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Der Botschafter

Der Botschafter

Titel: Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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abgesucht worden, und Störsender machten den Einsatz von Richtmikrofonen aus größerer Entfernung sinnlos.
    Auf Delaroches schöner Steinterrasse mit Meerblick würden Cocktails und danach ein griechisches Abendessen serviert.
    Pünktlich um Mitternacht eröffnete der Direktor die Sitzung.
    In der ersten Stunde hakte der Exekutivrat nur Routinedinge ab. Die Mitglieder sprachen sich üblicherweise mit ihren Decknamen an: Rodin, Monet, van Gogh, Rembrandt, Rothko, Michelangelo und Picasso. Als nächstes gab der Direktor einen Überblick über die Unternehmen der Gesellschaft, die gegenwärtig in Nordkorea und Afghanistan, im Kosovo und in Nordirland liefen.
    »Im Februar hat Monet dafür gesorgt, daß die Ulster Freedom Brigade eine Sendung Uzi erhält«, sagte der Direktor. »Diese Waffen sind bei dem versuchten Anschlag auf Botschafter Douglas Cannon eingesetzt worden. Leider haben sie nicht viel genützt. Der US-Botschafter hat den Anschlag überlebt - aber die Ulster Freedom Brigade nicht. Die meisten ihrer Mitglieder sind jetzt tot oder inhaftiert. Damit dürfte unser Engagement in Nordirland vorerst beendet sein.«
    Der Direktor erteilte das Wort Rodin, dem Operationschef des französischen Geheimdiensts. »Sollten wir unser Engagement in Nordirland aufleben lassen wollen, hätte ich dazu eine n Vorschlag«, sagte Rodin.
    Der Direktor zog eine Augenbraue hoch. »Bitte weiter.«
    »Wie Sie wissen, ist einer Angehörigen des Teams, das den Anschlag in Norfolk ausgeführt hat, die Flucht gelungen«, fuhr Rodin fort. »Einer gewissen Rebecca Wells. Ich weiß zufällig, daß sie sich in Paris bei einem britischen Söldner namens Roderick Campbell versteckt hält. Und ich weiß, daß sie geschworen hat, den Tod ihrer Kameraden in Norfolk zu rächen.
    Sie sucht einen erstklassigen Killer, der imstande ist, den amerikanischen Botschafter zu ermorden.«
    Der Direktor war sichtlich interessiert, als er sich jetzt eine Zigarette anzündete.
    »Vielleicht sollten wir direkt Verbindung mit Rebecca Wells aufnehmen und ihr unsere Unterstützung anbieten«, schlug Rodin vor.
    Der Direktor tat so, als wäge er die Vor-und Nachteile des Vorschlags sorgfaltig ab. Die Entscheidung lag nicht bei ihm, sondern beim Exekutivrat, aber seine Meinung hatte in diesem Kreis erhebliches Gewicht. Schließlich sagte er: »Ich bezweifle allerdings, daß Miss Wells sich unsere Dienste leisten kann.«
    »Sicher nicht«, bestätigte Rodin. »Die Hilfe müßte kostenlos sein. Wir sollten sie als eine Investition für die Zukunft betrachten.«
    Der Direktor nickte Picasso zu, die etwas beunruhigt schien.

    »Ich kann aus offensic htlichen Gründen kein Unternehmen wie das eben vorgeschlagene unterstützen«, sagte Picasso. »Die Unterstützung einer paramilitärischen Protestantengruppe ist eine Sache, aber die direkte Beteiligung an der Ermordung eines amerikanischen Diplomaten ist etwas ganz anderes.«
    »Ich verstehe, daß Sie sich in einer schwierigen Lage befinden, Picasso«, sagte der Direktor. »Aber Sie haben von Anfang an gewußt, daß einige Unternehmen dieser Organisation mit ihren eng begrenzten eigenen Interessen kollidieren könnten.« Er machte eine kurze Pause. »Tatsächlich verkörpert das den Kooperationswillen, auf dem unsere Gesellschaft basiert.«
    »Ich verstehe, Direktor.«
    »Falls der Exekutivrat dieses Unternehmen absegnet, dürfen Sie nichts tun, was dessen Erfolg gefährden könnte.«
    »Mein Wort darauf, Direktor.«
    »Also gut«, sagte der Direktor und sah sich am Tisch um.
    »Dann bitte ich alle, die für dieses Unternehmen sind, die Hand zu heben.«
    Die Sitzung wurde kurz nach Tagesanbruch geschlossen. Die Mitglieder des Exekutivrats verließen nacheinander die Villa und fuhren nach Chora zurück. Nur Picasso blieb noch da, um ein vertrauliches Gespräch mit dem Direktor zu fuhren.
    »Die Sache in Hartley Hall«, sagte der Direktor distanziert, während er die aus dem Meer aufsteigende Sonne beobachtete, »ist eine Falle gewesen, nicht wahr, Picasso?«
    »Und zugleich ein großer Erfolg für unseren Dienst. Jetzt können unsere Kritiker nicht mehr behaupten, wir hätten in der Welt nach dem Kalten Krieg keine Daseinsberechtigung mehr.«
    Picasso machte eine Pause, dann fugte sie vorsichtig hinzu: »Ich dachte, Ergebnisse dieser Art seien das Ziel unserer Organisation.«

    »Gewiß.« Der Direktor lächelte flüchtig. »Es ist Ihr gutes Recht gewesen, gegen die Ulster Freedom Brigade vorzugehen, um Ihre eigenen

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