Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal
jeden, dessen Kind in diesem Schulsystem steckt. Den anderen geht es am Allerwertesten vorbei.«
»Hast du es jetzt endlich Bobby erzählt?«
»Habe ich. ›Du musst eben tun, was du für richtig hältst.‹ Wörtliches Zitat.«
»Klingt ganz nach Bobby. Nicht tiefsinnig, aber dennoch innig.«
»Er hätte wenigstens sagen können: Baby, geh nicht!«
»Vielleicht weiß er, wie du dich bei den Schulausschusssitzungen fühlst, und möchte nur, dass du glücklich bist.«
»Ich weiß es auch nicht. Lass uns nicht mehr darüber reden. Ich habe ständig darüber nachgedacht, und es macht mich langsam verrückt.«
Ihre Suppe kam.
»Was hast du mir also Neues zu berichten?«, fragte ich. »Du sagtest, du müsstest mir etwas erzählen.«
Sie griff nach dem Löffel. »Du wirst es kaum glauben. Zwei Beamte des Sheriff’s Department kreuzten bei uns auf. Sie haben Ryans Laptop konfisziert und Ryan zu einem kleinen Schwatz in die Polizeistation mitgenommen. Allerdings ohne Handschellen.«
»Der Sheriff glaubt, Ryan habe Valerie umgebracht?«
»Im Moment vernehmen sie ihn nur. Er erzählte mir, Bobby habe eine E-Mail gefunden, die er Valerie geschickt hat und die sie auf ihrem Computer gelassen hat. Unglücklicherweise schrieb er sie in der Nacht, bevor sie starb. Manchmal sollte man eben die Löschtaste drücken, nachdem man sich etwas von der Seele geschrieben hat.«
»Was stand in der E-Mail?«
»Eine Drohung. Bescheuert, was? Wenn er sie wenigstens angerufen hätte. Aber eine schriftliche Spur zu hinterlassen!«
»Eine Drohung wie die Ankündigung, dass er die Radmuttern an ihrem Auto abschrauben würde?«
Sie rollte die Augen. »Na, klar doch! Genau das hat er angekündigt. Wusstest du schon, dass er überlegt, seine Nase versichern zu lassen, weil er sie beruflich braucht? Ryans Körper ist sein Heiligtum. Wenn er sie hätte töten wollen, dann hätte körperlicher Einsatz dabei bestimmt keine Rolle gespielt. Er hätte viel zu viel Angst gehabt, sich in den Finger zu schneiden oder dergleichen. Tatsächlich hat er ihr mitgeteilt, dass ihr höchstens noch die Einkaufsliste zu schreiben bliebe, wenn er mit ihr fertig wäre.«
»Ich verstehe immer noch nicht, weshalb er auf Mount Vernon erschienen ist und sie dort vorgestellt hat, wenn er sie so gehasst hat. Und das ein paar Stunden bevor er ihr diese E-Mail schickte.«
»Ich vermute, dass er dafür bezahlt wurde.«
Ich dachte darüber nach. »Du hast recht. Er erwähnte irgendetwas, dass er wünschte, nicht so eine Hure gewesen zu sein und akzeptiert zu haben.«
»Weil er pleite ist.« Kit nahm ein Brötchen aus dem Brotkorb und griff nach der Butter. »Auf jeden Fall hat er Geldprobleme. Gestern habe ich einen Anruf für ihn angenommen, als er nicht da war. Sein Vermieter. Meinte, ich sollte Ryan sagen, dass sein Scheck für die Miete geplatzt ist. Schon wieder.« Sie zog die Augenbrauen hoch, und ich konnte ihren pfirsichfarbenen und grünen Lidschatten sehen. Lidschatten trug Kit genauso großzügig auf, wie sie sich Butter aufs Brot Strich.
»Was sagte er denn, als du es ihm weitergegeben hast?«
»Willst du mich auf den Arm nehmen? Zuerst wollte ich es ihm überhaupt nicht sagen, weil er dann ja gewusst hätte, dass ich darüber informiert bin. Doch dieser Kerl hatte sich dermaßen knallhart angehört, dass ich einfach etwas unternehmen musste«, sagte sie. »Deshalb habe ich eine Notiz an eine Weinflasche geklebt, die auf seinem Schreibtisch stand. Er hat sich nicht dazu geäußert, und ich habe auch nichts mehr gesagt.«
Unsere Krabbenpuffer kamen, dampfend und angenehm duftend, und wir ließen es uns schmecken.
»Ich frage mich, wie er Geldprobleme bekommen konnte«, sagte ich. »Er fährt ein altes Auto, trägt keine ausgefallene Kleidung – wo gibt er die Kohle aus?«
»Wein. Was glaubst du denn?«
»Das sind doch Geschäftskosten.«
»Er kauft eine Menge Wein«, sagte sie mit vollem Mund. »Ich muss mir ständig anhören, wie viel er für irgendeine seltene Flasche Château Sowieso bezahlt hat. Ich bin sicher, dass er ein Liquiditätsproblem hat. Außerdem kauft er Zeug, das noch in den Fässern ist.«
»Futures?«
»Wahrscheinlich. Aber da ist noch etwas anderes. Du hattest recht. Clay hatte wirklich vor, Valerie für uns arbeiten zu lassen.«
»Im Ernst? Dann frage ich mich, ob Clay ihr Buch gelesen hat. Ich habe versucht, mich durchzukämpfen. Es war grauenhaft.«
»Clay war nach dem Tod seiner Frau einsam. Ich kann mir nicht
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