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Der Botschafter

Der Botschafter

Titel: Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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moslemische Äquivalent eines Katholiken, der seinen Glauben nicht mehr praktizierte. Er hatte nichts gegen seine Religion, deren Rituale und Zeremonien ihn wie eine wärmende Decke aus Kinderzeiten einhüllten. Aber er ignorierte alles im Koran, was seine leiblichen Genüsse hätte beeinträchtigen können. Außerdem arbeitete er meistens auch am Freitag, dem moslemischen Sabbat, weil es zu seinen Aufgaben gehörte, die Predigten der radikalsten ägyptischen Scheichs zu überwachen.
    »Weiß sie, womit Sie Ihr Geld verdienen?«

    »Ich habe ihr erzählt, daß ich Mercedesimporteur bin, was die Erklärung für mein luxuriöses Liebesnest auf Zamalek ist.« Er nickte zum Fluß hinüber. Michael kannte Zamalek als langgestreckte schmale Insel im Nil: im Trubel der Großstadt eine Oase der Ruhe mit teuren Geschäften, Luxusrestaurants und luxuriösen Apartmentgebäuden. Hielt Hafis eine Geliebte auf Zamalek aus noch dazu eine Fernsehschauspielerin -, mußte er seinem neuen Führungsoffizier eine beträchtliche Gehaltserhöhung abgepreßt haben. »Ah, da ist sie ja!«
    Michael blickte diskret zum Eingang des Restaurants hinüber.
    Eine junge Frau, die Sophia Loren erstaunlich ähnlich sah, betrat das Paprika am Arm eines jungen Mannes mit Gelfrisur und aufgesetzter Sonnenbrille.
    Als sie ihre Bestellung aufgaben, ließ Hafis eine Flasche teuren Champagner an Sophia Lorens Tisch bringen. Michael würde dafür zahlen; er zahlte bei jedem ihrer Treffen. »Sie haben doch nichts dagegen, Michael?« fragte Hafis.
    »Natürlich nicht.«
    »Was führt Sie also nach Kairo - außer der Gelegenheit, mit einem lasterha ften alten Freund zu Abend zu essen?«
    »Das Attentat auf Achmed Hussein.«
    Hafis zuckte leicht mit den Schultern, als wolle er sagen: Solche Dinge passieren nun einmal.
    »Haben die ägyptischen Sicherheitsdienste irgend etwas mit diesem Mord zu tun gehabt?« fragte Michael.
    »Absolut nicht«, beteuerte Hafis. »Solche Methoden sind uns fremd.«
    Michael verdrehte die Augen, dann fragte er: »Wissen Sie, wer hinter dem Mord steckt?«
    »Natürlich die Israelis.«
    »Woher wissen Sie das so bestimmt?«
    »Weil wir die Israelis beobachtet haben, während sie Hussein beobachtet haben.«
    »Alles zurück«, verlangte Michael. »Noch mal von vorn.«
    »Vor zwei Wochen ist ein israelisches Team mit verschiedenen europäischen Pässen eingereist und hat in einer Wohnung in Ma'adi einen Beobachtungsposten eingerichtet.
    Daraufhin haben wir in der Wohnung gegenüber einen Beobachtungsposten eingerichtet.«
    »Woher wissen Sie, daß es Israelis gewesen sind?«
    »Bitte, Michael, trauen Sie uns wenigstens ein bißchen was zu. Oh, sie hätten als Ägypter durchgehen können, aber es sind eindeutig Israelis gewesen. Früher sind die Mossad-Leute große Klasse gewesen, aber heutzutage führen sie sich oft richtig amateurhaft auf. In der guten alten Zeit hat der Mossad die besten Leute angelockt jeder Spion ein Fürst und dieser ganze Scheiß. Heutzutage wollen die cleveren Jungs viel Geld verdienen und auf der Ben Yehuda Street in ihre Mobiltelefone quasseln. Glauben Sie mir, Michael, wenn Moses diese Leute als Kundschafter gehabt hätte, wären die Juden nie aus dem Sinai rausgekommen.«
    »Ich weiß, was Sie meinen, Jusuf. Bitte weiter.«
    »Sie haben eindeutig Hussein beobachtet - Videoüberwachung, Tonaufnahmen, das Übliche. Wir haben die Gelegenheit zu einer kleinen Gegenüberwachung genützt. So ist ein hübsches Fotoalbum von sechs Mossad-Agenten entstanden; vier Männer und zwei Frauen. Interessiert?«
    »Reden Sie mit Ihrem richtigen Führungsoffizier.«
    »Außerdem habe ich einen Videofilm von Husseins Ermordung.«
    »Was?«
    »Sie haben richtig gehört«, bestätigte Hussein. »Wir haben ihn jedesmal gefilmt, wenn er seine Wohnung verlassen hat.
    Unsere Kamera ist auch gelaufen, als der Mann auf dem Motorroller ihn auf den Stufen der Moschee erschossen hat.«
    »Jesus!«
    »Ich habe eine Kopie des Videos in meiner Aktentasche.«
    »Den Videofilm muß ich sehen!«
    »Sie können das Scheißding haben, Michael. Kostenlos.«
    »Ich will ihn gleich sehen.«
    »Bitte, Michael«, sagte Hafis. »Der Film hält sich noch eine Weile. Außerdem bin ich ausgehungert, und das Kalbfleisch ist hier ausgezeichnet.«
    Knapp eine Stunde später betraten sie die Sendezentrale des ägyptischen Staatsfernsehens: Michael, Hafis und Kassandra.
    Sie brachte die beiden zur Nachrichtenredaktion und führte sie in einen kleinen

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