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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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ging nicht wieder zurück. Mit dem Putzen der Zapfhähne beschäftigt, fragte Martha sich leicht gereizt, was der alte Grünrock wollte. Hatte er etwas dagegen, daß sie dem Goblin eine Flasche Bier gab? Doch das erklärte nicht, warum es auf einmal wesentlich stiller in der Stube geworden war und warum sich ihr die Nackenhaare aufstellten.
    Wacholder murmelte: »Ouh, das wird Ärger geben, Martha.«
    Sie blickte auf und bemerkte am Tisch der jungen Adeligen ein leichtes Gerangel. Der Goblin balancierte mühsam ein Tablett mit Gläsern, während der Stechapfelsprößling ihm mit einem ausgestreckten Bein den Weg versperrte. Die Kumpane des Fürstensohnes kicherten in freudiger Erwartung von ein bißchen Klamauk.
    »Diese Gläser gehören der Frau Wirtin«, sagte Knopf mit einer gewissen nervösen Würde. »Es wäre eine Schande, jawohl, wenn ich sie fallen ließe.«
    »Eine Schande für dich oder für mich?« Der junge Stechapfel lachte – und er war in der Tat ein Stechapfel, kein Zweifel, die weißen Augenbrauen waren nicht zu verkennen – und warf dann Martha einen kurzen abschätzenden Blick zu. »Dann setz sie doch ab, wenn du Angst um sie hast. Ich will nur, daß du meine Frage beantwortest.«
    Der Goblin vermied es, ihm in die Augen zu schauen. »Ja, gut. Ich beantworte sie. Ich bin ein Goblin.«
    »Das wissen wir!« rief Stechapfel.
    »Das riechen wir!« krähte einer seiner Gefährten.
    »Ich habe dich gefragt, ob du ein richtiger Goblin bist.«
    Knopf versuchte abermals, davonzukommen, doch Stechapfel legte eine langfingerige Hand um den dünnen Unterarm des kleinen Kerls. »Bitte, ich weiß nicht, was du meinst …«
    »Das reicht.« Martha trat hinter der Theke hervor. »Laß ihn los!«
    Der Angesprochene beäugte sie mit träger Selbstzufriedenheit. Sie erschrak, als sie sah, daß die Augen in dem schönen Gesicht verschiedenfarbig waren, grün und schwarz. Dies war nicht irgendein junger Stechapfel, dies war Orian selbst, der Stammhalter des Hauses, der älteste Sohn eines der mächtigsten Männer in der Stadt. Gewohnt, erkannt zu werden, grinste er über ihren Gesichtsausdruck. »Ich tue niemandem etwas, Jungfer.« Er gebrauchte die höfliche Anrede mit geübter Herablassung. »Willst du wirklich wegen einer kleinen Unterhaltung die Schutzleute rufen?«
    Martha Moosphlox haßte es, wenn Leute schikaniert wurden, sie haßte es mehr als alles andere. Da sie in den Hafenslums von Nöckingen aufgewachsen war, hatte sie mehr als genug solcher Szenen erlebt, doch die Schikaneure ihrer Kindheit hatten sich nur auf ihre rohe Kraft verlassen können. Diese Art von Schikane war gemeiner und noch weniger zu rechtfertigen, wurde sie doch von Leuten ausgeübt, die es nicht nötig hatten, weil ihnen die Stadt und alles darin ohnehin gehörten.
    »Geh an deine Theke zurück«, sagte Orian Stechapfel. »Der Kleine hier wird uns eine Geschichte erzählen, sonst nichts. Ihm passiert nichts. Das ist es doch, was richtige Goblins machen, nicht wahr?« Er drückte jovial Knopfs Arm. »Wahre Geschichten erzählen?«
    Der Goblin schlug seine gelben Augen zu ihr auf. Es lag etwas in seinem Blick, das tiefer ging als seine Worte, doch es war weitaus komplexer als schlichte Furcht. »Sorge dich meinetwegen nicht, Frau Wirtin.«
    Martha blieb unschlüssig stehen. Sie sollte sie allesamt rausschmeißen, diese ganze süffisant grinsende Blase. Aber wer sollte das machen, wo Rauhbein krank war? Und selbst wenn es ihr gelang, was dann? Der Haken daran war, daß der junge Bursche, wenn er wollte, ihr wahrscheinlich die Konzession entziehen lassen konnte. Dann konnte sie herausfinden, wie nahe ihre früheren Grübeleien über ein Leben ohne das Feuchtbiotop der Wirklichkeit kamen.
    Sie verabscheute sich für ihre Feigheit, aber immerhin war sie tapfer genug, um die Feigheit als solche zu erkennen. »Laß seinen Arm los!« sagte sie schließlich. »Laß ihn einfach los! Wenn er sich dann mit dir unterhalten möchte, kann er das tun.« Sie hielt ihren Stand, bis der gutaussehende junge Mann seine Hand wegnahm, und bemühte sich dann, bei ihrem Rückzug hinter die Theke den Anschein von einer zu erwecken, die soeben ein Problem entschärft hatte. Dort angekommen war sie versucht, die Pistole hervorzuholen, doch sie wußte, daß sie dadurch die Situation nur verschlimmern würde, weil gar nicht daran zu denken war, daß sie Orian Stechapfel oder einen seiner Freunde erschoß. Damit würde sie nicht nur ihre Konzession verlieren, das

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