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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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parat?«
    »Bei einem Auftrag, wie Glassán ihn übernahm, ist eine solche Liste Pflicht, du hast es ja selbst gesagt. Und wenn die Leute jetzt die Arbeit verweigern, betrachte ich den Vertrag mit der Abtei als nicht mehr verbindlich und werde sie nicht auszahlen.«
    »Du und nicht auszahlen?«, fragte Fidelma rasch. »Hatten sie nicht einen Vertrag mit Glassán, stellte er nicht ein, wen er für geeignet hielt?«
    »Ich habe jeden Einzelnen im Auftrag der Abtei bezahlt. Ich traute Glassán nicht über den Weg, fürchtete, er könnte in die eigene Tasche wirtschaften.«
    Fidelma betrachtete ihn sinnend und sagte dann: »Wie auch immer, Bruder Lugna, ich denke, ich habe etwas Zugkräftiges in der Hand, um die Männer zum Bleiben zu bewegen.«
    Bruder Echen, der von Gormáns Ankunft erfahren hatte, kam, um sich seines Pferdes anzunehmen, und so schloss sich der junge Krieger Fidelma und Eadulf an, als beide die Abtei verließen. Zielgerichtet lenkten sie ihre Schritte zu den sogenannten
bothan
, Unterkünften aus Weidengeflecht, die die Bauleute als Bleibe für die Dauer ihrer Arbeit hier errichtet hatten. Sie fanden eine ganze Reihe solcher Hütten zwischen den Außenmauern der Abtei und dem Ufer des majestätisch dahinströmenden Flusses. Beim Näherkommenbemerkten sie geschäftiges Treiben. Unter erregten Zurufen sammelten Männer ihre Habe zusammen. Ein oder zwei bemerkten sie, verstummten und blieben stehen. Fidelma wandte sich an den ihr Nächststehenden.
    »Wo ist Saor?«, fragte sie ihn.
    Eine Antwort blieb aus, doch nach ein, zwei Augenblicken tauchte der Zimmermann, der Glassáns rechte Hand gewesen war, aus einer der Hütten auf. Er schaute weder nach rechts noch nach links. Bevor Fidelma etwas sagen konnte, erklärte er: »Die Männer sind fest entschlossen, Schwester. Wir haben endgültig genug von diesem Ort, er steht unter einem Fluch.« Dann sah er Eadulf an und fügte hinzu: »Ich kann mich nur wundern, dass du ihn erneut betreten hast, nachdem du beinahe auf ähnliche Weise dort ums Leben gekommen wärst wie Glassán. Da geht etwas nicht mit rechten Dingen zu. Da sind Kräfte am Werk, gegen die wir nichts ausrichten können. Dunkle Kräfte. Es hat nicht nur ein Leben gekostet, sondern mehrere. Gegen das Böse sind wir machtlos.«
    Zustimmendes Gemurmel machte sich breit. Die Männer umringten inzwischen die kleine Gruppe, denn sie wollten hören, was Fidelma erwidern würde.
    Sie sprach laut und deutlich, damit sie von allen vernommen wurde. »Ganz im Gegenteil, die Kräfte, die hier wirken, sind von Menschenhand gemacht, und wenn ihr einfach fortlauft, bietet ihr vielleicht dem, der das Unheil verursacht hat, die Möglichkeit, sich seinem gerechten Urteil zu entziehen, denn er könnte leicht unter euch sein.«
    »Willst du einen von uns als Mörder beschuldigen?«, sagte Saor mit finsterem Gesicht. »Weshalb sollten wir unseren Baumeister umbringen? Das hätte doch keinen Sinn.«
    »Alles hat Sinn, wenn man Ursachen und Beweggründeerkannt hat«, entgegnete sie. »Ich verlange, dass ein jeder von euch hierbleibt, bis wir die Wahrheit gefunden haben.«
    Saor schüttelte den Kopf.
    »Die Männer und ich auch machen nicht länger mit, Schwester. Bruder Lugna muss zahlen, was er uns schuldet, und muss uns ziehen lassen.«
    »Wenn ihr jetzt einfach geht, seid ihr es, die den Vertrag brecht, und werdet euch wegen eurer Bezahlung an einen Schlichter wenden müssen. Die Abtei ist nicht verpflichtet, euch auszuzahlen, wenn ihr euren Vertrag nicht einhaltet. In diesem einen Fall muss ich dem Verwalter der Abtei recht geben.«
    Ihre Worte stießen auf empörtes Murren. Mit leichter Drohgebärde legte Gormán die Hand ans Schwert. Es war nicht sehr ernst gemeint, genügte aber, um die Bauleute an seine Gegenwart zu erinnern. Doch Saor blieb hart.
    »Wir hatten unsere Verträge mit dem Baumeister abgeschlossen, und der ist tot. Vielleicht sind sie damit erloschen. Doch der Verwalter, der sich darin gefällt, Macht auszuüben, hat darauf bestanden, jeden von uns einzeln zu bezahlen. Eingestellt aber hat uns Glassán. Die Abtei kann uns nicht das, was uns zusteht, verweigern.«
    »Du sprichst wie ein Rechtsgelehrter, Saor«, warf Eadulf ein.
    »Ein Rechtsgelehrter bin ich nicht«, wehrte sich der Zimmermann vehement. »Aber es bleibt dabei, unsere Arbeit hier ist beendet.«
    Einer der Männer neben ihm hatte seine Bedenken.
    »Vielleicht hat die Schwester recht. Wir haben Frauen und Kinder zu ernähren. Wenn wir

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