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Der Blut-Mythos

Der Blut-Mythos

Titel: Der Blut-Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schüttelte sich. »Trotzdem habe ich Angst, John.«
    »Du kannst hier warten.«
    »Das werde ich auch. Und ich werde die Augen offenhalten, um zu sehen, ob nicht doch jemand kommt. Jedenfalls werde ich dich dann warnen.« Sie nahm auch ihren zweiten Arm zu Hilfe und klammerte sich noch fester an mich. »Bitte, ich will nicht zu lange hier warten. Ich habe auch Angst bekommen.«
    »Das ist verständlich, Marita.«
    Ich ging auf das nächstliegende Haus zu. Es war mehr eine Hütte mit kleinen Fenstern. Ein schiefes Dach, eine schmale, nicht sehr hohe Tür, die nicht durch ein Schloß gesichert war. Deshalb konnte ich die Tür aufziehen.
    Kleine Fenster lassen nur wenig Licht durch, auch wenn es noch so hell schien wie an diesem Tag. Ich stand in einem Raum, der Schlaf- und Wohnstätte zugleich war. Neben einer im Düstern liegenden Ofenbank lagen einige Decken oder Matratzen, und zu den Fenstern hin sah ich den Tisch und die Bank.
    Auf dem Tisch lagen die Eßwerkzeuge. Sie waren aus Holz gefertigt. Schalen und Löffel entdeckte ich, aber keine Nahrung, die jemand zu sich genommen hätte.
    In dem Haus gab es einen Speicher. Eine Leiter führte hoch zu der Luke. Sie stand offen. Ich baute mich dicht neben der Leiter auf und schaute in die Höhe. Als dunkles Viereck malte sich die Luke ab. Darüber verlor sich die Dunkelheit. Eigentlich zog mich nichts dort oben hin, wenn ich nicht etwas Bestimmtes gerochen hätte, das mir überhaupt nicht gefiel. Es war ein alter und modriger Geruch. Dafür mußte es einen Grund geben. Ich war neugierig darauf, ihn herauszufinden.
    Die Leiter sah so aus, als könnte sie mein Gewicht gerade noch aushalten. Ich war trotzdem vorsichtig. Mit eingezogenem Kopf stieg ich hoch. Als drei Sprossen hinter mir lagen, richtete ich mich auf und streckte den Kopf vorsichtig durch das Viereck. Zu sehen war erst einmal nichts. Es gab hier oben kein Fenster. Wenn Helligkeit durchschimmerte, dann sickerte sie durch Lücken im Dach. Es waren nicht mehr als schwache Streifen, die sich schon auf ihrem Weg zum Boden verloren. Es hätte keinen Grund für mich gegeben, den kleinen Speicher hier zu untersuchen, aber dieser andere Geruch zog mich wie ein Magnet das Eisen an.
    Deshalb kletterte ich weiter. Aufrichten konnte ich mich nicht und blieb geduckt stehen.
    Zu hören war nichts und nur wenig zu sehen. Dort, wo die Lichtstreifen hinfielen, lag der Staub dicht wie ein Teppich. Mit der rechten Hand holte ich die kleine Lampe aus der Tasche. Sie brachte genügend Helligkeit, um so manches Rätsel lösen zu können.
    Ein wenig komisch war mir schon zumute, als ich die Lampe einschaltete. Zwar sah ich nichts, aber das Gefühl bezog sich mehr auf das Versteckte, auf den Geruch. Meine Ahnung, daß mir noch eine Überraschung bevorstehen würde, verstärkte sich immer mehr.
    Ein von Staub umflorter Lichtstreifen zerschnitt die graue Finsternis und bewegte sich wie eine helle Stange weiter, als ich meine Hand schwenkte.
    Der Boden, das Dach, die kleinen Wände. Kein Gerumpel. Zumindest nicht auf diesem Teil des Speichers.
    Aufrecht hinstellen war nicht möglich. Ich blieb geduckt und drehte mich wieder auf der Stelle. Diesmal glitt der Lichtfinger über den Boden hinweg und tauchte in die Luke ein. Ich sah für einen Moment die Sprossen der Leiter und darunter auch den Fußboden. Dann wanderte der Strahl weiter.
    Jetzt traf er sein Ziel!
    Es waren zwei aus Holz zurechtgezimmerte Betten. Relativ klein. Für mich ein Zeichen, daß wir uns in der Vergangenheit befanden. Dieser Gedanke war schnell vorbei, denn die Betten waren nicht leer. Auf dem einen lag eine Frau, auf dem anderen hatte sich ein Mann ausgestreckt.
    Das war schon eine Überraschung. Hier Menschen zu finden, damit hätte ich nicht gerechnet.
    Die beiden schliefen.
    Oder nicht?
    So ganz konnte ich diesen Gedanken nicht unterstreichen. Sie lagen zwar auf ihren Betten, aber hätten sie geschlafen, dann hätte ich ihre Atemzüge hören müssen, doch das war nicht der Fall.
    Sie waren so ruhig wie Tote!
    Ich dachte an den alten Gestank hier oben. Trotz der Hitze wurde mir kalt. Noch tiefer geduckt und mit sehr kleinen Schritten näherte ich mich den beiden Gestalten. Ich wollte wissen, ob man sie tatsächlich umgebracht hatte wie den Mann im Fluß.
    Die Frau lag mir am nächsten. Ich ließ den Lichtarm der Lampe über sie hinweggleiten. An den Füßen fing ich an. Die Frau war ziemlich rundlich. Sie trug ein graues Kleid und hatte um die Hüften eine Kordel

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