Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)
aussehe!«
Das Perverse war: Seine Freundin wollte sich auch an nichts erinnern. Der Schlag von ihrem Freund, der sie beinahe bewusstlos gemacht hatte, war wie aus ihrem Gehirn gelöscht. Sie sagte nur: »War doch gar nicht so schlimm.« Da versteh mal einer die Frauen.
Für mich aber hatte die Sache schon Konsequenzen. Ich hatte eine andere Seite meines Mitarbeiters kennengelernt, und mir war sofort klar: Der ist nicht tragbar für meine Firma. Also flog er raus. Und damit brach der Kontakt zu ihm ab.
Ein großes Vorbild für meine Arbeit als Türsteher war früher Ahmad Mohammed. Er ist bis heute ein guter Freund von mir, und er hat mich auch schon während meiner Kickboxzeit als Sponsor unterstützt. Achim, wie ich ihn immer nenne, ist Libanese und war bis vor zehn Jahren der bekannteste Bodyguard Deutschlands. Gegen ihn war ich ein Nobody. Ein Zwei-Meter-Mann und ich, der sprechende Embryo.
Dass ich mal bekannter werden würde als Achim, das hätte ich nicht gedacht. Er war hinter jedem Promi zu sehen und hat bisher wesentlich mehr Stars bewacht als ich. Zum Beispiel betreute er Muhammad Ali, als dieser in Berlin war. Muhammad Ali wollte das, weil sie beide Moslems sind. Aber vor etwa zehn Jahren musste Ahmad sich aus gesundheitlichen Gründen aus dem Medienrummel etwas zurückziehen, weshalb er viele TV-Anfragen an mich weiterleitete. Ahmad hat quasi dafür gesorgt, dass ihn nicht irgendjemand im Fernsehen ablöst. Er wollte, dass ich den »Job« übernehme. So kam es, dass viele Reportagen über mich und meinen Job im Fernsehen gesendet wurden.
Der Bekanntheitsgrad meiner Firma wuchs mit jeder Reportage enorm, selbst über die Grenzen Deutschlands hinaus. Häufig werden diese Reportagen sogar als Lehrmaterial im Unterricht in Ausbildungszentren für Bodyguards verwendet: Wie löst man Konflikte, ohne dass sie eskalieren? Und auch im Internet kann man mich »im Einsatz« sehen, mittlerweile habe ich schon zehn Millionen Klicks auf YouTube. Wahnsinn!
Achim kenne ich schon extrem lange. 1982 arbeitete ich mal an einer Tür, da musste ich ihn sogar rausschmeißen. Zu dem Zeitpunkt hatte er mit Security noch gar nichts zu tun, er war ein normaler Gast. Ich weiß noch, dass eine junge Frau auf mich zukam und sagte, da rempelt einer auf der Tanzfläche.
»Wie sieht er denn aus?«, fragte ich sie.
»Groß, breit und Ausländer.«
Mir war sofort klar, wen sie meinte. Mist, dachte ich, das ist ja der Riese. Ich bin dann also auf die Tanzfläche und erklärte ihm, dass das so nicht funktioniert. Er war superfreundlich und hatte kein Problem damit, dass ich ihn hinauskomplimentieren musste.
Durch den Sport haben wir uns dann richtig kennengelernt. Achim war lange einer meiner größten Fans, daraus ist eine ganz enge Freundschaft entstanden.
Beruflich gibt es bei uns jedoch einen ganz großen Unterschied. Ich arbeite zu 100 Prozent mit der Polizei zusammen und Achim eben gerade nicht. Er hat seine sehr großen und einflussreichen Familien, die ihm im Problemfall zu jeder Zeit Unterstützung geben. Durch seine Kontakte zu diesen Großfamilien ist er sehr einflussreich und braucht in der Regel die Polizei nicht. Bei den Arabern ist er der ganze Stolz, weil er eben schon so viele Weltstars beschützt hat.
Der gesamte Familienclan von Achim weiß, dass wir befreundet sind. Manchmal ist er wie ein großer Bruder für mich. Dadurch lassen mich viele von den Großfamilien in Ruhe. Er hält in gewisser Weise die Hand schützend über mich, obwohl ich ihn nie darum gebeten habe. Das ist viel wert, wenn man nicht ständig Stress mit der arabischen Unterwelt hat!
Ich habe nichts gegen Ausländer, im Gegenteil, meine besten Freunde sind Ausländer. Nur leider sind sie es, die sich im Bereich des Nachtlebens immer mehr ausbreiten. Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger zogen sich die deutschen Türsteher von den Clubs im Westteil Berlins größtenteils zurück, und Ausländer übernahmen das Geschäft. Sie hatten begriffen, dass die Deutschen sich leicht wegdrängen lassen, wenn man ihnen mal die Knarre zeigt. Gelegentlich kam das aber auch im Ostteil der Stadt vor.
Auch das »Tollhaus«, eine große Discothek in Berlin-Lichtenberg, fiel dieser Taktik Ende der Neunziger zum Opfer. Immer montags gab es dort den Gastronomentreff. Da waren alle anderen einschlägigen Clubs zu, und es konnten sich die Leute treffen, die sonst immer in ihren eigenen Clubs arbeiten mussten. Überwiegend waren es deutsche Gäste und auch
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