Der Botschafter
setzte er sich wieder in Bewegung und rannte weiter. Er lief unter den reich verzierten Säulen der Südveranda hindurch und blieb an die Tür gelehnt stehen.
Dort horchte er nochmals. Der Schußwechsel schien beendet zu sein. Die Tür war abgesperrt. Er trat zwei Schritte zurück, schoß auf das Türschloß und kniff die Augen zusammen, um sie vor den herumfliegenden Holzsplittern zu schützen. Ein kräftiger Tritt genügte, und die Tür flog auf. Spencer trat in die Eingangshalle und sah sich mit schußbereit erhobener Uzi um.
In einer der Türen zu der großen Halle tauchte eine Gestalt auf: groß, breitschultrig, mit Helm und Nachtsichtbrille. SAS, dachte Spencer sofort, kein Zweifel. Er duckte sich und schwenkte dabei die Uzi nach rechts. Der SAS-Mann wollte schießen, aber seine Waffe hatte Ladehemmung. Er griff nach der Pistole, die er unter seiner linken Achsel trug, aber in diesem Augenblick hämmerte Spencers Uzi los.
Der Feuerstoß blies den Soldaten um. Spencer war sofort bei ihm und riß die Pistole aus dem Schulterhalfter.
Dann rannte er durch die Halle und stürmte die breite Treppe hinauf.
Der Funker in der Kommandozentrale sagte ruhig: »Zentrale an Alpha fünf, Zentrale an Alpha fünf, hören Sie mich? Ich wiederhole, hören Sie mich?«
Dann drehte er sich zu Michael um.
»Er meldet sich nicht, Mr. Osbourne. Einer der Terroristen ist ins Haus eingedrungen, fürchte ich.«
»Wo ist der nächste SAS-Mann?«
»Noch im Ostflügel.«
Michael griff nach der Pistole in seinem Schulterhalfter. Er zog den Schlitten zurück, um sie durchzuladen.
»Er soll sofort raufkommen!«
Michael schlüpfte in den nur schwach beleuchteten Korridor hinaus und schloß die Tür hinter sich. Er hörte jemanden - Gavin Spencer - die große Treppe heraufpoltern, blieb leicht geduckt stehen und hielt den Browning mit ausgestreckten Armen in beiden Händen. Sekunden später sah er Spencer die letzten Stufen heraufstürmen.
»Halt!« rief Michael laut. »Weg mit der Waffe!« Gavin Spencer riß die Uzi hoch. Michael gab zwei Schüsse ab. Der erste verfehlte Spencer knapp und ließ eine der klassischen Büsten im Treppenhaus zersplittern. Der zweite traf Spencers linke Schulter, und er taumelte zwei Schritte zurück.
Aber Spencer hielt seine Uzi weiter umklammert und schoß.
Michael, der nur mit einer Pistole bewaffnet war und nirgends in Deckung gehen konnte, konnte es nicht mit einem Terroristen aufnehmen, der mit einer Uzi bewaffnet war. Er öffnete die Tür hinter sich und verschwand wieder in der Kommandozentrale.
Er knallte die Tür zu und sperrte ab.
»Alle Mann in Deckung!«
Spencer gab einen kurzen Feuerstoß aus seiner Uzi ab, der das Holz ums Schloß herum zersplittern ließ, und öffnete die Tür mit einem Fußtritt. Als er das Zimmer betrat, schlug Michael zu und traf ihn mit dem Kolben seines Browning an der Schläfe.
Spencer wankte, ohne jedoch zu fallen.
Michael schlug erneut zu.
Spencer brach zusammen; die Uzi entglitt seinen Händen und krachte scheppernd auf den Fußboden.
Michael warf sich auf Spencer, umklammerte mit einer Hand seine Kehle und drückte ihm mit der anderen seine Pistole an den Kopf. Draußen im Korridor war das Trampeln mehrerer herankommender SAS-Männer zu hören.
»Keine Bewegung!« sagte Michael warnend.
Spencer versuchte ihn abzuwerfen, aber Michael drückte die Mündung seiner Pistole an die Schußwunde in seiner Schulter.
Spencer schrie vor Schmerzen auf und lag dann still.
Zwei SAS-Männer kamen hereingestürmt und hielten Spencer mit ihren Waffen in Schach. Dicht hinter ihnen tauchte Graham Seymour auf. Michael riß dem Liegenden die Sturmhaube vom Kopf. Er grinste, als er Spencer erkannte.
»Verdammt!« sagte Michael mit einem Blick zu Graham hinauf. »Sieh dir mal an, wen wir hier haben!«
»Gavin, mein Lieber«, sagte Graham träge. »Wie nett, daß Sie bei uns vorbeischauen.«
Rebecca Wells beobachtete alles aus ihrem Versteck hinter der Sichtblende im North Wood. Die letzten Schüsse waren verhallt, und das an-und abschwellende Heulen heranrasender Sirenen erfüllte die Nacht. Den ersten Streifenwagen, die jetzt die Zufahrtsstraße nach Hartley Hall entlangrasten, folgten zwei Krankenwagen. Die Männer der Brigade waren in eine Falle geraten, und daran war allein sie schuld.
Sie versuchte ihren Zorn niederzukämpfen, um klar denken zu können. Die Briten hatten sie offenbar die ganze Zeit über beobachtet. Sie war sich darüber im klaren, daß ihr
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