Der blonde Vampir
war Krishna je begegnet. Aber sie glaubten alle an ihn. Selbst als wir viele von ihnen erschlugen, riefen diese laut seinen Namen: Krishna.
Natürlich wußte Krishna, daß wir auf dem Weg zu ihm waren, dazu bedurfte es keiner Allwissenheit. Yaksha war gewitzt und klug, doch sein Geist war umwölkt von der Arroganz, die seine Fähigkeiten in ihm geweckt hatten.
Als wir die Wälder von Vrindavana betraten, schien alles ruhig. Die ganze Umgebung wirkte verlassen, selbst unsere scharfen Ohren vernahmen keinen Laut. Doch Krishna wartete nur mit dem Angriff, bis wir tief in sein Land vorgedrungen waren. Vollkommen unvermittelt sirrten Pfeile auf uns zu. Es war kein Pfeilhagel, sondern nur immer einer nach dem anderen. Doch sie wurden in rascher Folge und mit großer Genauigkeit abgefeuert. Unglaublich, aber wahr: Nicht einer dieser Pfeile verfehlte sein Ziel. Sie trafen die Eindringlinge in die Herzen und in die Köpfe. Sie töteten das, von dem Yaksha gesagt hatte, daß es nicht getötet werden könne. Und am unglaublichsten war, daß wir den Mann nicht fangen konnten, der diese Pfeile abschoß. Wir konnten ihn noch nicht einmal sehen, seine kavach, seine mystische Rüstung, schützte ihn vor unseren Blicken.
Mataji war eine der ersten, die fiel. Der Pfeil hatte sie zwischen den Augen getroffen.
Aber noch immer waren unserer viele, und selbst der beste Bogenschütze aller Zeiten würde eine Weile brauchen, uns alle zu töten. Yaksha trieb uns vorwärts, so schnell wir konnten. Schließlich trafen die Pfeile nur noch unsere Nachhut, und wenig später hörte der Schütze ganz auf. Es schien, als ob wir sogar Arjuna ausgetrickst hätten. Aber bei uns hatte es viele Opfer gegeben. Die Überlebenden rebellierten gegen Yaksha. Die meisten wollten Vrindavana wieder verlassen, wenn sie nur gewußt hätten, welcher Weg sie hinausführte. Zum erstenmal verlor Yaksha die Kontrolle über uns. Dann geschah in diesen verzauberten Wäldern etwas, daß Yaksha zuerst erschien wie ein großer Segen. Wir rannten förmlich in Radha hinein, die Anführerin der gopis, Krishnas Gemahlin.
Natürlich hatten wir auch schon von Radha gehört, deren Name soviel bedeutete wie ›Verlangen‹ Sie wurde so genannt, weil es sie noch mehr nach Krishna verlangte als nach der Luft zum Atmen. Sie pflückte gerade Jasmin an den klaren Wassern des Yamuna, als wir sie sahen. Wir flößten ihr keine Angst ein; sie lächelte sogar, als sie uns erblickte. Sie war unbeschreiblich schön; in den fünftausend Jahren meines Lebens habe ich nie wieder eine Frau von so unglaublicher Schönheit gesehen. Ihre Haut war ungewöhnlich hell, ihr Gesicht schimmerte so zart wie der Mond. Ihr Körper war wohlgerundet. Sie bewegte sich wie die Schauspielerin in einem Götterspiel; jede Bewegung ihrer Arme, jede Beugung ihrer Knie schien einzig dazu angetan, um Segen für alle zu bitten. Dies war so, weil sie jeden Schritt mit dem Gedanken an Krishna tat. Sie sang ein Lied über ihn, als wir vor sie traten. Und das erste, was sie tat, war, daß sie fragte, ob auch wir dieses Lied lernen wollten.
Yaksha nahm sie unverzüglich gefangen. Sie versuchte nicht zu leugnen, wer sie war. Wir banden ihre Handgelenke und ihre Knöchel zusammen. Ich sollte auf sie achten, während Yaksha Botschafter aussandte. Diese sollten durch die Wälder streifen und ausrufen, daß wir Radha gefangen hatten – und daß wir sie töten würden, wenn Krishna nicht bereit war, sich Yaksha Angesicht zu Angesicht zum Zweikampf zu stellen. Es dauerte nicht lange, bis wir Krishnas Antwort hörten. Er sandte Yudhishthira, Arjunas Bruder, mit seiner Nachricht. Er wollte uns am Rande von Vrindavana treffen, dort, wo wir in den Wald hineingegangen waren. Wenn wir nicht wüßten, wie wir dorthin gelangen sollten, würde Yudhishthira uns den Weg weisen. Er selbst stellte uns nur zwei Bedingungen: daß wir Radha nichts tun würden und daß er selbst die Art des Kampfes bestimmen dürfe. Yaksha sandte Yudhishthira mit der Antwort auf den Weg, daß er auf diese Bedingungen eingehe. Vielleicht hätten wir Yudhishthira doch erst nach dem Weg fragen sollen. Der Wald war undurchdringlich, und Radha sprach nicht mit uns. Aber sie schien furchtlos. Hin und wieder schaute sie in meine Richtung und lächelte so zuversichtlich, daß ich es war, die Angst verspürte.
Yaksha geriet förmlich in Ekstase. Er glaubte nicht, daß ein Sterblicher ihn in irgendeiner Form des Zweikampfes besiegen konnte. Er schien die Geschichten
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