Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal
schließt auch Sie mit ein?«, fragte Quinn.
»Ja.« Ich blies in meinen Kaffee. »Wie kommt’s, dass Sie sich nicht mehr bei Nicole gemeldet haben?«
Er nahm seinen Becher und hielt mir die Schwingtür auf. »Ich weiß es nicht.« Wir gingen beide in den Probierraum, während die Tür so stark hin- und herschwang, dass die Scharniere quietschten. »Ich denke, wir beide haben Dinge, über die wir nicht reden möchten«, sagte er.
Die Jagd, die es ermöglicht hatte, die jungen Hunde in die Meute zu integrieren und die jüngeren Pferde ernsthaft zu testen, endete kurz vor zwölf Uhr mittags. Noch handelte es sich um die eher zwanglose Jagdsaison, in der man von Cub Hunting sprach, und sie dauerte von September bis November. Selbst die Kleidung war leger, da die Teilnehmer leichte Tweedjacken statt der formellen schwarzen Jacketts trugen, die sie benutzten, sobald die reguläre Saison im November begann.
Amanda rief kurz nach zwölf an, um sich zu bedanken und mir mitzuteilen, dass sich alle nach einem kleinen Imbiss verabschiedet hätten.
»Schöne Hatzen gehabt?«, fragte ich.
»Sogar einige«, sagte sie. »Diesmal sind wir meistens im westlichen Tel deiner Farm geblieben. Jenseits des Weihers.«
»Das ist neu für euch, nicht wahr?«
»Shane wollte die Meute weit genug vom Grundstück der Orlandos fernhalten«, sagte sie. »Wir hatten ein paar widerspenstige junge Hunde dabei. Es macht keinen Sinn, das Schicksal herauszufordern.«
»Und war alles in Ordnung, als ihr da draußen unterwegs wart?«
»Alles bestens.« Ihre Stimme wurde frostig. »Kyra kommt natürlich nachher vorbei.«
»Danke! Schau, Amanda, ich hoffe, dass zwischen uns alles in Ordnung ist. Was mich betrifft, ist alles bereinigt.«
»Warum sollte etwas nicht in Ordnung sein?«, fragte sie, doch es war deutlich zu hören, dass etwas nicht stimmte.
Pépé saß angekleidet in der Bibliothek und las in alten Ausgaben der Washington Tribune , als ich gegen halb vier nach Hause kam.
»Ryan Worths Kolumnen?«, fragte ich und küsste ihn auf die Wange. Ryan hatte mir vor ein paar Tagen ein Paket geschickt. »Liest du sie jetzt endlich?«
»Eh, bien , ich habe es ihm versprochen.«
»Und wie findest du sie?«
Er legte sie auf den Tisch. »Er scheint eine Menge Wein zu trinken, der ›sexy‹ ist. Oder ›muskulös‹. Auch einen Wein, der einen an der Kehle packt und nicht loslässt.« Er schaute mich über die Brillengläser hinweg an und legte die Hände um seinen Hals, um eine Strangulierung vorzutäuschen.
Ich lachte. »Ich denke, er versucht Weine auf eine Art und Weise zu beschreiben, die die Leute nachempfinden können.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, ich gehöre zur alten Schule. Ich möchte etwas über den Geschmack, den Abgang, die Blume wissen. Und mich interessiert nicht, ob der Wein mit mir einen Ringkampf machen will.«
»Komm«, sagte ich. »Ich nehme dich jetzt mit. Bist du bereit, mit mir zum Friedhof zu fahren?«
»Ja. Aber vorher muss ich noch etwas holen. Es ist in der Küche.« Er kam mit einem Strauß Chrysanthemen, Margeriten und Sweetheart-Rosen in den rostbraunen und goldenen Farben des Herbstes zurück. »Ich habe sie im Wasser gelassen, bis du kommst.«
»Sie sind wunderschön! Wo hast du sie bekommen?«
»Deine Freundin Thelma hat sie arrangiert. Sie wurden ihr vor ein paar Stunden geliefert.«
»Thelma verkauft keine Blumen.«
»Oh …? Mir verkauft sie aber welche.«
»Ich glaube, jetzt hast du endgültig eine Freundin gefunden«, sagte ich.
Er bog seinen Kragen gerade und schien sehr zufrieden mit sich zu sein. »Wie heißt das noch mal auf Englisch? Ein ladyslayer?«
»Ladykiller.«
» C’est moi .«
»Komm, Casanova! Schnapp dir deinen Mantel, und dann geht’s los.«
Es war kühler geworden während der letzten Stunden, daher klappte ich das Verdeck des Minis wieder hoch, bevor ich meinen Großvater zum mit Backsteinen eingefassten Friedhof fuhr, auf dem meine Vorfahren seit über zweihundert Jahren begraben worden waren. Meine Mutter war immer gerne zum Malen hierhergekommen, wegen des atemberaubenden Blicks auf die Blue Ridge Mountains und des Lichts, das magisch war, wie sie sagte. Als kleines Mädchen hatte ich sie oft begleitet und zwischen den Grabsteinen gespielt. Nach ihrem Tod hatte ich häufig neben ihrem Grabmahl gesessen und mit ihr geredet. Nachdem ich die Leitung des Weinguts übernommen hatte, fanden diese Gespräche ziemlich regelmäßig statt. Doch seit der Weinlese
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