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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ungemein viele Bücher«, erklärte er voller Genugtuung. »Aber ihr seid gewiss nicht wegen der Bücher gekommen.«
    »Würdest du Bruder Donnchads Handschrift erkennen?«, fragte Fidelma.
    »Seine Art zu schreiben?« Der
scriptor
legte die Stirn in Falten. »Ich denke schon. Er hatte eine unverkennbare Handschrift.«
    Fidelma holte den Pergamentfetzen hervor, den sie unter Donnchads Fenster gefunden hatten.
    » Pater, si vis, transfer calicem istum a me … Deicida! Deicida! Deicida! «
, murmelte Bruder Donnán beim Lesen vor sich hin.
    »Ist das seine Handschrift?«
    »Um das wirklich zu beurteilen, ist es etwas wenig.« Er warf einen zweiten Blick auf den Pergamentfetzen und schüttelte den Kopf. »Trotzdem, ich würde sagen, Bruder Donnchad hat das nicht geschrieben. Er hat viel Zeit in der Bibliothek verbracht, mit Schreiben und mit Lesen.«
    »Mit welchen Themen hat er sich beschäftigt?«
    »Überwiegend waren es Darlegungen zu philosophischen Fragen. Jedenfalls gilt das für die Jahre, bevor er auf Pilgerreise ging.«
    »Hat er seine Forschungen bei dir hier auch nach seiner Rückkehr fortgesetzt?«
    Der Bibliothekar schüttelte den Kopf.
    »Er bat um Pergament, Tinte und Federkiele, und ich habe ihm gegeben, was er wünschte. Schreibmaterialien sind heutzutage teuer.«
    »Und wo befinden sich seine Aufzeichnungen jetzt?«
    »Ich hatte gedacht, sie wären in seiner Zelle. Aber den Gerüchten nach hat man dort nichts gefunden.«
    »Hat er irgendetwas in der Bibliothek hinterlegt, egal was?«
    »Wir verwahren mehrere seiner frühen Schriften, auch Kopien, die er von den Arbeiten anderer Gelehrter gemacht hat. Er war ein exzellenter Kopist, dabei hätte er keine Zeit darauf verschwenden müssen, denn was er selbst verfasste, war unübertroffen. Aber auch die Kopien sind aus den Jahren vor seiner Reise. Ich nehme an, es geht dir um Dinge aus den Wochen nach seiner Rückkehr.«
    »Ja, richtig, Bruder Donnán.«
    »Er ist mehrfach in die Bibliothek gekommen, suchte in jüngster Zeit Belege in anderen Werken. Dass er wohl selbst etwas verfasst hätte, ist mir nicht zu Ohren gekommen.«
    »Einige Bibliotheken legen Listen darüber an, welche Bücher ihre Gelehrten ausleihen«, sagte Eadulf. »Macht ihr das auch?«
    Bruder Donnán zögerte einen Moment und sah zu einem Tisch, der in einer Ecke stand.
    »Ich bin stolz darauf, wie ich die Bibliothek führe. Selbstverständlich notiere ich mir in einer Liste, wonach die Brüder fragen.« Er lächelte selbstgefällig.
    »An welcher Art Manuskripten zeigte sich Bruder Donnchad interessiert?«, erkundigte sich Fidelma.
    »Hauptsächlich an Werken über glaubensphilosophische Themen, und hier wieder besonders an Werken der Kirchenväter.«
    »Kannst du etwas genauer werden?«
    Bruder Donnán überlegte kurz. »Er fragte nach den Werken von Origenes.«
    »Origenes?« Eadulf grübelte.
    »Ein Grieche aus Alexandria, einer der großen frühen Theologen des Glaubens«, erläuterte Bruder Donnán. »Er lebte vor etlichen Jahrhunderten. Sie nannten ihn Adamantios – den Ehernen.«
    »Hast du Abschriften seiner Werke hier?«, fragte Fidelma.
    Voller Besitzerstolz wies Donnán auf die Haken, an denen die Buchtaschen hingen.
    »Nicht von allen, muss ich gestehen. Aber einige seiner wichtigen Werke haben wir, so zum Beispiel
De principiis
, einige von seinen zahlreichen Abhandlungen zu den Büchern der Bibel, Betrachtungen über das Beten oder das Martyrium …«
    »Kannst du dich erinnern, mit welchem Werk genau sich Bruder Donnchad beschäftigte?«
    »Auf Anhieb kann ich das nicht sagen.«
    Eadulf schaute zu dem Pult in der Ecke. »Vielleicht helfen deine Listen weiter.«
    Bruder Donnán begab sich zu dem großen Tisch, auf dem ein Hauptbuch lag. An einem Arbeitsplatz nebenan saß ein Mönch, in seine Studien vertieft. Bei ihrem Näherkommen blickte er auf und lächelte. Fidelma und Eadulf erkannten in ihm den
bruigad
, Bruder Máel Eoin, der für das Gästehaus zuständig war. Sie nickten ihm zu, und er widmete sich wieder seiner Lektüre. Bruder Donnán blätterte bereits in den Seiten des Hauptbuches, das geordnet nach Namen längere Eintragungen enthielt. Fidelma und Eadulf schauten ihm über die Schulter. Auf der Seite mit Donnchads Namen glitt sein Finger eilig über die Liste.
    »Origenes«, sagte Fidelma, »du bist schon vorbei, Bruder Donnán. Dort, siehst du? Origenes steht da, acht Bücher unter dem Titel
Contra Celsum
– du hast sie sogar als besondere Nachfrage

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