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Der böse Geist vom Waisenhaus

Der böse Geist vom Waisenhaus

Titel: Der böse Geist vom Waisenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Einmischung angesagt. Hat unsere volle Unterstützung.
Gebongt?“
    „Was die kleine Anna betrifft“,
meinte Klößchen, „haben wir uns schon eingemischt. Allerdings liegt der Fall
etwas anders. Anna ist nur indirekt Opfer. Gewalt hat wahrscheinlich die Mutter
erlitten. Das werden wir noch rauskriegen, wie?“
    „Vleske“, sagte Tim, „scheint
ein typisches Beispiel zu sein für einen Brutalo-Vater. Und jetzt hat sich
diese Sau an Christian vergriffen.“
    „Der ist nicht mal sein Sohn“,
nickte Klößchen.
    Gaby trat neben Tim. Mangels
Handschuhe hatte sie die Hände in den Ärmeln ihrer Wetterjacke versteckt. Eine
Hand kam wieder hervor, und der Zeigefinger malte einen Kreis auf der Glastür —
rund um den gemeuchelten Teddy.
    „Fällt euch nichts auf bei
diesem Symbol?“
    „Ist gut gewählt“, lobte Karl.
„Es drückt aus, wie seelische Pein sich bei einem Kind äußert. Es wird
mißhandelt und gibt die Gewalt weiter an das, was eigentlich sein Kuscheltier
ist, sein Bettzipfel, sein brummendes Spielzeug — gibt es weiter an den Teddy.“
    „Exakt.“ Gaby nickte.
    „Ukutor“, sagte Tim, „ist
Christians Teddy.“
    „Exakt.“ Gaby sah ihn großäugig
an. „Du kannst ja auch sensibel fühlen.“
    „Ist doch meine Spezialität.“
    „Gut, daß ich das weiß, Rambo.
Jedenfalls hast du recht. Ukutor sieht aus wie ein Schweizer Käse.
Messerstiche. Christian hat seinen Haß ausgelassen an der kleinen Figur.“
    „Haß auf wen?“ sagte Tim.
    Gaby hob die Achseln.
    „Daß er diesen Vleske meint“,
sagte sie, „wenn er Ukutor Messerstiche beibringt, kann ich mir nicht
vorstellen.“
    „Es sei denn“, wandte Karl ein,
„Christian kennt Vleske schon länger und hat was gegen ihn. Vielleicht schwelte
da was, und heute abend kam es zum Ausbruch. Genau werden wir’s wissen, wenn
Christian seine Aussage macht.“
    „Also frühestens in drei
Tagen“, sagte Tim. „Denn vorher wird man ihn — als Frischoperierten — nicht
behelligen mit solchen Fragen.“
    Er sah zur Uhr. „Wir dürfen
Schengmann nicht vergessen. Das ist unser akutes (vordringliches) Problem.“
    Sie schwangen sich auf die
Räder.

14. Schengmanns Ausreden
     
    Es war später geworden als
vorgesehen. Aber das hatte auch Vorteile. Um diese Zeit schlief Anna
sicherlich.
    Und wir, dachte Tim, können uns
Schengmann vorknöpfen. Die Blumen-Straße sah verlassen aus wie am Ende der
Welt. Keine Menschenseele, kein streunender Hund, keine Katze. Nur feuchtes Laub
auf dem Radfahrweg und in den Gärten; der Regen hatte aufgehört, aber Wasser
sich gesammelt in jeder Delle der Fahrbahn.
    Tim sah ihn, als die vier noch
300 Meter entfernt waren vom Ziel.
    Schengmann saß auf einem
Rennrad, kam durch die Einfahrt seines Grundstücks und preschte los in die
andere Richtung.
    Er trug knallgelbe
Sportbekleidung, der Witterung angepaßt, also regenabweisend oder gar
wasserdicht. Auf dem Kopf eine Wollmütze. Das Rennrad war umgerüstet auf
Verkehrstauglichkeit auch im Dunkeln, verfügte also — ebenso wie Tims Maschine
— über Lampe und Rücklicht.
    „Der hat’s aber eilig“, meinte
Klößchen.
    „Fitneß“, sagte Karl. „Der
trainiert. Und wir können zunächst mal vergessen, was wir vorhaben.“
    „Der trainiert nicht“, sagte
Tim. „Vom Radtraining verstehe ich was. Bei Dunkelheit und diesem Wetter ist es
bescheuert. Und außerdem: Wozu braucht er einen Rucksack?“
    „Rucksack?“ fragte Klößchen.
„Hatte er einen?“ Schengmann war jetzt so weit entfernt — er ließ sich nur noch
als Schemen ausmachen.
    „Einen schlaffen, also leeren
Rucksack“, sagte Tim, „hat er sich aufgehuckt. In heller Farbe. Hebt sich kaum
ab von der gelben Windjacke. Aber ich habe ihn gesehen. Freunde, ich hänge mich
dran.“
    „Dann bist du der einzige“,
sagte Gaby. „Das Tempo können wir nicht mithalten.“
    „Jedenfalls nicht mit unserem
Fahrgestänge“, meinte Klößchen in einem Ton, als täte es ihm leid, daß er nicht
teilnehmen könne an der Hetzjagd.
    „Wir treffen uns bei Karl“,
sagte Tim.
    Er hob sich im Sattel.
Wiegeschritt. Tempo. Hinterher!
    „Ich muß um halb zehn zu Hause
sein“, rief Gaby ihm nach. „Falls du später kommst, verpaßt du dein
Gute-Nacht-Bussi.“
    „Dann kriege ich zur Begrüßung
morgen zwei“, rief er über die Schulter.
    Schengmann hatte Vorsprung.
Aber Tim holte auf.
    Zu seinem Erstaunen fuhr Annas
Vater stadtauswärts.
    Tim hielt einen Abstand von
etwa 200 Metern, als sie über die

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