Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal
und noch nicht etikettierte Flaschen Wein getrunken, die ich im Weinkeller geklaut hatte. Die Brücke stammte aus der Zeit von Jeffersons Präsidentschaft, war aber in den 50er Jahren stillgelegt worden, als Mosby’s Highway umgeleitet wurde. Jetzt kümmerte sich der Gartenclub um sie. Wir parkten in einer nahegelegenen Sackgasse und gingen zu einem verrosteten Gitter, das zwar Autos fernhielt, nicht aber Menschen.
»Was ist das hier für ein Ort?«, fragte Nicole, während wir den Kiesweg zur Brücke hinuntergingen.
»Der Schauplatz einer Bürgerkriegsschlacht. Im Frühling 1863 kämpften hier Jeb Stuarts Truppen gegen Soldaten der Unionisten und hofften, sie aufhalten zu können, damit Lees Armee nach Pennsylvania vorrücken konnte.«
Sie schaute zu den ruhigen Hügeln und umliegenden Wäldern. »Und, gelang es ihnen?«
»Nein. Zehn Tage später kam es zur Schlacht von Gettysburg.«
»Der Bürgerkrieg«, sagte sie, »ist längst Geschichte.«
»Hier nicht. Gettysburg war ein blutiger Feldzug auf Ackerboden. Der Lee-Jackson-Tag ist ein Feiertag in unserem Staat.«
Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, stieg auf das Brückengeländer und blickte hinunter auf den Bach. »Ich kann mir vorstellen, dass das für Sie faszinierend ist, aber ich kann davon nichts nachempfinden.«
Ich setzte mich auf die Brücke und ließ die Beine über dem Bach baumeln. »Setzen Sie sich«, sagte ich.
»Sieht schmutzig aus. Ich bleibe lieber stehen.«
»Es ist nicht dreckig.« Ich nahm den Deckel meines Kaffeebechers ab und drehte mich um, sodass ich zu ihr hochschauen konnte. »Warum sind Sie mit Valerie Beauvais zu den Weingütern gegangen, die Thomas Jefferson in Frankreich besucht hat, wenn Sie sich nicht für Geschichte interessieren?«
Sie blies in ihren Kaffee. Meiner war bereits lauwarm. Ihrer auch. Sie wollte Zeit gewinnen.
»Hat Ihnen Valerie das erzählt?«
»Valerie hatte keine Möglichkeit, mir irgendetwas zu erzählen, bevor ihr Auto von der Straße abkam und in diesen Bach stürzte«, sagte ich. »Ein paar Kilometer weiter stromaufwärts.«
Nicole legte ihre Hände um den Becher. »Shane hat mir berichtet, was passiert ist. Sie waren es, die sie rausgezogen hat.«
»Stimmt«, sagte ich. »Ich kam zu spät.«
Sie nippte am Kaffee. »Es hat mir leidgetan, als ich von ihrem Tod erfahren habe.«
Sehr mitleidig hörte sich das nicht an. »Die Morduntersuchungen laufen«, sagte ich. »Der Sheriff glaubt nicht, dass es ein Unfall war.«
»Irgendwie überrascht mich das nicht.«
»Warum nicht?«
»Einfach so. Valerie hatte nicht immer Umgang mit den besten Leuten.« Ich fragte mich, ob sie sich selbst auch dazuzählte. Sie nippte weiter am Kaffee. »Sie haben mir noch nicht gesagt, woher Sie wissen, dass wir zusammen in Frankreich waren.«
»Wenn ich es Ihnen sage, beantworten Sie mir dann eine Frage?«
»Hängt davon ab. Wie lautet die Frage?«
»Was wissen Sie über die Herkunft des Wahington-Weins?«
»Na klar«, sagte sie. »Gerne.«
Kinderleicht. »Ihre Ausgabe von Valeries Buch lag auf dem Beifahrersitz von Shanes Wagen. Ich bitte um Entschuldigung, aber ich habe die Widmung gelesen.«
»Sie haben vielleicht Nerven!«
»Valerie war auf dem Weg zu mir, als sie starb. Sie wollte mir etwas über die Flasche erzählen«, sagte ich. »Ich nehme an, Sie sind die einzige Person, die weiß, was es war.«
»Ich fürchte, nein«, sagte sie. »Ich kann Ihnen nicht helfen.«
Sie schüttete den Rest ihres Kaffees in den Goose Creek, und er verschwand dort unten im Wasser, zusammen mit meinen Hoffnungen.
»Können oder wollen Sie nicht? Sie waren doch dort«, sagte ich. »Sie waren zusammen mit ihr in Bordeaux.«
Sie verzog den Mund und schien zu überlegen, zu welchem Schluss ich gekommen war und wohin dieses Gespräch führen würde.
Sie schüttelte den Kopf. »Sie liegen falsch. Nicht Bordeaux. Ich bin Valerie zufällig in Epernay begegnet. Der Champagner-Region. Ich war dort mit ein paar Freunden, die gerne feierten. Sie stieß zu uns.«
»Und was ist mit dem Buch?«
»Sie hat es mir geschickt. Wollte, dass ich es einigen Kunden zeige, damit sie es vielleicht kaufen würden.«
Das hieß aber noch lange nicht, dass Nicole nicht mit Valerie über den Bordeaux gesprochen hatte. So schnell wollte ich nicht aufgeben.
»Von dem Margaux haben Sie entweder durch Valerie erfahren, nachdem sie Ryan Worths Kolumne gelesen hatte, oder von Shane, als er davon hörte, dass Jack ihn spenden wollte –
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