Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
erleichtert auf.
    »Ein Rat oder schlichtendes Eingreifen wurden dir nicht verwehrt, weder von mir im Namen meines Bruders, des Königs, noch von der Abtei.«
    Cumscrad wies mit einer Kopfbewegung auf Bruder Lugna, der mit herausfordernder Miene dastand.
    »Er hat aber gesagt …«
    »Er hat gesagt, er sei der Verwalter«, fiel ihm Fidelma ins Wort. »Endgültige Entscheidungen aber fällt der Abt.«
    Bruder Lugna gab einen Laut der Entrüstung von sich und wurde rot vor Wut, während der Abt unglücklich zu Boden schaute.
    Fidelma tat, als bemerkte sie die Wirkung ihrer Worte nicht.
    »Bevor wir dazu kommen, wie weiter verfahren werden sollte, hätte ich gern etwas über die Fracht gewusst. Ich vermute, es handelte sich um eine wertvolle Ladung?«
    Cumscrad nickte. »Der Gesamtwert betrug dreißig
seds

    Eadulf kannte sich im Wertesystem aus und hielt mit seiner Verwunderung nicht zurück. »Das entspricht ja dem Ehrenpreis eines …«
    »… eines Stammesfürsten wie mich«, bestätigte Cumscrad in aller Ruhe. Ein
sed
hatte den Wert einer Milchkuh.
    »Demnach habt ihr vor allem Gold transportiert?«, fragte Fidelma erstaunt.
    »Nicht Gold, Lady. Die Metallgegenstände auf dem Lastkahn waren nicht von großem Wert – Kochtöpfe, Pferdegeschirr, Ackergerät und dergleichen. Das macht nicht mehr als ein paar
seds
. Von all dem hat man nichts angerührt, alles war noch vorhanden.«
    Fidelma wusste nicht, was sie davon halten sollte. »Wenn das alles unversehrt noch auf dem Kahn war, wie wollt ihr dann wissen, was fehlte? Wie will dein Gewährsmann das festgestellt haben?«
    »Er kam flussaufwärts von Ard Mór. Dort hatte er nicht nur erfahren, dass der Frachtkahn erwartet wurde, sondern auch, dass er etwas für die Abtei an Bord hatte.«
    »Es fällt mir schwer, dir zu folgen. Was soll den Wert der Fracht dermaßen erhöht haben?«
    »Auf dem Frachtkahn befanden sich zwei Bücher, die die Schreiber in unserer Bibliothek kopiert hatten. Die Bibliothek von Ard Mór wusste, dass diese Schriften zu unserem Bestand gehörten, und hatte bei unseren Schreibern Abschriften in Auftrag gegeben. Ein Jahr lang haben sie daran gearbeitet und waren gerade erst damit fertig geworden.«
    »Kopien von zwei Büchern, mühsame Arbeit von deinen Schreibern?« Nachdenklich schürzte Fidelma die Lippen. »Darf ich fragen, um welche Werke es sich handelte?«
    »Das eine war eine Kopie der Dichtungen des großen Barden Dallán Forgaill, die wir als wertvoll erachten.«
    »Und das andere?«
    »Eine griechische Abhandlung.
Die wahre Lehre
, glaube ich, heißt sie.«
    Die Auskunft übertraf Fidelmas Erwartungen.
    » Alethès Lógos
von Celsus?«, entfuhr es ihr.
    Cumscrad blickte sie bewundernd an.
    »Du bist ungemein belesen, Fidelma«, sagte er anerkennend. »Es handelte sich tatsächlich um eine Arbeit des Celsus.«

KAPITEL 14
    Rasch hatte Fidelma, für die anderen unauffällig, Eadulf einen warnenden Blick zugeworfen, dann sagte sie: »Dieb stahl von Büchern ist von der Rechtsprechung her ein großes Verbrechen, und zudem sind die Umstände, unter denen der Raub geschah, mehr als merkwürdig.«
    »Weil er ein Buch gestohlen hatte, wurde Colmcille der fünf Königreiche verwiesen«, merkte Cumscrad an.
    Eadulf horchte verwundert auf. Er hatte Colmcille immer für einen mächtigen Pfeiler und Verkünder des Neuen Glaubens gehalten. Cumscrad aber stellte ihn als einen Dieb hin.
    »Was hast du eben gesagt? Der heilige Colmcille von Iona, von dessen Abtei der Neue Glaube zu den Angeln und Sachsen gebracht wurde, war ein Bücherdieb?«, fragte er.
    »Die Geschichte ist weithin bekannt«, erwiderte Cumscrad gleichmütig.
    »Colm Crimthaín, der bei dir Columba heißt, schloss sich der Abtei von Maghbhile an, der Finnén vorstand«, erläuterte Fidelma. »Finnén aber verfügte über die Handschrift eines Evangeliums aus der Abtei des heiligen Martin, die Colm begehrte. So ging er Abend für Abend in die Bibliothek und fertigte eine Abschrift an. Finnén kam dahinter und führte bei Hochkönig Diarmait und dessen Obersten Brehon Beschwerde. Das Urteil lautete, so wie jeder Kuh ihrKalb gehört, gehört auch jede Abschrift zum Original, hat also in der Bibliothek zu bleiben. Ohne Erlaubnis eine Abschrift anzufertigen kommt dem Diebstahl des Originals gleich.«
    »Aber dafür des Landes verwiesen zu werden …«, wandte Eadulf ein.
    »Colm wurde nicht aus diesem Grund verbannt«, klärte ihn Fidelma auf. »Er war nicht nur ein frommer Bruder,

Weitere Kostenlose Bücher