Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
durchsichtigen, schwach leuchtenden Figuren waren, die über der Tanzfläche herumflogen. Die Musik war sicherlich spannend – er hörte alle möglichen wunderlichen fragmentarischen Anklänge und ahnte Laute und Töne darin, die er mit den Ohren gar nicht richtig mitbekam. Er hätte liebend gern mehr darüber erfahren, aber nicht hier, nicht jetzt. »Ja, ja, ganz toll«, brüllte Theo über den Radau hinweg.
    »Kann ich euch was besorgen?«
    »Wuschel fühlt sich nicht besonders.« Theo hatte Mühe, den Querz auf den Beinen zu halten. Er war in dieser Rolle nicht ganz ungeübt, aber es war das erste Mal, daß er jemanden wegen einer Überdosis Jesus aus einer Disco schleifen mußte. »Gibt es irgendwo ein anderes Zimmer?«
    Zirus lachte. »Du dagegen hältst dich ganz wacker für einen vom Lande. Sieht man dir auf den ersten Blick gar nicht an. Doch, ich denke, es gibt gleich hier die Treppe hinauf ein ruhiges Zimmer. Ich stoße später zu euch, hab gerade ein paar Freunde gesehen.«
    Das dunkle Zimmer war nicht von der Tanzfläche abgeschlossen, und der von unten heraufdröhnende Lärm erleichterte es nicht sonderlich, sich zu unterhalten, aber wenigstens konnten sie vom Tisch aus das Kruzifix nicht mehr sehen. Theo brachte Wuschel in eine aufrechte Haltung, und Apfelgriebs fächelte ihm mit den Flügeln Luft zu, bis er sich wieder halbwegs gefangen hatte.
    »Tut mir leid«, ächzte er. »Das … ist einfach nichts für mich.«
    »Schon gut«, meinte Theo. »Willst du einen Schluck Wasser?«
    »Nein, noch einen Drink.«
    »Bist du sicher?«
    Der Querz nickte grimmig. »Das hilft. Wir werden eine ganze Weile hier sein.«
    »Aber wir könnten doch auch allein zurückfahren, oder? Uns ein Taxi nehmen oder so.«
    »Und womit willst du bezahlen, Bürschchen?« fragte Apfelgriebs. »Hast du vielleicht Bargeld bei dir? Ich glaube kaum. Du, Wuschel?«
    Der Querz schüttelte den Kopf. »Ich habe das Essen im Restaurant bezahlt. Ich habe es auf dem Tisch liegenlassen. Zirus mag es normal finden, Schulden zu machen, aber ich bin nicht der Erbfolger der Jonquillen.« Er seufzte. »Aber das war alles, was ich hatte, deshalb müssen wir hier ausharren, bis er uns nach Hause bringt. Könnte ich den Drink haben? Es macht mir überhaupt nichts aus, ihn auf Zirus’ Rechnung zu setzen.«
    »Ich geh eine Kellnerin suchen«, erklärte Apfelgriebs und surrte geradewegs über das Geländer in die brodelnde Masse hinunter.
    Eine Gruppe von Elfen, anscheinend Hautevolee und gekleidet in eine absurde Mischung aus viktorianischer Tracht und zerschlitzter, beschmierter punkiger Gothic-Mode, drängte sich in den Raum und versammelte sich geräuschvoll um einen Tisch in der Ecke gegenüber. Theo runzelte die Stirn und rutschte ein Stück näher an Wuschel Segge heran. »Ich weiß nicht, inwieweit du über mich im Bilde bist«, sagte Theo, »aber ich möchte auf keinen Fall von irgend jemandem … bemerkt werden. Auf unserem Weg zur Narzissen-Residenz haben Leute versucht, uns umzubringen. Ich sollte gar nicht hier sein.«
    »Ich auch nicht«, meinte Wuschel bedrückt. »Ich gehöre nicht hierher.«
    »Ich will damit nur sagen, daß ich nicht genug weiß, um mich als irgend jemand anders auszugeben. Darum bitte, hilf mir. Wir dürfen keinerlei Aufmerksamkeit erregen. Wir müssen uns möglichst still und unauffällig verhalten, bis dein Freund Zirus uns wieder nach Hause bringt.«
    »Verstehe.« Wuschel wollte sich als Geste heimlicher Solidarität den Finger an die Nase legen, schaffte es aber, ihn sich ins Auge zu bohren. Apfelgriebs kam zurückgeschwirrt, wenig später gefolgt von einer Kellnerin, die einen Blick auf Theo und Wuschel Segge warf und dann zuerst die Bestellungen am anderen Tisch aufnahm.
    »Na, Jungs, wie geht’s?« fragte Apfelgriebs. »Amüsiert ihr euch gut in dieser entzückenden Umgebung?«
    »Ich habe Wuschel gerade erklärt, daß wir … nicht auffallen dürfen.«
    »Deswegen brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, sagte der Querz. »Hier legt niemand Wert auf deine Bekanntschaft. Diesen Blumentypen bist du völlig egal, einer aus den unteren Klassen, ach, was sage ich, aus den anderen Rassen …!« Er ließ den Kopf hängen. »Die würden nicht mal hinschauen, wenn du tot auf der Straße lägst.«
    Die Kellnerin kam herüber, eine attraktive Elfe mit überraschend markanten Flügeln. Sie trug ein eigenartiges Kostüm, das Theo erst erkannte, als sie sich mit der Bestellung und der Anweisung, sie dem jungen Herrn aus

Weitere Kostenlose Bücher