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Der Botschafter

Der Botschafter

Titel: Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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weitblickend und vernünftig genug gewesen ist, in diesen Zeiten einen Mann Ihres Formats nach London zu entsenden«, sagte die Königin.
    »Wenn ich ganz offen sein darf, Botschafter Cannon, verstehe ich nicht, weshalb Ihre Präsidenten im allgemeinen ihre politischen Förderer nach London schicken, statt Profis wie Sie zu entsenden.«
    »Nun, Euer Majestät, ich bin auch kein Profi. Ich bin im Grunde meines Herzens Politiker. Meines Wissens ist erst ein Berufsdiplomat aus unserem Außenministerium Botschafter in London gewesen: Raymond Seitz, der Präsident Bush vertreten hat.«
    »Ein sehr liebenswürdiger Mann«, sagte die Königin. »Aber wir freuen uns darauf, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Sie haben viel Erfahrung als Außenpolitiker. Wenn ich mich recht erinnere, sind Sie Vorsitzender dieses Senatsausschusses gewesen, der ... oh, Patrick, helfen Sie mir.«
    »Senatsausschuß für Auswärtige Angelegenheiten«, warf Sir Patrick ein.
    »Ja, der bin ich gewesen.«
    »Nun, die Lage in Nordirland ist sehr gespannt, und wir brauchen die Unterstützung Ihrer Regierung, wenn wir den Friedensprozeß zum Abschluß bringen wollen.«
    »Ich freue mich, Ihr Partner zu sein, Euer Majestät.«
    »Danke, gleichfalls«, sagte sie.
    Douglas spürte, daß die Königin unruhig wurde; das Gespräch hatte seinen natürlichen Abschluß gefunden.
    »Darf ich Ihnen meine leitenden Mitarbeiter vorstellen, Euer Majestät?«
    Elisabeth II. nickte. Die Tür wurde wieder geöffnet und zehn amerikanische Diplomaten traten ein. Douglas stellte sie der Königin einzeln vor. Als er Wheaton als seinen politischen Verbindungsoffizier bezeichnete, warf die Königin ihm einen zweifelnden Blick zu.
    »Ich bin seit einigen Jahren Witwer, Euer Majestät«, fuhr Cannon fort. »Meine Tochter konnte mich heute nicht hierher begleiten, aber darf ich Ihnen meinen Schwiegersohn Michael Osbourne vorstellen?«
    Sie nickte, und Michael betrat den Empfangssaal. Königin Elisabeth II. musterte ihn prüfend, als erkenne sie ihn wieder.
    Sie beugte sich etwas nach vorn und fragte halblaut: »Sind Sie nicht derjenige, der letztes Jahr in diese Sache auf dem Flughafen Heathrow verwickelt gewesen ist?«
    Michael nickte. »Ja, Euer Majestät, aber ...«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Mr. Osbourne«, flüsterte die Königin verschwörerisch. »Sie würden staunen, wenn Sie wüßten, was ich alles erfahre. Ich versichere Ihnen, daß ich ein Geheimnis bewahren kann.«
    Michael lächelte. »Davon bin ich überzeugt, Euer Majestät.«
    »Sobald Sie eines Tages aus dem Dienst ausscheiden, möchte ich Sie für Ihre Taten an diesem Tag gebührend ehren. Durch Ihr Eingreifen haben Sie unzählige Menschenleben gerettet. Ich bedaure, daß ich Sie nicht schon früher kennengelernt habe.«
    »Abgemacht, Euer Majestät.«
    »Ich freue mich schon darauf.«
    Michael trat zurück und blieb neben den Diplomaten stehen.
    Er sah zu Wheaton hinüber und lächelte, aber Wheaton verzog leicht das Gesicht, als habe er eben einen Manschettenknopf verschluckt.
    Sie verließen den Buckingha m-Palast auf demselben Weg.
    Wheaton tauchte neben Michael auf und packte ihn mit einer Hand von hinten am linken Ellbogen. Wheaton spielte Tennis und hatte eine kräftige rechte Hand, weil er ständig mit einem Tennisball spielte und ihn zusammendrückte, wenn die Anforderungen seines Postens ihn zu überwältigen drohten.
    Michael widerstand dem impulsiven Drang, ihm seinen Arm zu entziehen. Daß Wheaton andere Leute unter Druck zu setzen versuchte, lag vermutlich daran, daß er häufig selbst unter Druck gesetzt worden war.
    »Eines möchte ich ganz offiziell feststellen, Michael«, sagte Wheaton freundlich. Er stellte Dinge ständig »ganz offiziell«
    oder »völlig inoffiziell« fest, was nach Michaels Ansicht für einen Geheimdienstmann absurd war. »Ich halte Ihren kleinen Tagesausflug nach Belfast für eine beschissene Idee.«
    »Halten Sie das wirklich für die dieser Umgebung angemessene Ausdrucksweise?«
    »Fuck you, Michael«, flüsterte Wheaton.
    Michael befreite seinen Ellbogen aus Wheatons Griff.
    »Kevin Maguire ist nicht mehr Ihr Agent.« Michael warf ihm einen mißbilligenden Blick zu, weil Wheaton die Todsünde begangen hatte, den Namen eines Agenten laut in einem nicht nach Wanzen abgesuchten Raum auszusprechen. David Wheaton betrachtete Geheimdienstarbeit als ein Spiel, das gespielt und gewonnen werden mußte. Durch den Buckingham-Palast zu schlendern und dabei sotto voce über einen

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