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Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
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herausfordern wolle.
    Das eine wie das andere hatte Clementia vehement in Abrede gestellt.
    »Berthold ist ehrgeizig«, hatte sie gesagt. »Aber er wird es auf keine endgültige Konfrontation und damit auf das Risiko einer Niederlage ankommen lassen. Er versucht erst einmal nur, das Gesicht zu wahren. Wenn er ernsthaft etwas gegen Barbarossa unternimmt, dann sicher so, dass man es nicht sofort mit ihm in Verbindung bringt.«
    Auf was sie anspielte, war ihm klar. Rupert hoffte trotzdem, dass Berthold Aliza künftig aus dem Spiel lassen würde. Ein schweres Nervenfieber hatte sie erst seit wenigen Wochen überwunden. Sie war in diesen Tagen lediglich ein Schatten der leidenschaftlichen Tänzerin, die einen Barbarossa hätte verführen sollen. In sich zurückgezogen und schwermütig, trauerte sie um Mutter und Schwester. Niemand, nicht Hildburg oder Clementia noch Beatrix, konnte sie aufheitern.
    »Rupert!«
    »Wolf! Bist du das wirklich? Ihr trefft ein und ich weiß nichts davon. Ich werde meinem Knappen die Ohren langziehen müssen.«
    Mit gegenseitigem Schulterklopfen begrüßten sie sich auf das herzlichste.
    »Ich brenne darauf, deine Neuigkeiten zu erfahren. Bist du Bertholds Vorhut?«, fragte er.
    Wolf nickte. »Die anderen werden nicht lange auf sich warten lassen. Ich bin nur vorausgeritten, um Quartier zu machen.«
    »Dann lass uns einen Becher leeren und miteinander reden, sobald es deine Zeit zulässt.«
    »Was willst du hören?«, fragte Wolf, als sie Seite an Seite auf einer Bank saßen. »Es waren unerfreuliche Wochen auf Burg Zähringen. Berthold tut sich schwer, die Kröte zu schlucken, obwohl ihm am Ende nichts anderes übrigbleiben wird. Der Traum vom burgundischen Herzogtum Zähringen, das vom Juragebirge bis ans Mittelmeer reicht, ist ausgeträumt. Und bevor du fragst: Er hat deine älteste Schwester mit einem Gefolgsmann verheiratet und die jüngere in ein Kloster gesteckt. Beide sollen auf das Beste versorgt sein.«
    »Senta im Kloster? Dafür soll ich auch noch dankbar sein? Die Kleine ist dreizehn und ein Wildfang.« Rupert konnte seinen Ärger nicht verbergen.
    »Immer noch besser, als mit dreizehn verheiratet zu werden. Beruhige dich, du kannst es ohnehin nicht ändern. Sie wird für dich beten.«
    »Soll mich das trösten? Bin ich überhaupt noch Herr auf meiner Burg?«
    »Willst du es überhaupt noch sein? Fast alle glauben, dass du nicht mehr zurückkommst.«
    »Wer verbreitet solche Gerüchte? Berthold?«
    »Ich schätzte, es ist Kuno, obwohl er es abstreiten wird. Kuno Heimtücke von Vohburg mit vollem Namen. Du hast einen Feind in ihm.«
    Sie wechselten einen vielsagenden Blick. Am Ende nickte Rupert düster und räumte ein: »Unter uns gesagt, er hat nicht ganz unrecht. Mein Vertrauen in Berthold ist erschüttert. Dennoch bindet mich natürlich mein Lehnseid. Berthold hat ihn mir nicht erlassen, als Clementia im Herbst um meine Dienste bat.«
    »Dann wirst du deine Zukunft mit ihm ausmachen müssen«, nickte Wolf und trank seinen Becher aus. »Wie geht es dem Mädchen?«
    Er musste keinen Namen nennen.
    »Sie ist gesund, aber bedrückt. Sie gibt sich die Schuld an den Ereignissen und lässt sich durch nichts davon abbringen. Hast du von Sizma gehört?«
    Wolf schüttelte den Kopf.
    Sizma war am Vorabend des Überfalls von Donaustauf aus dem Lager des Kaisers verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Dass alle von ihr zusammengerafften Schätze bei Wolf zurückgeblieben waren, war für ihn der untrügliche Beweis, dass auch sie Mördern in die Arme gelaufen sein musste. Sie würde ihn nie ohne ihre Besitztümer verlassen, hatte sie gesagt.
    »Wir werden wohl nie erfahren, was aus ihr geworden ist. Rupert, du solltest dafür sorgen, dass Aliza Berthold in Villa Lutra niemals über den Weg läuft. Er geht davon aus, dass sie ebenfalls getötet wurde.«
    »Das will ich gerne tun«, nickte Rupert. »Ohnehin müsste er seinen Plan aufgeben. Mit ihrer Schwermut treibt Aliza einen Mann höchstens in die Verzweiflung.«
    »Sprichst du aus Erfahrung?«
     
    Obwohl er die Frage übergangen hatte, dachte er an den Wortwechsel, als er Aliza später in Clementias Gemächern auf einem Fenstersitz entdeckte. Sie nutzte das schwindende Tageslicht für eine Näharbeit.
    »Berthold ist heute eingetroffen«, wandte er sich an Clementia, die einem Tiegelchen, das ihr die Kammerfrau hinhielt, eine cremige Substanz entnahm.
    »Das wurde auch Zeit«, nickte sie. »Er muss sich mit dem Kaiser

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