Der Botschafter
wirkenden Engländer. Vor dem Tisch stand ein einzelner Stuhl. Wheaton deutete wortlos mit einer knappen Bewegung der Spitze seines goldenen Kugelschreibers darauf, und McDaniels nahm Platz.
»Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden«, sagte Wheaton. »Hier in der Botschaft scheint es ein Leck in bezug auf den Terminplan des Botschafters zu geben. Dieses Leck wollen wir finden.«
»Was hat das mit mir zu tun?«
»Sie gehören zu den Leuten innerhalb der Botschaft, die alle Termine des Botschafters im voraus kennen.«
»Stimmt«, knurrte McDaniels. »Und falls es Sie interessiert, ob ich irgendwelche Informationen weitergegeben habe, lautet meine Antwort nachdrücklich: Nein!«
»Haben Sie den Terminplan des Botschafters jemals Personen außerhalb der Botschaft zugänglich gemacht?«
»Absolut nicht.«
»Haben Sie jemals mit einem Reporter darüber gesprochen?«
»Wenn es sich um öffentliche Veranstaltungen gehandelt hat, ja.«
»Haben Sie einen Reporter über Einzelheiten wie die geplante Fahrtroute des Botschafters zu einer Besprechung oder das vorgesehene Transportmittel informiert?«
»Natürlich nicht«, antwortete McDaniels gereizt. »Außerdem wäre das den meisten Reportern herzlich egal.«
Michael Osbourne blätterte in einer Akte.
»Sie sind unverheiratet«, stellte er fest.
»Ja, das bin ich«, sagte McDaniels. »Und weshalb sind Sie hier?«
»Wir stellen die Fragen, wenn's recht ist«, sagte Wheaton.
»Haben Sie eine Freundin?« fragte Michael.
»Ja, ich habe eine.«
»Wie lange kennen Sie sie schon?«
»Seit ein paar Wochen.«
»Wie heißt sie?«
»Sie heißt Rachel. Würden Sie mir bitte verraten, was diese ganze ...«
»Rachel wie?«
»Rachel Archer.«
»Wo wohnt sie?«
»Earl's Court.«
»Sind Sie jemals in ihrer Wohnung gewesen?«
»Nein.«
»Ist sie jemals in Ihrer gewesen?«
»Das geht Sie nichts an.«
»Tut mir leid, aber wenn es Sicherheitsbelange betrifft, geht's uns etwas an«, sagte Michael. »Beantworten Sie jetzt bitte meine Frage, Mr. McDaniels. Ist Rachel Archer jemals in Ihrer Wohnung gewesen?«
»Ja.«
»Wie oft?«
»Mehrmals.«
»Wie viele Male?«
»Weiß ich nicht - achtmal, vielleicht zehnmal.«
»Kommt es vor, daß Sie den Terminplan des Botschafters nach Hause mitnehmen?«
»Ja, das tue ich manchmal«, sagte McDaniels. »Aber ich achte sehr sorgfaltig auf ihn. Ich gebe ihn nie aus der Hand.«
»Ist Rachel Archer jemals in Ihrer Wohnung gewesen, wenn Sie den Terminplan des Botschafters mitgenommen hatten?«
»Ja, das ist sie.«
»Haben Sie ihr den Terminplan jemals gezeigt?«
»Nein. Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß ich ihn nie aus der Hand gebe.«
»Ist Rachel Archer eine schwarzhaarige Frau Anfang Dreißig mit hellem Teint und grauen Augen?«
Preston McDaniels wurde aschfahl. »Mein Gott«, murmelte er. »Was habe ich getan?«
Zunächst, Anfang des Abends, war es Michaels Idee.
Wheaton gab anfangs schwere Bedenken zu Protokoll, aber am Ende dieses langen Abends - nach den Telekonferenzen mit Langley, nach den in gespannter Atmosphäre stattfindenden Gesprächen mit den Mandarinen des MI5 und MI6, nach Konsultationen mit der Downing Street und dem Weißen Haus - behauptete Wheaton, das Ganze sei seine Idee gewesen.
Als erstes mußten zwei Fragen beantwortet werden: Sollten sie's tun? Und wer sollte Regie führen, falls sie's taten? Die erste Frage ließ sich rasch beantworten. Die zweite war schwieriger, weil sie Zuständigkeiten betraf, die innerhalb der Geheimdienste mit Zähnen und Klauen verteidigt und oft besser als Geheimnisse gehütet werden. Gewiß, es handelte sich um ein amerikanisches Sicherheitsproblem, das den US-Botscha fter betraf. Aber für Nordirland waren die Briten zuständig, und das Unternehmen würde auf britischem Boden stattfinden. Nach einstündigen zähen Verhandlungen einigten beide Seiten sich auf einen Kompromiß. Die Briten würden die Straßentalente stellen - die Beschatter und technischen Überwachungskünstler - und später auch für den Zugriff verantwortlich sein. Die Amerikaner würden Preston McDaniels fuhren und das Material für seinen Aktenkoffer zusammenstellen - in enger Abstimmung mit den Briten, versteht sich.
Innerhalb der Agency wurde ebenso erbittert gekämpft. Das Zentrum zur Terrorismusbekämpfung hatte den Fall geknackt, und Adrian Carter wollte, daß Michael den amerikanischen Teil des Unternehmens leitete. Aber dagegen sträubte Wheaton sich.
In einem scharf
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