Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal
seinem Büro hinter dem Foyer. Grace hatte den Eingangsbereich kürzlich in salbei-, creme- und nussfarbenen Tönen neu eingerichtet, nachdem sie sich in London bei ihrem letzten Besuch des Victoria and Albert Museums in einige Textildrucke von William Morris verliebt hatte. An den Wänden hingen Ölgemälde mit englischen Jagdszenen. In einer großen Portmeirion-Vase auf dem Konsolentisch standen getrocknete Blumen, die nach Zimt und Nelken dufteten.
Jordy war Anfang sechzig, grauhaarig, onkelhaft und gemütlich wie ein bequemer Lesesessel. Er legte eine Ausgabe des Majesty -Magazins zur Seite, als er mich sah. Er wirkte müde.
»Hallo, meine Liebe. Setzen Sie sich. Würden Sie bitte die Zeitungen da vom Sessel nehmen und mir geben?«
Ich nahm einen Stapel The Guardian und The Times von einem mit Chintz bezogenen Queen-Anne-Sessel und reichte sie ihm, bevor ich mich vorsichtig auf die Kante setzte. Das Schmerzmittel begann, seine Wirkung zu verlieren, und die Schnitte auf meinem Rücken brannten wieder.
»Wir hatten hier den ganzen Tag nichts als Aufregung«, sagte er. »Ein paar Gäste haben vorzeitig ausgecheckt, was ja auch kein Wunder ist, wenn man fast den ganzen Nachmittag die Leute vom Sheriff’s Department um sich herum hat, die die Habseligkeiten dieser armen Frau aus dem Cornwall Cottage weggeschafft haben. Unsere Gäste erwarten schließlich Ruhe und Diskretion.«
»Sie war auf dem Weg zu mir, um zu reden, als ihr Auto von der Straße abkam«, sagte ich. »Wäre es möglich, mal einen Blick in das Häuschen zu werfen?«
Jordy schüttelte den Kopf. »Der Sheriff hat den Ort für die Spurensicherung wie mit Weihnachtsgirlanden abgesichert. Nicht mal ich darf es mir ansehen.« Er verschränkte die Arme über dem Bauch. »Wir hatten ein Ehepaar, das es ab morgen gebucht hatte. Ich habe dort heute Nachmittag angerufen und erklärt, dass wir sie den Weg hinunter ins Devon verlegen müssten. Genauso exklusiv und sogar größer. Sie fragten nach dem Grund, und da habe ich natürlich die Wahrheit gesagt. Daraufhin haben sie die Reservierung storniert.«
»Abgesichert für die Spurensicherung? Geht der Sheriff denn nicht davon aus, dass es ein Unfall war?«, fragte ich. Was hatten sie am Fluss gefunden? Oder in Valeries Auto?
»Anscheinend nicht«, sagte er. »Natürlich tut es mir leid, dass sie tot ist, aber dieses Absperrband wird unsere Gäste beunruhigen, bis es wieder verschwunden ist. Furchtbar störend. Obwohl wir auch den ganzen Tag eine Menge Anrufe wegen dieser Auktion bekamen, die Sie Ende des Monats veranstalten. Dank Ihnen sind wir an jenem Wochenende bereits ausgebucht. Für den Fall, dass jemand absagt, haben wir sogar schon eine Warteliste. In der Tribune habe ich die Kolumne über diese Flasche Wein gelesen, die Thomas Jefferson für George Washington gekauft hat. Eine tolle Geschichte. Und eine wahrlich generöse Spende von Jack Greenfield.«
»Ich weiß«, sagte ich. »Jordy, Valerie Beauvais war auf dem Weg zum Weingut, um sich diese Flasche Wein anzuschauen, bevor sie an der Middleburg Academy einen Vortrag halten sollte.«
Er schnalzte mit der Zunge. »Was für ein Jammer! Ich habe gehört, dass Sie sie gefunden und aus dem Wagen gezogen haben.« Sein Blick wanderte zu meiner Krücke. »Alles in Ordnung mit Ihnen, Lucie?«
»Ich bin hart aufgeschlagen, als ich im Fluss ausgerutscht bin, aber es wird schon wieder. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich hier trotzdem ein wenig umsehe? Das Absperrband für die Spurensicherung rühre ich nicht an.«
Er legte die Fingerkuppen aneinander. »Wonach suchen Sie?«
»Ich weiß nicht. Vermutlich gar nichts.«
»Geht es um diese Flasche Wein?« Er lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück und beobachtete mich.
»Valery wollte mit mir über irgendetwas reden. Was es auch gewesen sein mag, sie hatte keine Gelegenheit mehr dazu. Ich schätze, mich juckt es einfach, das ist alles.«
Jordy und Jack Greenfield spielten gemeinsam Poker mit einer Gruppe von Männern, die als die Romeos bekannt waren. Der Name stand für ›Retired Old Men Eating Out‹, und durch sie verbreiteten sich Klatsch und Tratsch schneller, als ein heftiger Wind ein Feuer während der Trockenperiode weitertreiben konnte. Ich hatte gerade seine Neugierde geweckt, und er wusste, dass ich bewusst vage geantwortet hatte. Bei der nächsten Pokerrunde würde das Thema bestimmt auf der Tagesordnung stehen.
»Nur zu.« Sein Lächeln war höflich. »Ich kann mir zwar
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