Der Bourne Befehl
mich, General. Nicht schießen, ich bin unbewaffnet.«
Boris erblickte die kleine, halb verborgene Taschenpistole in seiner rechten Hand. Doch auch wenn der kleine Arsch wirklich unbewaffnet gewesen wäre, hätte das für Boris nichts geändert. Er drückte den Abzug seines Sturmgewehrs, und Zatschek tanzte einen Moment lang wie eine Marionette, deren Strippen gekappt wurden. Blutüberströmt sank er zu Boden, und seine Augen wurden starr.
Boris hielt staunend inne, als er Berija zur Tür eilen sah, offenbar um aus der Synagoge zu flüchten. Er schloss daraus, dass Bourne die Oberhand gewonnen hatte und dass Berija keine Chance mehr sah, sein Ziel zu erreichen.
Doch Boris hatte nicht vor, ihn jetzt entkommen zu lassen.
Er holte ihn kurz vor dem Eingang ein, wo bereits sechs Leichen lagen. Berija rannte zwischen zwei Toten hindurch zur Tür. Als er in einer Blutlache ausrutschte, stieß Boris in vollem Lauf gegen ihn. Ein jäher Schmerz durchzuckte sein Bein. Zatscheks Kugel hatte seine Wade durchschlagen, was einerseits gut war, doch die Wunde blutete stark und musste dringend versorgt werden. Boris’ Bein gab unter ihm nach, und er landete hart und schmerzhaft auf einem Knie. Berija schwang sein Gewehr herum und traf ihn mit dem Kolben am Kinn.
Als Boris vor ihm lag, richtete Berija das Gewehr auf ihn und wollte schon abdrücken, als er plötzlich Stimmen ganz in der Nähe hörte. Er wollte sich nicht durch einen Schuss verraten, wirbelte herum und flüchtete aus der Synagoge, so schnell ihn seine Beine trugen.
Bourne sah, wie Semid Abdul-Qahaar mit seinem schimmernden Dolch auf Rebekka losging. Sie wich aus, griff ihrerseits mit dem Messer an und schlitzte ihm die linke Wange vom Auge bis zum Mundwinkel auf. Sein Mund öffnete sich weit, doch er gab keinen Laut von sich. Er traf sie mit einem Fausthieb in die Seite und ließ einen brutalen Tritt in die Rippen folgen, der sie gegen die Wand schleuderte.
Seinen Vorteil nutzend, stürzte er sich mit dem Dolch auf sie, während er mit der anderen Hand unter seiner Robe nestelte. Rebekka wich dem Dolch mühelos aus, doch nur, weil sein Angriff eine Finte war.
Bourne sah vor ihr die Mauser, die Semid in der anderen Hand hielt. Mit zwei schnellen Schritten war er bei ihm, versetzte ihm einen Fausthieb und riss ihm die Pistole aus der Hand. Als Semid sich Bourne zuwandte, schlug Rebekka verächtlich seinen Dolch zur Seite und stieß mit ihrem Messer zu. Die Klinge drang direkt unterhalb des Brustbeins ein, und sie riss die Waffe mit chirurgischer Präzision nach oben und zur Seite, um die Lunge und das Herz zu durchstoßen.
Blut quoll aus Semids Mund, als er einen Seufzer ausstieß. Sie blickte ihm unverwandt in die Augen, während sie ihn mit dem Messer und ihrem angespannten Arm aufrechthielt.
»Rebekka«, sagte Bourne.
Sie betrachtete Semid, als wäre er ein Insekt auf einem Labortisch.
»Rebekka«, wiederholte Bourne, diesmal sanfter.
Sie atmete aus, zog das Messer heraus, und der Tote sank zu Boden. Bourne erwartete, einen triumphierenden Ausdruck auf ihrem Gesicht zu sehen, doch als sie sich ihm zuwandte, war da nur Abscheu in ihrem Blick.
Sie sah ihn einen langen Augenblick an, und Bourne spürte, dass hinter ihrem kontrollierten Äußeren etwas Wildes, Ungezähmtes lauerte.
»Du bis weggelaufen vorhin«, sagte sie, während sie das Blut von ihrem Messer abwischte, »und jetzt treffe ich dich hier.«
»Dein Glück.« Er lächelte. »Sag nicht, du bist überrascht.«
Ihre Augen brannten vor kaltem Zorn. »Das hier ist mein Revier.«
»Das ist nicht mehr wichtig«, erwiderte er mit ruhiger Stimme, um ihre Wut zu besänftigen. »Semid Abdul-Qahaar ist tot.«
Sie trat nach dem Toten und drehte ihn auf den Rücken. »Ich hab keine Ahnung, wer der Kerl ist«, sagte sie. »Semid Abdul-Qahaar ist das jedenfalls nicht.«
ZWEIUNDDREISSIG
Es gab Momente – und jetzt war wieder so einer –, in denen Hendricks das Sicherheitsteam hasste, das ihm auf Schritt und Tritt folgte. Bestimmt spekulierten sie schon wieder, was ihn dazu bewogen haben mochte, mitten an einem Arbeitstag auf schnellstem Weg nach Hause zu fahren. Er spürte förmlich ihre ungläubigen Blicke durch die getönten Autofenster, als er zu seinem Rosengarten schritt, sich hinkniete und in der Erde zu wühlen begann.
Einer der Männer, Richards, stieg sogar aus und trat zu ihm ans Rosenbeet.
»Sir, fühlen Sie sich nicht wohl?«
»Mir geht’s gut«, erwiderte Hendricks zerstreut.
»Kann
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