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Der Blut-Mythos

Der Blut-Mythos

Titel: Der Blut-Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kreuz zu stoppen, doch mein Gedanke war mehr halbherzig gewesen, das mußte ich schon zugeben.
    Etwas riß mir die Beine weg. Gleichzeitig zog sich die Luft zusammen und bildete einen spiralförmigen Kreisel um mich herum.
    Noch ein Ruck.
    Ein pfeifendes Geräusch, dazwischen das Ticken einer Uhr, dann hörte ich nichts mehr.
    ***
    Etwas zwang Marita dazu, ihre Augen zu öffnen. Sie war von einer klauenartigen Hand an der Wange berührt worden, und über ihre Haut hinweg waren die spitzen Fingernägel wie Spinnenbeine gelaufen. Ein Gesicht starrte sie an!
    Es war ein fremdes Gesicht, dessen Anblick auf sie wie ein Schock gewirkt hatte. Deshalb schloß sie die Augen so rasch wie möglich und konzentrierte sich auf den Strom der Angst, der durch ihren Körper schoß. Das Gesicht hatte sie schon einmal gesehen. Es gehörte einer dunkel gekleideten Gestalt, einem Mann, dessen Erscheinung in die Düsternis einer Herbstnacht paßte.
    Er hatte sich lautlos an sie herangeschlichen, als sie auf der Straße gestanden und auf John Sinclair gewartet hatte. Dann war alles blitzschnell gegangen. Sie hatte seine kalten Hände an ihrem Hals gespürt und auch gemerkt, wie diese Hände zudrückten und ihr die Luft nahmen. So stark, daß ihr Kopf platzte und sie plötzlich bewußtlos geworden war.
    Jetzt aber war sie wieder wach.
    Und der unheimliche Mann war noch immer da!
    Er starrte Marita an, und sie starrte zurück. Ihr Blick traf dabei zunächst seine Augen, die so dunkel waren, wie sie es noch nie bei einem Menschen erlebt hatte. Das waren schon dunkle Pfützen, in denen es glühte, denn irgendwo in der Tiefe schimmerte es rötlich, als hätte sich dort Blut verteilt.
    Marita schaffte es nicht, sich selbst Fragen zu stellen, obwohl ihr so viele auf der Zunge lagen. Ihr tat niemand etwas. Allein die Anwesenheit dieser anderen Gestalt veränderte die Umgebung zu einem Gefängnis, aus dem sie sich aus eigener Kraft kaum befreien konnte. Diese unsichtbaren Gitter hielten sie fest. Sie beeinträchtigten ihr Denken und auch ihr Handeln.
    Sie kannte die Person nicht, aber sie wußte trotzdem, in wessen Gewalt sie geraten war.
    »Jetzt bist du bei mir - bei deinem Todfeind!«
    Mit ruhiger, trotzdem dumpf klingender Stimme war Marita angesprochen worden. Wie von jemandem, der ihre Gedanken zuvor erraten hatte. Auch sie wußte Bescheid.
    Es gab nur einen Todfeind - Dracula II!
    Vorbei war die Blockade. Plötzlich konnte sie wieder denken und brachte ihre Gedanken auch in die richtige Reihenfolge. Die Erinnerung kehrte zurück, und es bildete sich wie von selbst das Wort Geisel in ihrem Kopf. Sie fühlte sich als Geisel eines so mächtigen Vampirs, vor dem sich selbst Chronos fürchtete.
    »Ich habe seine Welt zerstört!« erklärte Mallmann schmallippig und grinste dabei. »Es gibt sie nicht mehr. Sie ist tot, verstehst du? Chronos' Welt ist Vergangenheit. Es steht nur die äußere Hülle, doch seine Diener sind vernichtet. Es gibt die Streitmacht nicht mehr. Ich bin jetzt der Herrscher, denn ich bekomme alles, was ich will. Auch dich habe ich in meine Gewalt bekommen, und ich werde dich nie mehr loslassen, Marita. Bisher hast du an Chronos' Seite gestanden. Du hast ihm geholfen, und du hast dich nicht vor ihm gefürchtet. Du hast die Uhr gefunden und ihn somit erweckt, aber du hättest mich zuvor fragen sollen, denn ich, Dracula II, bin der wahre Herrscher der Vampire. Ich befehlige sie, ich habe meine Vampirwelt erschaffen, in die ich mich zurückziehen kann. Ich bin derjenige, der keine anderen Könige neben sich aufkommen läßt…«
    Seine Worte klangen aus, und Marita hatte alles sehr genau gehört. Auch hatte sie die Verwandlung erlebt, denn während Mallmann gesprochen hatte, war etwas mit seiner Stirn geschehen. Zuerst hatte sich die Haut dort leicht zusammengezogen, dann war sie an einer bestimmten Stelle eingedunkelt und hatte wenig später Farbe bekommen.
    Rot - blutrot!
    Ein D!
    Das große D für Dracula!
    Marita hatte alles gesehen. Sie hätte sich fürchten oder auch erstaunt sein müssen. Es wären normale menschliche Gefühle und Reaktionen gewesen.
    In ihrem Fall trat es nicht ein. Das Gefühl, in diesem Gefängnis zu stecken, blieb nach wie vor. Deshalb war es ihr nicht möglich, normal zu reagieren. Mallmann lächelte.
    Seine Lippen zogen sich in die Breite. Zugleich drückte er die obere Hälfte hoch. Die gelbliche Zahnreihe schimmerte durch, und auch die beiden Vampirzähne zeigten sich. Sie waren spitz und sogar

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