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Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal

Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal

Titel: Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Crosby
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laufen. Er bestand darauf, seinen Koffer selbst im Mini zu verstauen, und lehnte jede Hilfe ab, obwohl er danach, als er neben mir im Wagen saß, ziemlich außer Atem zu sein schien.
    » Tu vas bien? «, fragte ich.
    » Oui, oui .« Er schnipste mit den Fingern, um meine Besorgnis wegzuwischen. » Un peu fatigué, cèst tout .«
    »Sobald wir zu Hause sind, kannst du etwas schlafen«, sagte ich.
    » Mais non . Heute Abend sind wir zum Abendessen bei Dominique im Goose Creek Inn.« An seinen Augen zeigten sich kleine Lachfalten. »Du siehst also, ich habe deine Kusine angerufen.«
    »Du alter, schlauer Fuchs. Ich wusste doch, dass du es dir überlegen würdest.«
    » Ma belle «, sagte er mit selbstgefälligem Gesichtsausdruck. »Ganz bestimmt nicht ›alt‹.«
    Ich lachte. »Sicher nicht. Du hast immer noch nicht den Grund deines Besuchs genannt. Obwohl du natürlich keinen brauchst.«
    Er faltete die Hände im Schoß. » Eh, bien , ein Treffen. Les vieux amis . Meine Kollegen aus der Nachkriegszeit.«
    Er meinte den Zweiten Weltkrieg.
    »Die Kollegen, mit denen du am Marshallplan gearbeitet hast?«, fragte ich.
    Der Plan war 1947 die Idee von Außenminister George C. Marshall gewesen und als umfassendes humanitäres Hilfsprojekt gedacht, um einem am Boden liegenden Europa zu ermöglichen, nach den Verwüstungen des Krieges wieder auf die Beine zu kommen. Die Bedingung für die Hilfsleistungen war jedoch, dass die europäischen Länder einen gemeinsamen Plan entwerfen mussten, wie sie das Geld einsetzen wollten – indem sie als ökonomische Einheit handelten und nicht als einzelne Nationen. Pépé war Vorsitzender der französischen Delegation gewesen und einer der wichtigsten europäischen Architekten bei der Schaffung einer Union, wie sie den Amerikanern vorgeschwebt hatte. Von Mitte der 40er bis Mitte der 50er Jahre hatte er mehr als zehn Jahre als Rechtsberater an der Französischen Botschaft in Washington verbracht.
    »Wir treffen uns nach wie vor ein Mal im Jahr«, sagte er, »normalerweise in Paris zu einem Abendessen und einem Vortrag in der Amerikanischen Botschaft. Aber hin und wieder kommen wir auch nach Washington zurück, wo alles begann.«
    »Ich finde es unglaublich, dass ihr euch nach all den Jahren immer noch besucht«, sagte ich.
    »Ach, das war auch eine unglaubliche Zeit, als ein Freund dem anderen half. Amerika hat sich mit seinem großzügigen Geldsegen und offenen Herzen große Gunst in der Welt erworben. Eine wohlgelittene Nation, der die ganze Welt einmal nacheiferte.« Er machte eine Pause. »Seitdem hat sich vieles geändert.«
    Ich hatte das Gefühl, er habe das ›seitdem‹ ganz leicht betont. Wir fuhren auf der Route 28 durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet, bis hochmoderne Geschäftsgebäude auftauchten und die Landschaft in einen betriebsamen industriellen Korridor in Flughafennähe verwandelten. Am Mast vor einem mit Spiegelglas verkleideten Unternehmensgebäude, das Computerprogramme für die Rüstungsindustrie entwarf, wehte eine große amerikanische Flagge. Ich bemerkte, wie Pépés Augen der Flagge im Vorbeifahren folgten.
    »Ich schätze, die Welt ist heute sehr viel komplizierter geworden«, sagte ich.
    In seinen Augen war kein Lachen mehr zu finden. »Das ist sie wohl.«
    Ich hatte gehofft, ihn davon überzeugen zu können, vor dem Abendessen noch etwas zu schlafen, sobald wir Highland House erreicht hatten. Doch er wollte nichts davon wissen. Stattdessen bestand er auf einem Rundgang durchs Haus, das er nicht mehr gesehen hatte, seit ich es nach dem Brand restauriert hatte. Ich zeigte ihm das Mobiliar, das ich gerettet hatte – eine Habe, die er und meine Großmutter meiner Mutter aus dem kleinen Schloss mitgegeben hatten, das sie außerhalb von Paris besaßen. So hatte sie für ihr neues Leben in Virginia wenigstens Möbel aus der Heimat gehabt. Doch er bewunderte auch die neuen Dinge, die ich als Ersatz für die zerstörten Stücke gewählt hatte – die handkolorierten Stiche der Wildblumen von Virginia, die Shaker-Stühle und handgewebten Teppiche aus Georgia.
    »Jetzt besitzt das Haus deinen Charme und trägt deinen Stempel, ma belle . Chantal wäre stolz darauf, was du hier geschaffen hast, vor allem wie du das Weingut in Schuss hältst.«
    Pépé sprach nicht oft von meiner Mutter, seit sie vor sieben Jahren gestorben war, als ihr Pferd Orion sie während eines gemeinsamen Ritts mit meiner Schwester Mia beim Sprung über eine der niedrigen Steinmauern auf

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