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Der Botschafter

Der Botschafter

Titel: Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Ari Shamron den Mord persönlich befohlen und das Unternehmen überwacht hat, um sicherzugehen, daß kein Scheiß passiert.«
    Monica Tyler sah unwillig von ihrem Salat auf. Sie haßte unflätige Ausdrücke und hatte sie bei allen dienstlichen Besprechungen in ihrer Anwesenheit verboten. Sie tupfte sich die Lippen mit einer Ecke ihrer Serviette ab.
    »Nach Auskunft unseres Informanten hat Shamron einen Killer von außerhalb engagiert«, sagte Carter. »Einen auf Honorarbasis arbeitenden Attentäter, einen Berufskiller.
    Shamron soll ihn mit privat beschafften Geldern bezahlt haben.«
    »Hat er eine Personenbeschreibung geliefert?«
    »Nein.«
    »Herkunft?«
    »Europa oder Naher Osten. Vielleicht am ehesten aus dem Mittelmeerraum.«
    »Ich habe einen Videofilm mit dem Attentat gesehen.«
    »Wie bitte?« fragte Adrian überrascht.
    Michael berichtete von seinem Treffen mit Jusuf Hafis.
    »Du glaubst also, daß Oktober der Täter gewesen ist?« fragte Carter.
    »Ich weiß, wie er sich bewegt, und ich habe gesehen, wie er schießt«, sagte Michael. »Der Mann könnte Oktober gewesen sein, aber das ist schwer zu beurteilen. Trotzdem kann ich's vielleicht beweisen.«
    »Wie?«
    »Damals auf Shelter Island hat mein Schuß seine Hand getroffen«, antwortete Michael. »Seine rechte Hand, mit der er schießt. Bei dem Mord an Achmed Hussein hat der Killer keine Handschuhe getragen. Finde ich an seiner rechten Hand eine Narbe, weiß ich, daß es Oktober gewesen ist.«
    »Wo ist der Videofilm?« fragte Carter.

    »Den habe ich.«
    Der Ober klopfte an und trat ein, um die Vorspeisenteller abzutragen.
    Als er wieder gegangen war, sagte Monica: »Kommen Sie zur Agency zurück, bin ich bereit, Ihren Zuständigkeitsbereich zu erweitern. Sie leiten nicht nur die Sonderkommission Nordirland, sondern erhalten auch den Auftrag, Oktober aufzuspüren und festzunehmen, falls er wirklich noch lebt. Sind wir uns dann einig, Michael?«
    »Darüber muß ich erst mit Elizabeth sprechen«, antwortete er.
    »Ich melde mich morgen.«
    »Als erfahrener Sachbearbeiter sind Sie ausgebildet, Männer dazu zu bringen, ihr Land zu verraten«, sagte Monica liebenswürdig lächelnd. »Ich bin sicher, daß Sie keine Mühe haben werden, Ihre Frau davon zu überzeugen, daß dies die richtige Entscheidung ist.«
    »Sie kennen Elizabeth nicht!« sagte Adrian Carter lachend.
    Nach dem Abendessen hatte Michael das Bedürfnis, noch einen Spaziergang zu machen. Er wohnte jenseits des Central Parks in der Fifth Avenue, aber selbst als ehemaliger CIA-Offizier mit Nahkampfausbildung wußte Michael, daß es besser war, den Park nachts zu meiden. Statt dessen ging er in südlicher Richtung, umrundete den Columbus Circle und lief an den übelriechenden Pferdekutschen vorbei Central Park South entlang.
    Als er auf dem Gehsteig der Fifth Avenue, der den Park begrenzte, nach Norden unterwegs war, begann es zu schneien.
    Er fürchtete sich vor dem bevorstehenden Gespräch mit Elizabeth; sie würde wütend sein - und das mit Recht. Nachdem Oktober und Astrid Vogel sie zu ermorden versucht hatten, hatte er Elizabeth versprochen, er werde die Agency endgültig und für immer verlassen. Und jetzt würde er sein Versprechen brechen.
    Er setzte sich auf eine Bank und sah zu den beleuchteten Fenstern ihrer Wohnung hinauf. Er dachte an den Tag, an dem er Elizabeth kennengelernt hatte: ein halbes Jahr nach dem Mord an Sarah Randolph an einem schwülheißen Nachmittag auf der Chesapeake Bay an Bord der Jacht eines gemeinsamen Freundes. Die Agency hatte konstatieren müssen, daß Michael enttarnt war; er war aus London abgezogen worden und hatte in Langley einen langweiligen Schreibtischjob bekommen. Er haßte seine Arbeit und litt noch immer so unter Sarahs Tod, daß er keine andere Frau auch nur ansah. Dann wurde Michael Elizabeth Cannon vorgestellt - der schönen, intelligenten Tochter des berühmten Senators aus New York - und hatte erstmals seit jener Nacht am Chelsea Embankment wirklich das Gefühl, Sarah Randolphs Schatten weiche etwas zurück.
    Sie liebten sich in dieser Nacht, und danach belog Michael sie in bezug auf seinen Beruf. Was seine Arbeit betraf, log er noch monatelang. Erst als sie Heiratspläne zu schmieden begannen, war er gezwungen, ihr die Wahrheit zu gestehen: daß er als CIA-Offizier Agenten in Terroristengruppen einschleuste - und daß eine Frau, die er sehr geliebt hatte, vor seinen Augen ermordet worden war. Elizabeth gab ihm eine Ohrfeige und erklärte ihm,

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