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Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
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gekleidet und von Pagen begleitet, umgaben den Kaiser, dessen Haupt sich rotblond und unbedeckt in der Sonne abhob. Sie wich zurück, als er den Kopf in den Nacken legte und zu ihr hinaufsah. Schon sich ihm zu nähern kam ihr unerhört vor, geschweige denn ihn zu verführen. Was konnte, sollte, musste sie tun? Was geschah mit ihr und Sizma und all den anderen, wenn sie sich verweigerte?
    Ihren ganzen Mut zusammenraffend, trat sie in die Kammer zurück. Ihr blieb keine Wahl.
    »Erklär mir, was ich tun muss.«
    »Verstehst du unsere Sprache denn gut genug, um meinen Worten zu folgen?«, erkundigte sich Hildburg im Bewusstsein, dass dieses Gespräch heikel werden würde.
    »Unser Stamm reist seit über drei Jahren durch die deutschen Lande. Ich wäre schön dumm, hätte ich in dieser Zeit nicht einmal die Sprache gelernt.«
    »Dann weißt du auch, was eine Hübschlerin tut?«
    »Ja. Aber ich habe noch nie die Arbeit einer Hübschlerin getan. Ich weiß, wie ich mich benehmen muss.«
    Kälte breitete sich in ihr aus, gefolgt von der Gewissheit, dass sie ohnehin bereits außerhalb aller Regeln und Gemeinschaften stand. Sie fühlte sich dem Sterben nah. Wie lange blieb man so am Leben?
    Nur Alizas leerer Blick verriet Hildburg, was sie ihre Entscheidung kostete. Alizas Kapitulation kam so unerwartet und schnell, dass die Kammerfrau verblüfft nach Worten suchte.
    »Du fügst dich?«
    »Es ist genug Blut geflossen. Meinetwegen soll niemand sein Leben lassen.«
    »Dein Edelmut kommt zu spät.«
    Sizma hatte seit ihrer Klage um Milosh und Tal keinen Laut von sich gegeben. Ihre Stimme, heiser und hasserfüllt, ließ Aliza und Hildburg zusammenfahren. »Du machst Milosh damit nicht mehr lebendig.«
    »Still!«, mahnte Hildburg. Aliza sah ihr an, dass sie fürchtete, Sizma könne sie dazu bewegen, ihre Entscheidung zu bereuen. »Auch wenn du um deinen Milosh trauerst, Sizma, vergiss nicht: Du lebst. Und wenn du es geschickt anstellst und einen Ritter findest, der dich unter seinen Schutz nimmt, dann musst du nie wieder über die Landstraßen ziehen. Als seine Geliebte hast du das Recht auf einen Platz in seinem Hausstand und stehst unter seinem Schutz. Du könntest dein Hungerleiderdasein gegen volle Teller, schöne Kleider und ein Leben in angenehmem Wohlstand eintauschen.«
    »Wer sollte mich wollen? Der blonde Ritter, der das große Wort führt und nach dem sich alle richten?«, fragte Sizma lauernd. Ihr Lebenshunger siegte erkennbar über Verzweiflung und Trauer.
    »Berthold? Nein, Kind, da willst du zu hoch hinaus.« Hildburg gab einen unwilligen Laut von sich. »Aber wenn du einen seiner Edelmänner umgarnen kannst, hast du es immer noch gut genug getroffen.«
    »Dient Berthold ebenfalls dem Bischof von Regensburg?«, fragte Aliza. »Die Ritter, die in unser Lager eindrangen, kamen mit den Bewaffneten und den Mönchen des Bischofs. Sie sind grausam und blutrünstig.«
    Hildburg zögerte mit ihrer Antwort, gab dann aber doch Auskunft, um Aliza Respekt einzuflößen.
    »Berthold von Zähringen ist einer der mächtigsten Männer des Königreiches. Er zählt zum engsten Kreis des Kaisers. Bis zu seiner Hochzeit hatte er das Amt des kaiserlichen Stellvertreters in Burgund inne. Rupert von Urach und Wolf von Rheinau stehen ihm von allen seinen Rittern am nächsten. Rupert, weil er ihn von Kindesbeinen an kennt. Wolf, weil er mit ihm im Heiligen Land war. Sie sind weder grausam noch blutrünstig. Und damit ihr auch das wisst: Meine Herrin ist Bertholds Schwester Clementia, die Herzogin von Sachsen und in Bälde auch die von Bayern.«
    »Sie mag eine Herzogin sein, aber sie handelt weder rechtschaffen noch fromm. Ich kann nicht glauben, dass es zum Wohl des Kaisers und zu dem der Königin ist, was sie tut. Glaubst du es vielleicht?«
    »Ob ich es glaube oder nicht, spielt keine Rolle«, antwortete Hildburg. »Ich weiß nicht, worum es geht, und will es auch nicht wissen. Nein, widersprich mir nicht, hör lieber zu: Auch meine Herrin hat keine Wahl, zu entscheiden, wie sie will. Sie muss gehorchen.«
    Aliza ließ sich auf der äußersten Kante der Bank nieder und lauschte. Sizma setzte sich überraschend neben sie. Ihre Tränen waren inzwischen getrocknet, und sie suchte die Nähe der Schwester.
    »Die Frauen müssen überall tun, was die Männer sagen. Sie sind schließlich schuld an der Vertreibung aus dem Paradies. Eva hat sich von der Schlange zur Sünde verleiten lassen und Adam verführt, deshalb ist es so, wie es ist. Vom

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