Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
Vom Netzwerk:
versöhnen.«
    Clementia zerrieb ein wenig Balsam aus dem Tiegel zwischen den Fingern.
    »Mmh, das duftet wie Paradiesäpfel und fühlt sich ganz wunderbar an. Hildburg, wozu verwendet man es? Von wem hast du das Rezept?«
    »Es hält die Lippen im Winter glatt und geschmeidig. Aliza hat den Balsam für Euch gemischt.«
    »Aliza?«
    Aliza hob nicht einmal den Kopf. Man hörte von ihr nur das leise Plopp, mit dem sie die Nadel wieder und wieder in den straff gespannten Stoff stieß.
    »Ja. Sie hantiert mit Ölen, Kräutern, Fetten und Blüten so geschickt wie ein Apotheker. Es scheint da eine Reihe von Rezepten zu geben, die die Frauen ihrer Familie von einer Generation zur nächsten weitergeben.«
    »Wenn sie alle so gut sind, soll sie sie dir geben.«
    »Sie darf nicht in Eurer Nähe sein, wenn Berthold Euch seine Aufwartung macht«, unterbrach Rupert das Gespräch. »Die Zähringer sind eingetroffen. Er glaubt, dass auch sie umgekommen ist, und in diesem Glauben solltet Ihr ihn besser lassen.«
    »Ich stimme dir zu, Rupert.« Clementia ließ sich von Hildburg den Tiegel geben. »Die Königin bittet mich ohnehin, sie zu ihr zurückzuschicken.«
    »Warum steht sie überhaupt noch unter Hildburgs Obhut? Sie ist längst schon ohne Fieber.«
    »So etwas kann auch nur ein Mann fragen.«
    Clementia tauschte Blicke mit der Kammerfrau, öffnete die Hände und hielt ihm das Salbengefäß entgegen.
    »Unter anderem deswegen. Unsere Ägypterin ist eine Frau mit vielen Talenten. Hinzu kommt, dass keine meiner Näherinnen so hübsche Borten zu sticken versteht. Würde nicht die Königin ihre Dienste fordern, würde ich sie für immer in Anspruch nehmen. Festbinden würde ich ihre geschickten Hände.«
    Es sollte vermutlich ein Scherz sein, aber Alizas Schultern zuckten bei der Bemerkung.
    Clementias Nächstenliebe entpuppte sich nicht ganz überraschend als Eigennutz, doch ihr Egoismus enttäuschte Rupert trotzdem. Sah so also die Pflege aus, die sie dem Schützling der Königin angedeihen ließen? Es reizte ihn, Clementia selbst Alizas Arbeit in die Hand zu drücken.
    Bedächtig trat er an die Fensternische, um zu sehen, an was sie arbeitete.
    »Ist das nicht eine grausame Stichelei?«, fragte er entsetzt. »Du musst das nicht machen. Du bist keine Magd.«
    Er bekam keine Antwort.
    »Ihr müsst sie nicht in Schutz nehmen«, verteidigte Hildburg Alizas Beschäftigung. »Arbeit hält sie vom Grübeln ab. Untätigkeit bekommt ihr nicht. Verlasst Euch darauf, dass ich sie umgehend zur Königin bringen werde.«
    Umgehend hieß, wenn sie mit der Arbeit fertig war, vermutete Rupert, doch er verzichtete auf weitere Einwände. Obwohl Clementia erwartete, dass er blieb und mehr über die Neuankömmlinge des Tages berichtete, zog er sich zurück.
    Eben noch rechtzeitig, denn Berthold kam ihm vor dem Portal entgegen, unzweifelhaft auf dem Weg zu seiner Schwester. Er musste ihn aufhalten. Aber wie standen sie eigentlich inzwischen miteinander?
    »Willkommen in Villa Lutra«, grüßte er zurückhaltend.
    »Da ist der Mann, den ich suche«, rief Berthold, als habe es nie die geringste Verstimmung zwischen ihnen gegeben. »Rupert! Ich grüße dich, mein Junge. Wie ist es dir ergangen bei Clementia?«
    »Gut«, antwortete er. »Du willst zu ihr? Ich fürchte, du triffst sie nicht an.«
    Die Notlüge war alles, was ihm auf die Schnelle einfiel, um das Zusammentreffen mit Aliza zu vermeiden.
    »Es eilt ohnehin nicht. Begleite mich zu den anderen.«
    Wie selbstverständlich legte Berthold den Arm um seine Schultern und änderte die Richtung.
    »Ich hoffe, du hast mich vermisst wie ich dich. Kuno ist kein Ersatz für dich.«
    »Kuno war mit dir in Zähringen?« Rupert gab sich überrascht, obwohl er von Wolf davon wusste. »Um dort was zu tun? Um mit dir deinen Keller leer zu trinken und den Mägden nachzusteigen?«
    »Ich weiß, du magst Kuno nicht, aber im Augenblick muss ich um jeden Verbündeten froh sein. Er ist ein entfernter Verwandter des Kaisers. Du hast es ja vorgezogen, dich bei meiner Schwester beliebt zu machen.«
    »Dafür gab es allerdings eine Reihe guter Gründe. Unter anderem hast du mich in Regensburg wahrlich nicht wie einen Gefolgsmann behandelt.«
    »Wundert dich das? Deine Idee war leider ein einziger Reinfall. Ich hätte niemals darauf eingehen sollen. Aber ich bin bereit zu vergessen. Du kannst mir im Übrigen glauben, dass ich mich an meine Verpflichtungen gegenüber deiner Familie gehalten habe. Deine Schwestern wurden

Weitere Kostenlose Bücher