Der Botschafter
amerikanischer Marineoffizier einer deutschen Spionin gefälschtes Material zugespielt.«
»Wie hat der Deckname gelautet?«
»Kesselpauke, glaube ich.«
»Kesselpauke«, wiederholte Wheaton. »Das klingt gut. Okay, es bleibt bei Kesselpauke.«
»Wie ist's ausgegangen?« fragte Michael.
Graham hörte zu spielen auf und hob den Kopf.
»Wir haben gewonnen, Schätzchen.«
Ein MI5-Techniker namens Rodney sah sie zuerst und weckte den Rest des Teams. Wheaton hatte das einzige Schlafzimmer für sich beansprucht. Michael schlief auf der Couch; Graham döste unruhig in seinem Ohrensessel und erinnerte dabei an einen schlaflosen Passagier auf einem Transatlantikflug. Sie rieben sich den Schlaf aus den Augen, während sie vor einem der Bildschirme stehend beobachteten, wie die Frau sich im Arbeitszimmer an McDaniels' Schreibtisch setzte und lautlos seinen Aktenkoffer zu durchwühlen begann.
»Nun, Ladies und Gentlemen, es sieht so aus, als hätten wir soeben die Ulster Freedom Brigade geknackt«, sagte Wheaton.
»Glückwunsch, Michael. Das heutige Abendessen geht auf Ihre Rechnung.«
Preston McDaniels lag wach in seinem Bett und kehrte der Tür den Rücken zu. Er hatte nicht schlafen können, deshalb hatte er sich nur sehr still verhalten, bis er hörte, daß sie aus dem Bett schlüpfte und leise den Raum verließ. Er stellte sie sich in seinem Arbeitszimmer vor, wo sie seine Papiere durchwühlte.
Dabei brandeten widerstreitende Gefühle in immer neuen Wogen über ihn hinweg. Er schämte sich, weil er sich so leicht hatte übertölpeln lassen, und fühlte sich gedemütigt, weil Wheaton und Osbourne ihn zu einem Bauern in ihrem Schachspiel erniedrigt hatten. Aber vor allem fühlte er sich grausam verraten.
Während sie sich geliebt hatten, hatte McDaniels sich einige Augenblicke lang eingebildet, sie empfinde wirklich etwas für ihn. Er würde einen Deal aushandeln, hatte er sich vorgenommen. Er würde erreichen, daß sie zusammenbleiben konnten, wenn diese Geschichte erst einmal ausgestanden war.
Er hörte, wie die Schlafzimmertür geöffnet wurde. Er schloß die Augen. Er spürte, wie sie neben ihm unter die Bettdecke schlüpfte. Er hätte sich am liebsten umgedreht und sie in die Arme genommen, um ihren Körper auf seinen zu ziehen und ihre Beine um sich zu spüren. Aber er lag nur da, stellte sich schlafend und fragte sich, was er ohne sie tun sollte, wenn alles vorbei war.
25
LONDON
»Der Landsitz heißt Hartley Hall«, erklärte Graham Seymour ihnen später an diesem Vormittag in Wheatons Dienstzimmer.
»Er liegt hier an der nördlichen Norfolk Coast.« Er tippte mit der Spitze seines Kugelschreibers auf die große Landkarte, die er mitgebracht hatte. »Dazu gehören über hundert Hektar Land für Spaziergänge und Ausritte, und zum Strand ist's auch nicht weit. Kurz gesagt ist das ein idealer Ort, an dem ein amerikanischer Botschafter ein erholsames Wochenende auf dem Lande verbringen kann.«
»Wem gehört er?« fragte Michael.
»Einem Freund des Intelligence Service.«
»Einem engen Freund?«
»Er hat im Krieg seinen Teil getan und in den fünfziger und sechziger Jahren ein paar Aufträge übernommen.; Aber das sind alles Kleinigkeiten gewesen.«
»Ist er jemals öffentlich mit den britischen Geheimdiensten in Verbindung gebracht worden?«
»Niemals«, sagte Graham. »Die Ulster Freedom Brigade kann unmöglich wissen, daß der Gastgeber des Botschafters alte Verbindungen zu uns hat.«
»Was denken Sie, Michael?« fragte Wheaton.
»Daß Douglas ein Wochenende außerhalb Londons auf dem Land verbringen möchte - ein privates Wochenende mit minimalen Sicherheitsmaßnahmen im Landhaus eines alten Freundes. Wir setzen den Termin auf seine Liste und spielen ihn der Frau über McDaniels zu. Mit etwas Glück beißt die Ulster Freedom Brigade an.«
»Und wir stationieren dort ein SAS-Team, das sie erwartet«, sagte Graham. »Dieses Szenarium hat einen weiteren Vorteil: Hartley Hall liegt so einsam, daß Unbeteiligte auf keinen Fall gefährdet sind.«
»Die Festnahme von Verdächtigen ist nicht gerade die Spezialität des SAS«, stellte Wheaton fest. »Legen wir diesen Köder aus und beißt die Ulster Freedom Brigade an, wird vermutlich viel Blut vergossen werden.« Er sah erst zu Graham hinüber, der sich nicht dazu äußerte, und wandte sich dann mit hochgezogenen Augenbrauen an Michael.
»Lieber ihr Blut als das von Douglas«, antwortete Michael.
»Ich stimme für diesen Plan.«
»Ich muß ihn
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