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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ursprünglich auf einem Hügel errichtet, denn unser Gründer wollte, dass das Gotteshaus seiner Gemeinschaft immer vor Augen stand. Dort sind allerdings nur unser Gründer Mo-Chuada und sein Nachfolger Abt Cuanan begraben, sonst niemand.«
    »Im Augenblick will ich der Sache mit Bruder Gáeth nicht weiter nachgehen, mir fehlen noch etliche Fakten«, entschied Fidelma. »Doch was du mir eben eröffnet hast, muss zwischen uns bleiben.«
    »Dein Scharfsinn ist bewundernswert, Fidelma von Cashel. Ich wusste es schon immer. Sonst hätte ich dich nicht hergebeten, um die Nachforschungen in dem vorliegenden Fall anzustellen.« Er machte eine Pause, schien nach Worten zu suchen, wie er das ausdrücken sollte, was ihm durch den Kopf ging. »Du hast gespürt, Bruder Gáeth ist mit sich uneins. Jetzt stellt sich heraus, er hat dir nicht dieWahrheit gesagt, wann er Bruder Donnchad zum letzten Mal gesehen hat. Was hältst du davon?«
    »Sag du mir erst, woran du in dem Zusammenhang denkst«, drängte ihn Fidelma.
    »Solange Bruder Donnchad in der Abtei war, hatte er einen besänftigenden Einfluss auf Gáeth, bewog ihn, nicht mit seinem Schicksal zu hadern und sich mit seiner Lage abzufinden.«
    »Und als Bruder Donnchad auf die Pilgerreise ging, gab es Schwierigkeiten mit Bruder Gáeth, hast du vorhin gemeint.«
    »Gáeth hatte Donnchad und Cathal begleiten wollen. Man machte ihm klar, dass dergleichen vollkommen unmöglich war.«
    »Warum war es denn vollkommen unmöglich?«
    Abt Iarnla tat das mit einem Achselzucken ab. »Ganz einfach. Cathal war dagegen und somit auch Lady Eithne.«
    »Seit wann trifft Lady Eithne Festlegungen, denen sich die Klostergemeinschaft zu beugen hat?«, erkundigte sich Eadulf.
    Die Frage kam dem Abt sichtlich ungelegen. »Ich habe euch doch auseinandergesetzt, dass dem heiligen Carthach das Land übereignet wurde, auf dem er unsere Abtei gründete. Maolochtair, der oberste Stammesfürst der Déisi, war der eigentliche Lehnsherr und Wohltäter, doch das Gebiet hier gehörte zur Gutsherrschaft seines Vetters Eochaid und dessen Gemahlin Lady Eithne. Dem Gesetz nach hat sie immer noch die Oberhoheit über unseren Grund und Boden.«
    »Das ist einzusehen. Und daraus leitet sich ihre Befugnis ab, hier Anordnungen zu treffen?«
    »Sie hat diese Befugnis auf Grund der Gesetze und der von den Brehons gefällten Urteile«, bestätigte der Abtgeduldig. »Was die Pilgerfahrt anbelangt, da hat vermutlich Cathal seiner Mutter klargemacht, dass er Gáeth nicht dabei haben wollte, und sie hat das an mich weitergegeben. Gáeth hatte hierzubleiben, während Cathal und Donnchad ins Heilige Land gingen.«
    »Und Gáeth zeigte seinen Verdruss?«
    »Froh war er nicht darüber, sich von seinem lebenslangen Freund und Gefährten verabschieden zu müssen. Auch muss man in Betracht ziehen, Donnchad war der Einzige im Kloster, der sich die Zeit nahm, sich immer wieder mit ihm zu beschäftigen und ihm beizustehen.«
    »Durchaus verständlich. Aber dann kam Donnchad zurück.«
    »Ja, Donnchad kam zurück«, meinte der Abt bekümmert. »Doch es war nicht der Donnchad, welcher uns verlassen hatte. Ich vermute, Bruder Gáeth war überglücklich bei dem Gedanken, ihr vertrautes Verhältnis würde sich wieder einstellen. Doch dem war nicht so, wie ihr bereits wisst. Donnchad wollte mit Gáeth nichts mehr zu tun haben, er weigerte sich, ihn in seiner Nähe zu dulden. Etwas Seltsames ging mit Donnchad vor. Wir haben keine Ahnung, was es war. Könnt ihr euch vorstellen, wie Gáeth diese Zurückweisung aufnahm?«
    Alle schwiegen.
    Plötzlich begann Eadulf: »Ich habe einmal einen Mann gekannt, der sich einen Hund hielt. Ständig streichelte er ihn und balgte sich mit ihm. Der Hund war stets bei ihm, egal wohin er ging, er schlief sogar auf seinem Bett. Dann lernte der Mann eine Frau kennen, und sie heirateten. Nun war der Hund nicht länger sein Lebensinhalt und wurde aus dem Schlafraum vertrieben. Der Hund winselte und jaulte und wurde schließlich aus dem Haus gejagt. Doch der Hundhörte nicht auf zu jaulen und zu bellen, sodass der Mann ihn mit Steinwürfen aus dem Dorf zu jagen versuchte. Als den durch die Zurückweisung gereizten Hund die ersten Steine trafen, sprang er den Mann an, biss ihm die Kehle durch, und der Mann starb.«
    Wieder schwiegen alle und schauten den Abt erwartungsvoll an. Der raffte sich schließlich auf und bemerkte: »Ich unterstelle niemandem etwas. Ich habe lediglich erzählt, was sich zugetragen hat. Ich

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