Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal
sondern ermordet und hier auf unserem Grundstück abgelegt worden war. Mir drehte sich der Magen um, und ich beugte mich vornüber und übergab mich in ein paar Unkräuter. Wer immer ihre Leiche hierhergeschafft hatte, musste sich überlegt haben, dass dies Niemandsland sei und man sie lange Zeit nicht finden würde, wenn überhaupt. Ohnehin würde man davon ausgehen, sie habe die Stadt verlassen.
Wer in Atoka sollte sie vermissen?
»Lucie!« Pépé winkte. » Tu va bien? «
Ich brachte keinen Ton heraus, daher winkte ich zurück und ging zu ihm. Er sollte nicht sehen, was ich soeben hatte erblicken müssen. Ich musste ihn nach Hause bringen und die Polizei verständigen.
Und es Quinn mitteilen. Mein Gott, wie sollte ich das anstellen?
»Was ist?«, fragte Pépé. »Du bist ja völlig weiß im Gesicht. Was ist geschehen?«
»Nichts«, sagte ich. »Wir sollten jetzt nach Hause fahren.«
»Erzählst du es mir freiwillig, oder muss ich erst selbst nachschauen gehen?« Er wartete. »Da drüben bei den Geiern ist doch etwas.«
Ich schauderte, als einer der Vögel über uns kreischte. »Es ist Nicole Martin. Jemand hat sie ermordet und ihre Leiche dort gelassen.«
» Mon Dieu! « Er legte einen Arm um mich. »Zeig es mir.«
»Ich weiß nicht, ob du es sehen …«
» Ma petite «, sagte er, »ich habe in meinem Leben mehr gesehen, als du dir vorstellen kannst. Lass uns gehen.«
Er presste wie ich den Aufschlag der Jacke gegen seine Nase, als wir uns dem Verwesungsgestank näherten. Neben Nicole ging er auf die Knie und betrachtete sie genau.
»Sie ist komplett bekleidet, und es sieht so aus, als sei sie nicht vergewaltigt worden«, sagte er, »aber sie wurde bestimmt geschlagen.«
Ich schauderte erneut. Nicole war knallhart gewesen, obwohl sie wie ein Engel ausgesehen hatte, und ich war mir sicher, dass sie sich gegen ihren Mörder zur Wehr gesetzt hatte. »Wir müssen den Notruf verständigen. Vorher aber muss ich es Quinn sagen.«
»Als Erstes musst du es dem Sheriff melden.« Er klang bestimmt. »Bevor du es sonst irgendjemandem berichtest.«
»Quinn ist ihr Exmann. Er muss …«
»Lucie! Du weißt genauso gut wie ich, dass er einer der Verdächtigen sein wird.«
»Quinn hat Nicole nicht getötet, Pépé. Er war es nicht! Ich muss es ihm sagen – persönlich. Sonst erfährt er es vom Sheriff, und dann weiß er, dass ich nicht zuerst zu ihm gekommen bin.«
Pépé bewegte seine Zunge im Mund, als sei er auf der Suche nach einem kranken Zahn. Er hielt meinen Blick fest. »Er bedeutet sehr viel für dich, nicht wahr?«
»Natürlich. Er arbeitet für mich.«
»Du weißt, dass ich nicht das gemeint habe.« Sein Blick war fest, doch ich rührte mich nicht. »Also gut, sag es ihm. Ich bleibe hier bei dieser armen Frau, während du unterwegs bist. Wir können sie nicht als Aas für die Geier zurücklassen.«
Auf der Fahrt zur Weinkellerei rief ich Quinn an. »Wo sind Sie?«
»Im Weinkeller. Warum?«
»Wir treffen uns vor der Villa, ja?«
»Natürlich. Was ist denn los?«
Ohne zu antworten, beendete ich das Gespräch. Es würde schon schlimm genug werden, ihm mit Fassung gegenübertreten zu müssen.
»Worum geht es?«, fragte er, als er mich sah. In seinen Augen erkannte ich für einen Moment ein leichtes Flackern, und ich fragte mich, ob er nicht vielleicht schon wusste, was ich ihm berichten würde. Und ob Pépé nicht recht hatte, dass man ihn verdächtigen musste.
Ich teilte es ihm in knappen Worten mit. Sein Blick verdunkelte sich, wich meinem aber nicht aus. »Mein Großvater ist bei ihr. Ich wollte es Ihnen zuerst sagen, aber jetzt müssen wir sofort den Sheriff informieren.«
Ich weiß nicht, welche Reaktion ich von ihm erwartet hatte – Trauer, Wut, Schock. Was er auch empfinden mochte, er hielt es verborgen und sagte mit monotoner Stimme, die mich stärker erschütterte, als wenn er wütend oder ungehalten reagiert hätte: »Dann lassen Sie uns anrufen und zu Ihrem Großvater fahren.« Er nahm meinen Arm. »Ich fahre. Sie telefonieren. Los!«
Ich klemmte meine Krücke unter den Arm und holte mein Handy aus der Tasche. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
»Ja.«
Ich rief den Notruf an.
Als wir unser Ziel erreicht hatten, sprang er aus dem Mini und rannte vor mir her zu der Stelle, wo Pépé immer noch auf Nicole aufpasste. Er kniete nieder und berührte mit den Fingern seine Stirn, als wolle er sich bekreuzigen oder aber seine Augen vor dem furchtbaren Anblick schützen. Als ich die beiden
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