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Der Bourne Befehl

Der Bourne Befehl

Titel: Der Bourne Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Eric Van Lustbader
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Gefängnis. Sie sollte gesteinigt werden – können Sie sich das vorstellen! Was für Barbaren, diese Iraner!«
    Er meinte in Wahrheit die Schiiten, die im Iran das Sagen hatten, die zwar auch Muslime waren, aber eben keine Sunniten, wie er selbst. Die Feindschaft, die seit dem Schisma vor 1400 Jahren zwischen den beiden islamischen Hauptrichtungen herrschte, war ebenso verderblich wie unversöhnlich.
    »Verdammte Tiere sind sie!«
    Es war das erste Mal, dass er einen solchen Kraftausdruck gebrauchte, ein Zeichen für die Größe seiner Empörung.
    »Und so machte ich mich selbst auf den Weg. Ich holte sie aus dem Gefängnis und brachte sie aus Teheran und dem Iran heraus. Wir waren auf dem Weg nach Hause, auf einem Schiff im Mittelmeer, als die Domna auftauchte.« Er wandte seine Augen abrupt Bourne zu. »Sechs Mann. Sechs! So viele hielten sie für nötig. Die Domna hatte mich gewarnt, nicht in den Iran zu gehen, mich nicht einzumischen, damit der Frieden im Hohen Konzil gewahrt blieb. Es sei notwendig, meinten sie, dass Schiiten und Sunniten die Traditionen des anderen respektierten. ›Aber es geht hier um meine Tochter‹, habe ich zu ihnen gesagt. ›Um mein Fleisch und Blut.‹ Aber sie meinten, dass ich damit eine Auseinandersetzung innerhalb der Domna auslösen würde, die nicht mehr zu kontrollieren sei. Ich glaube, sie hörten mir gar nicht richtig zu, oder es war ihnen egal, was ich sagte. ›Denk an unsere Ziele‹, sagten sie. ›Nichts kann wichtiger sein als das.‹«
    Sein Kopf wirbelte herum. Unter seinen Fingernägeln hatte er Baumrinde und Dreck. Eine Ameise krabbelte verloren über seinen Finger.
    »An dem Tag habe ich meine Tochter zum letzten Mal gesehen. Ich habe nichts unternommen … weil ich damals einer von ihnen war und weil man nichts tun konnte gegen den Willen der Gemeinschaft. Sicher, ich war damals geschwächt, ich hatte viel Blut verloren.« Er hob die rechte Hand, sodass Bourne die hässliche weiße Narbe mitten in der Handfläche sehen konnte. »Ich habe keine Kraft mehr, sagte ich mir, ich muss loyal sein, sagte ich mir, aber als ich nach Hause kam und meiner Frau in die Augen sah, verflüchtigten sich die Lügen, die ich mir eingeredet hatte, wie Nebel in der Sonne.« Seine Augen suchten die von Bourne. »Damit hat sich alles für mich geändert, verstehen Sie das?«
    »Sie haben den Rubikon überschritten.«
    Essai schien über Bournes Worte nachzudenken, dann nickte er. »Als ich nach Hause kam, war ich ein anderer Mensch, ein Krieger, ein Mann mit einem dunklen Herzen. Meine Kollegen – die Leute, die ich für Freunde gehalten hatte –, sie hatten mich verraten. Sie hatten sich von mir entfernt, ohne dass ich es gemerkt hatte. Sie gehörten nicht mehr zur Domna – jedenfalls nicht zu der, die ich einst bewundert hatte. Das war eine neue Domna, die ganz unter dem Einfluss der Moschee und der widerwärtigen Schwarzen Legion stand.
    Jetzt kann ich an nichts anderes mehr denken als an Rache. Die Informationen auf dem Laptop, den Sie mir gestohlen haben, sollten mir zu dieser Rache verhelfen. Ich wollte ihnen das Gold vor der Nase wegschnappen, aber das ist jetzt nicht mehr möglich.«
    Bourne wollte etwas antworten, aber Essai wischte seine Worte mit einer kurzen Handbewegung weg. »Allah ist groß, Allah ist gut – und deshalb hat er mir Sie geschickt, das Werkzeug meiner Rache.«
    Eine Weile schwiegen sie wieder. Nächtliche Geschöpfe summten und zirpten über ihnen. Schließlich räusperte sich Essai. »Ich brauche Ihre speziellen Fähigkeiten, Mr. Bourne. Sie sind der Einzige, dem ich in dieser Sache vertraue. Sie sind in der Lage herauszufinden, wie der neue Plan der Domna aussieht. Zusammen könnten wir sie aufhalten.«
    »Ich arbeite allein.«
    »Schon seltsam, nicht?« Er schien gar nicht gehört zu haben, was Bourne gesagt hatte – jedenfalls ging er nicht darauf ein.
    »Dass Sie von Vertrauen sprechen.«
    »Wir sind beide Männer, die zu ihrem Wort stehen, ja?«
    Bourne nickte.
    Essai kniff die Augen zusammen. »Dann schlage ich Ihnen vor …«
    »Ich weiß, was Sie von mir wollen«, fiel ihm Bourne ins Wort.
    »Weil Sie es selbst vorhatten. Aber jetzt haben Sie meine Unterstützung.«
    »Ich will Ihre Unterstützung nicht.«
    »Bei allem Respekt, Mr. Bourne, in diesem Fall werden Sie sie brauchen. Die Domna ist groß und mächtig, ihre Arme reichen in alle Winkel der Erde.« Er wedelte warnend mit dem Zeigefinger. »Sie denken, ich übertreibe maßlos, aber ich

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