Der Blutfluch: Roman (German Edition)
transportieren?«
»Es lohnt die Mühe, weil dieser Berg strategisch das Tal des Neckars und den Kraichgau beherrscht. Schon die Römer haben die Bedeutung des Ortes erkannt und ihn befestigt. Einst war das Land um Wimpfen fränkisches Königsgut, dann ging es in den Besitz des Bischofs von Worms über. Der Bau einer Pfalz dort soll auch zeigen, dass ich verlorengegangenes Königsgut wieder für die Krone beanspruche. Die Baustelle ist bereits ausgehoben.«
»Und du möchtest sie baldmöglichst in Augenschein nehmen, weshalb du die Pläne so angelegentlich studierst. Auf unserer Weiterreise?«
»Dazu wird in diesem Jahr kaum Zeit bleiben. Im Moment bin ich auf die regelmäßigen Berichte des Baumeisters angewiesen. Wenn wir Regensburg verlassen, werden wir unseren Weg über Nürnberg nach Worms nehmen, wo wir den Rhein überqueren, damit wir vor dem Winter Villa Lutra an der Lauter erreichen. Auch dort wird noch gebaut, aber das Heim des Kaisers erwartet seine Herrin. Ich habe befohlen, dass alles bis zu unserer Ankunft bereit sein muss.«
»Wie wundervoll wird es sein, endlich ein Zuhause zu haben.« Beatrix verriet unabsichtlich, wie wenig ihr das Reiseleben gefiel.
»Nur über die Wintermonate, Beatrix. Im Frühling müssen wir dann wieder aufbrechen. Gott hat mir in seiner Gnade die Herrschaft über ein Reich anvertraut, das vom nördlichen Meer bis tief in den Süden nach Rom reicht. Bei meiner Krönung habe ich geschworen, für Frieden, Gerechtigkeit und Wohlstand in diesen Landen zu sorgen. Zu verwirklichen ist das nur, wenn die Herzogtümer, Grafschaften, Bezirke und Marken zu einem großen Ganzen vereint werden. In den deutschen Landen habe ich bereits viel dafür bewirkt. Dieser Hoftag ist, dank der Versöhnung von Heinrich und Jasomirgott, auch ein wichtiger Schritt. Aber noch ist längst nicht alle Arbeit getan. Mein Plan ist es, in regelmäßigen Abständen Pfalzen zu errichten, die meine Feinde abschrecken und meine Untertanen schützen. Wenn man in Zukunft mit einer Tagesreise von einer Pfalz zur nächsten gelangen kann, begreift auch der letzte Bauernknecht, dass des Kaisers Macht allumfassend ist. Dafür lohnt jede Mühe.«
Er gab seinen Worten mit sparsamen Gesten Nachdruck, aber in den Augen zeigte sich Leidenschaft.
»Heißt das, wir werden immer unterwegs sein?«
»Dein Zuhause ist an meiner Seite, Beatrix.«
»Wenn das so ist, dann lass mich auch an deiner Seite leben, Friedrich!«
Sie gab ihm keine Pause, denn sie ahnte, dass er sie mit den üblichen wohlmeinenden Sätzen beschwichtigen würde. »Mir ist bewusst, dass dir der Tag kaum Zeit lässt, all deinen Pflichten nachzukommen. Ich will deine Zeit auch nicht zusätzlich beanspruchen, aber deine Nähe kannst du mir doch nicht verweigern. Lass mich einfach bei dir sein, wenn du Gespräche führst, Probleme löst und Pläne in die Tat umsetzt. Vielleicht kann ich dir sogar manchmal helfen. Zwei Augenpaare sehen und zwei Ohrenpaare hören mehr. Schon einmal hast du mich gelobt. Nütze meine Fähigkeiten. Ich erwarte ja nicht, dass du es öffentlich tust. Ich wurde auf deinen Wunsch zur Königin gekrönt. Verbinden sich damit nicht auch Pflichten für mich?«
Er sah ihr an, dass sie ungeduldig auf eine Antwort wartete. Ihre Nervosität löste sich in Erleichterung auf, als er endlich nickte.
»Lass es uns versuchen.« Er streckte ihr beide Hände entgegen.
»Aber versprich dir nicht zu viel davon«, fügte er hinzu. »Regieren ist ein mühsames Geschäft. Es macht oft Ärger, und das Vergnügen hält sich in Grenzen.«
Voller Überschwang schmiegte sich Beatrix an ihn.
»Ich danke dir. Ich weiß sehr wohl, dass deine Entscheidung großherzig ist. Ich bin glücklich, deine Frau zu sein.«
»Du schmeichelst mir, Beatrix. Aber ich glaube, dass ich deine Anwesenheit genießen werde, wenn mich der Löwe bedrängt, ihm neue Gebiete zuzuteilen, oder Berthold mir mit dem Blick eines getretenen Hundes vorwirft, dass ihn meine Kanzlisten in den offiziellen Urkunden nicht länger Herzog von Burgund nennen.«
»Du nennst beide in einem Atemzug. Verbünden sie sich schon miteinander, um dich unter Druck zu setzen?«
Sie spürte, dass er kopfschüttelnd verneinte, aber seine Hand auf ihrem Hinterkopf ließ nicht zu, dass sie den Blick hob, um sich zu vergewissern.
»Noch glaubt Berthold, seine vermeintlichen Rechte durchsetzen zu können, ohne teilen zu müssen. Wenn er jedoch scheitert, wird Heinrich sich einmischen, damit kein Zwist in
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