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Der Blut-Mythos

Der Blut-Mythos

Titel: Der Blut-Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich, einer wies direkt auf mich.
    Es war eine Geste, ein Zeichen, daß er sich entschlossen hatte, mit mir zu reden, falls das bei dieser Gestalt überhaupt möglich war. Er schaffte es. Die Worte wurden tief in seiner Kehle geboren. Zumindest hatte ich den Eindruck, daß dies so war. Sie drangen über die Lippen, wobei sie für mich kaum verständlich waren.
    »Ich bin froh darüber, dich zu sehen, John Sinclair. Sehr froh sogar.«
    »Du bist froh, Chronos? Ein Vampir? Das verstehe ich nicht. Bisher ist mir das nie widerfahren, daß jemand aus deiner Blutsaugergilde froh war, einen wie mich zu sehen.«
    »Doch, es stimmt.« Sein Arm fiel wieder schwer nach unten.
    »Dann höre ich gern den Grund, Chronos.«
    »Ich will ihn dir sofort nennen, deshalb habe ich dich herholen lassen. Du bist ein starker Mann, und deshalb möchte ich, daß du mich vor Dracula II beschützt…«
    ***
    Da saß ich nun, hatte seinen Wunsch vernommen und glaubte trotzdem, mich verhört zu haben. Das konnte nicht wahr sein. Das war so gut wie unmöglich und schlug dem Faß den Boden aus.
    Ausgerechnet ich, ein anerkannter Feind des Bösen, natürlich auch der Vampire, sollte ihn beschützen.
    Das war mir noch nie vorgekommen, und deshalb schüttelte ich den Kopf.
    Chronos hatte es falsch verstanden. »Du willst nicht?« fragte er und zeigte sich überrascht.
    »Das habe ich nicht gesagt«, erklärte ich. »Nur kommt es für mich überraschend. Bisher habe ich euch Blutsauger vernichtet, wenn ihr mir in die Quere gekommen seid, abgesehen von einer Ausnahme, eben Dracula II. Warum sollte ich dich von dieser anderen Gestalt denn beschützen?«
    »Weil du ihn fangen willst. Das schaffst du nur über mich.«
    »Meinst du?«
    »Ja.«
    »Aber du schaffst ihn nicht allein?«
    »Nein, ich bin leider zu schwach. Vielleicht hier auf der Welt, aber nicht in seiner.«
    »Was heißt das, bitte?«
    »Er wird kommen und mich holen wollen. Dann hast du deine Chance, John Sinclair. Ich habe wenige, denen ich trauen kann. Marita gehört dazu. Sie mag mich, ich tue ihr nichts. Sie versorgt mich auch, aber ich kann auch nicht immer von Tierblut existieren. Ich spüre bereits, wie meine Kräfte nachlassen.«
    Die unterschwellige Drohung war mir schon bewußt geworden, trotzdem ging ich darauf nicht ein. Ich wollte mehr über seinen Namen wissen und fragte ihn, warum er sich so nannte.
    »Ich bin ein Zeit-Vampir.«
    »Das ist mir zuwenig.«
    »Die Zeit hat mich geschützt. AU die langen Jahre. Ich konnte so überleben.«
    »So läuft das«, sagte ich leise. »Konntest du die Zeit manipulieren?«
    »Ja, das habe ich, aber man ist mir auf die Spur gekommen. Dracula II will mich in seine Welt entführen, und das kann und darf ich nicht zulassen. Er wird kommen, sehr bald schon, und deshalb gebe ich dir die Chance, an ihn heranzukommen.«
    »Dann weiß er auch, wo du dich aufhältst?«
    »Davon gehe ich aus.«
    »Dann müßte er wissen, daß ich hier bin.«
    »Damit ist zu rechnen.«
    Ich schwieg, und ich bewegte mich auch nicht. Die erste scharfe Spannung war von mir abgefallen und hatte einer anderen Platz geschaffen. Sogar einem anderen Gefühl. Ich selbst war viel lockerer und sah diesen alten Blutsauger jetzt mit anderen Augen. Er kam mir auf seine Art und Weise faszinierend vor. Jemand, der mit der Zeit spielte, das war schon ungeheuerlich.
    Bisher kannte ich nur einen, der so etwas beherrschte. Das war mein Freund und Kollege Suko. Er benötigte dazu Buddhas Stab.
    »Wie will dich Dracula II töten?«
    »Er will mir den Kopf abschneiden.«
    Ich schluckte. Klar, diese Möglichkeit bestand durchaus. Dann ging er auch auf Nummer Sicher, daß Chronos ihn nicht mehr störte. Wahrscheinlich war er ihm zu mächtig geworden, denn der ehemalige Will Mallmann duldete keinen anderen Mächtigen neben sich.
    »Hat er dir das gesagt?«
    »Ich weiß es genau.«
    »Es fällt mir schwer, dir zu glauben, Chronos, und ich frage mich auch jetzt, wie du überhaupt in der Lage bist, mit der Zeit zu spielen, sie zu manipulieren. Ich habe dich zweimal gesehen. Einmal in der Wirklichkeit, zum anderen als Hologramm. War dies auch zeitbedingt, oder wie kam es zustande?«
    »Die Geisterbahn gehörte meinem Bruder«, hörte ich Marita sagen. »Er ist nicht direkt eingeweiht, aber ich habe ihm Chronos beschrieben. So hat er dann nach meinen Angaben ein Hologramm erstellen können, weil er jemanden brauchte, über den sich die Menschen erschreckten. So ist das gewesen, nicht anders.

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