn schließlich hat Yaksha mich mit Hilfe von Rays Vater gefunden. Wahrscheinlich hat Yaksha selbst mich observiert, seit ich Mr. Rileys Büro betreten habe. Warum nur hat er mich nicht gleich bei dieser Gelegenheit angegriffen? Vielleicht wollte er den lange aus den Augen verlorenen Feind erst einmal beobachten, um dessen Schwachstellen auszukundschaften? Und das, obwohl Yaksha meine Schwächen besser kennt als jedes andere sterbliche oder unsterbliche Wesen.
    Ich bin zutiefst schockiert, daß er immer noch lebt. Ich fahre zu Rays Haus und pirsche mich zur Eingangstür. Fast rechne ich damit, daß er gar nicht da ist, sondern entführt. Ich überlege kurz, ob ich nicht klingeln, sondern einfach hereinplatzen soll. Aber dann sage ich mir, daß Ray nicht Seymour ist und alles akzeptiert, was so passiert. Ich klopfe an.
    Es ist Pat, die mich hereinläßt.
Und sie ist keineswegs froh, mich zu sehen.
»Was tust du hier?« will sie wissen.
»Ich muß Ray sehen.« Wahrscheinlich hat Pat versucht, Ray telefonisch zu
    erreichen, während er bei mir war, und das nicht nur einmal. Und dann, kurz nachdem er wieder zu Hause war, hat sie ihn erreicht. Um sie zu beruhigen, hat er sie aufgefordert, trotz der späten Stunde noch zu ihm zu kommen. Aber irgendwie wirkt sie trotzdem nicht beruhigt.
    »Er schläft«, erklärt sie. Sie will mir die Tür vor der Nase zuschlagen. Ich schiebe meinen Arm dazwischen. Sie versucht ihn wegzuschieben. Aber natürlich bin ich stärker als sie. »Verschwinde von hier! Siehst du nicht, wann du unerwünscht bist?«
    »Pat«, sage ich geduldig. »Alles ist ganz anders, als es scheint. Alles ist sehr viel komplizierter. Ich muß Ray sehen, weil ich glaube, daß er in großer Gefahr schwebt.«
    »Wovon redest du?«
»Ich kann es dir nicht erklären, nicht so zwischen Tür und

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